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Dee, ihr Vater und ihre zwei Brüder ziehen um – sehr zu ihrem Gefallen, denn in der alten Stadt hält sie nichts mehr. Jetzt kann Dee komplett neu anfangen: Eine neue Schule, eine neue Wohngegend, neue Freunde und ein neues Leben, das ist zumindest ihr Plan.
In diesem neuen Leben passiert viel: Sie verliebt sich, eine ihrer neuen Freundinnen bangt um ihre Mutter, eine andere Freundin lässt sich mit einem älteren, charmanten und reichen Mann ein und verändert sich dramatisch als Folge davon … Und doch muss Dee erfahren, dass man der Vergangenheit nicht so schnell entkommen kann, sie lauert und wird immer wieder zuschlagen, wenn man es nicht erwartet.
"Gefährlich nah" spielt lange mit dem Leser. Man erfährt erst spät durch Dee, was damals passiert ist, weswegen ihr Vater in Therapie ist, warum der eine ihrer kleinen Brüder verstört und schreckhaft ist, während der andere mit Drogen experimentiert, und sie selbst niemandem vertraut und immer Hintergedanken bei jedem vermutet. Die Hinführung zu dieser Auflösung ist spannend, und so rätselt man als Leser sehr lange, was wirklich passiert ist, ohne darauf zu kommen. Doch diese Auflösung stellt keinesfalls das Ende der Geschichte dar, auch wenn Dees Geheimnis gelüftet ist. Dafür sorgen schon die anderen Mädels.
In diesem Buch werden die unterschiedlichsten Beziehungen thematisiert, und keine davon ist wirklich einfach: Die Beziehung, die Dees Leben und das ihrer Familie nachhaltig geschädigt hat, die Beziehung ihrer Freundin Hazel zu ihrer Mutter, die unausgewogene Beziehung zwischen einem Mädchen und einem älteren Mann, zwischen Freunden, zwischen Verliebten, zwischen Geschwistern… Immer geht es um Vertrauen, Macht und Liebe, nicht immer ist auf den ersten Blick ersichtlich, welche Gefühle hier vorherrschen.
Doch obwohl "Gefährlich nah" durchaus spannend zu lesen ist und die Aufteilung auf verschiedene Charaktere, die die Geschichte immer ein Stück weit aus ihrer Sicht weitertreiben, Abwechslung bringt, fragt man sich am Ende der Geschichte, worauf die Autorin hinaus will. Das Ende ist zwar nicht wirklich offen, auch wenn die Zukunft natürlich ungewiss ist, dennoch wirkt das Buch seltsam unfertig. Auf einmal ist es vorbei, befriedigend für den Leser ist das aber nicht. Bei all den verschiedenen Handlungen der Personen wird nie erklärt, warum es dazu kommen konnte. Menschen verhalten sich einfach merkwürdig, und damit wird alles gerechtfertigt, was geschieht. Dennoch ist der Roman wunderbar geschrieben und macht Spaß zu lesen – auch wenn die Übersetzung hin und wieder etwas unbeholfen wirkt. Manche Wörter sind im Deutschen und im Englischen identisch, bedeuten aber etwas anderes. Darauf wurde vereinzelt nicht geachtet, was zu kleineren Irritationen führen kann.
"Gefährlich nah" macht trotz unausgegorenem und abruptem Ende Spaß beim Lesen und fesselt einen durch die späte Auflösung an die Seiten.