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Engel leben unter uns. Sie bekleiden Machtpositionen in Kirche und Staat, beherrschen Banken und Parlamente, lösen Kriege und Finanzkrisen aus und bestimmen das Schicksal durch Geburtenkontrolle, Genmanipulation und die Beherrschung von Massenmedien und Rohstoffreserven. Kurzum: Gefallene Engel sind für alles Übel der Welt zuständig. Diese gewagte Theorie stellt Elizabeth Clare Prophet auf und behauptet, sie anhand des Buches Henoch und anderen apokryphen Texten sowie Verbindungen zu Jesus und der Bibel beweisen zu können.
In ihrem Werk "Gefallene Engel und der Ursprung des Bösen" geht die Autorin zuerst auf die Geschichte der Engel und des Buches Henoch ein, das erklärt, wie das Böse in die Welt kam.
Die Schriften des Henoch wurden wegen ihres kontroversen Inhalts von der christlichen Kirche und auch den Juden verboten und zerstört, lediglich der äthiopisch-orthodoxen Kirche ist es zu verdanken, dass die Texte erhalten wurden, denn dort verehrt man sie ebenso sehr wie die Bibel.
An ihre eigenen Ausführungen schließt die Autorin mit einer Übersetzung des Buches Henoch an, später präsentiert sie auch noch "Das Buch der Geheimnisse des Henoch". Danach zeigt Elizabeth Clare Prophet in tabellarischer Form Parallelen zwischen dem Buch Henoch und der Bibel auf.
Außerdem bietet die Autorin noch einige "spirituelle Lösungen" wie Meditation an, um sich vor dem Bösen zu schützen.
"Das verbotene Buch Henoch und seine erstaunlichen Offenbarungen" lautet der Untertitel dieses Werks. Nun, verboten ist das Buch Henoch keineswegs - den Text kann man in der vollständigen Überlieferung im Internet lesen oder auch in einer gut sortierten Bibliothek ausleihen. Auch nach erstaunlichen Offenbarungen muss man etwas länger suchen. Die Behauptungen, dass Engel unter uns leben, Frauen verführen und Kriege anzetteln, sind allenfalls haarsträubend und werden an keiner Stelle des vorliegenden Buches sinnvoll begründet oder gar bewiesen. Überhaupt ist "Gefallene Engel und der Ursprung des Bösen" eher eine Ansammlung apokrypher und biblischer Texte. Das Wenige, was Prophet selbst verfasst hat, klingt reißerisch, schlecht recherchiert und unsachlich. Sie stellt eine Menge Spekulationen auf, versucht diese als unanfechtbare Wahrheiten zu verkaufen und beweist damit nicht mehr als die Tatsache, dass sie von dem Sujet eigentlich kaum Ahnung hat. Auch merkt man dem fanatischen Unterton und dem Absolutheitsanspruch, den Prophet immer wieder an ihre Thesen stellt, an, dass das Buch von der Leiterin einer religiösen Organisation - man kann es auch Sekte nennen - verfasst wurde und nicht von einem Experten.
Die Übersetzungen von den Henochbüchern sind zudem nicht die besten. Statt der anerkannten und sehr gelungenen Übersetzung von R. H. Charles aus dem Jahr 1912 wurde hier die Version von Richard Lawrence gewählt, die als die schlechteste Übersetzung gilt.
Wer sich für das Buch Henoch, die Bibel und apokryphe Texte interessiert, sollte sich die Originaltexte zulegen - allerdings ohne den hanebüchenen Unsinn und die überflüssigen spirituellen Ratschläge, die Elizabeth Clare Prophet in ihrem Werk hinzugefügt hat.