Die Geographie des aventurischen Kontinents wird für die meisten seiner Bewohner wohl immer ein Geheimnis bleiben. Manch ein einfacher Bauer oder Tagelöhner kann von Glück sprechen, wenn er Wissen über die Gegebenheiten seines eigenen Landes erlangen konnte. Schließlich hat jeder einzelne Landstrich des über dreitausend Meilen langen Kontinents seine eigene Geschichte und seine eigene Kultur. Hierbei sind die unterschiedlichen Rassen, wie die Wald und Eiswüste bewohnenden Elfen, die untertage lebenden Zwerge, die Achaz als Herrscher der Sümpfe oder die Menschen, die Täler und Wüste bewohnen, nur grobe Unterteilungen, was Kultur und Territorium betrifft.
Vom hohen Norden über Gebirge, Auen und Wüsten, bis hin zu den Sümpfen und Dschungeln beeinflusst das Land eine Gesellschaft im gleichen Maße, wie die jeweilige Geschichte eines jeden Reiches. So haben sich nicht nur unterschiedlichste Gesellschafts- und Staatsformen entwickelt, auch haben Wissenschaft und natürliche Gegebenheiten jedem Volk ein ganz besonderes Gepräge gegeben, sodass man über zwei Dutzend Gebiete voneinander abgrenzen kann.
Neben der Staats- und Gesellschaftsform, welche von Feudalismus und Despotie über Geldaristokratie bis zu Stammesgefügen und Sippengesellschaften reicht, haben sich auch unterschiedlichste Philosophien und Lebensweisen entwickelt. Besonders das Militär und die Wissenschaft beeinflussen die Entwicklung eines jeden Landstriches und somit auch das Verständnis von Mode und Kunst. Die Zahl verschiedener Ausprägungen und Schwerpunkte scheint daher unerschöpflich, auch wenn sie manchen immer verborgen bleiben werden.

Das Hardcoverbuch ist das erste und grundlegende Regionalmodul der vierten Edition und gibt einen guten Überblick über alle vorherrschenden Gesellschaften, ihrer Geschichte, Kultur und Technik. Auf 256 Seiten werden dem Leser die Geographie und unzählige Hintergründe des aventurischen Kontinents nahe gebracht. Ein Inhaltsverzeichnis, Lesezeichen und ein Stichwortverzeichnis im Anhang erleichtern die Suche nach Regionalbeschreibungen und Hintergrundwissen. Im Cover eingelegt ist eine DIN-A-2 Karte Aventuriens, eine Karte der politischen Grenzen und Anspruchsgebiete, sowie eine stilisierte Weltkarte.

Nach einer Zusammenfassung über den aventurischen Kontinent und die einzelnen Gesellschaftsformen folgen die Kurzbeschreibungen über die verschiedenen Regionen und ihrer Kultur. Ein immer gleicher Aufbau ermöglicht hierbei eine schnelle Orientierung. Wichtige Informationen sind in einem grau hinterlegten Kasten zu finden, bevor genauere Beschreibungen über das Land und die Geschichte sowie die wichtigsten Städte folgen.
Im nächsten Teil über das Leben und den Alltag in Aventurien finden sich detaillierte Abhandlungen über die Infrastruktur, den Handel und den Informationsaustausch sowie ein Einstieg zum Hintergrundwissen über Maßeinheiten, Mundarten und die Rechtsprechung. Größerer Aufmerksamkeit wird dem Militär und der Geschichte des Kontinents gewidmet, bevor andere Wissensgebiete wie Kunst, Mode, Ernährung und Freizeitvergnügen umrissen werden. Die folgenden Kapitel über Feiertage, Krankheiten und Gifte sind eher knapp gehalten und werden erst in der Zoo-Botanica genauer behandelt. Dafür beschäftigten sich die letzten fünfzig Seiten dieses Werkes ausgiebig mit den wichtigsten Persönlichkeiten der verschiedenen Regionen. Den Abschluss bildet der Anhang mit einer Liste der Herrscher, einem immerwährenden Kalender und einer Entfernungstabelle.

Die Kapitel werden durch zahlreiche Bilder illustriert und vermögen einen guten, wenn auch nur groben Überblick zu vermitteln. Zwar können die Beschreibungen die einzelnen Regionalmodule nicht aufwiegen, verschaffen dem Leser aber einen sehr zufrieden stellenden Überblick. Bezüglich des Hintergrundwissens über das Leben in Aventurien kann sich das Buch auch als wertvolles Nachschlagewerk behaupten und wahrt durch kurze und gut zusammengefasste Absätze die Übersichtlichkeit. Trotz des Wesens, welches ein solches Buch voller kurzer Zusammenfassungen aufweist, ist es den Autoren gelungen, den aventurischen Realismus zu wahren und ein überzeugendes und durchdachtes Bild der Welt entstehen zu lassen, wobei selbst der Humor nicht zu kurz kommt.

Die Geographia Aventurica ist trotz der Vielseitigkeit übersichtlich und vermittelt gerade dem Spielleiter das nötige Hintergrundwissen über die einzelnen Regionen und Kulturen. Leider kann das Buch die Notwendigkeit von Regionalhilfen nicht vollends aufheben, zumal das Buch zwar das erste Regionalmodul der neuen Edition ist, durch die Geschehnisse in Aventurien jedoch schon nach kurzer Zeit überholt und nicht mehr aktuell ist. Dies ist umso ärgerlicher, zumal der Preis von dreißig Euro schon bei Erscheinen etwas hoch erschien.