Die deutsche Ausprägung des Impressionismus kann man sicher als eine Art Abkömmling des französischen "Vorbilds" sehen, zumal viele deutsche Maler sich in Frankreich Anregungen holten, dennoch lassen sich auch weitere, prägnante Einflüsse und persönliche Eigenheiten der deutschen Impressionisten beobachten. Nicht zuletzt besitzt die Landschaft bei den deutschen Malern jener Epoche einen völlig anderen Stellenwert als bei ihren französischen Zeitgenossen.

2010 befasste sich eine Ausstellung im Kölner Wallraf-Richartz-Museum mit den Landschaften der drei berühmtesten deutschen Impressionisten: Liebermann, Corinth und Slevogt. Der hier besprochene Katalog zu dieser Ausstellung (in englischer Sprache) zeigt und erläutert nicht nur die Exponate, sondern enthält zudem im Anschluss an Vorwort und Einführung Essays, mittels derer der Leser einen umfassenden Überblick über die Landschaftsmalerei bei den deutschen Impressionisten erhält. So erklärt und beschreibt Helga Kessler Aurisch den Impressionismus in Deutschland: wie der Stil dort allmählich aufkam, welche Bezüge zu französischen und anderen europäischen Malern und Werken bestanden, die Rolle der Münchner und der Berliner Secession und nicht zuletzt der drei Maler, denen sich die Ausstellung widmet. Der Essay von Götz Czymmek, betitelt "From Naturalism to Impressionism", untersucht Geschichte, Strömungen, Bedeutung und andere Aspekte der Landschaftsmalerei im Deutschland des 19. Jahrhunderts.
Im sich anschließenden Hauptteil des Buchs treten die drei Maler nacheinander in Erscheinung. Zunächst findet man jeweils einen ausführlichen, detaillierten Artikel zu Leben und Werk, anschließend den dazugehörigen "Katalog" – großformatige Abbildungen der 2010 in Köln ausgestellten Werke des jeweiligen Malers und kurze Erläuterungen dazu.

Sämtliche Textbeiträge sind sehr interessant und vermögen es, dem Leser einen recht tiefen, umfassenden Einblick in die Sujets zu vermitteln. Es kommen auch eher selten erwähnte Aspekte zur Sprache, etwa der fatale Einfluss des deutsch-französischen Krieges von 1870/71, der dazu führte, dass viele Franzosen, darunter auch Maler, nicht mehr mit Deutschen sprachen, auch wenn es sich um herausragende Künstler handelte. Zahlreiche Abbildungen ergänzen die Texte, deren Englisch gut verständlich ist.
In den Katalogteilen zu den drei Malern ist dem Großteil der Bilder je eine Doppelseite gewidmet. Rechts befindet sich eine Reproduktion des Kunstwerks in sehr guter Qualität, auf nicht spiegelndem Papier; links werden Katalog-Nummer, Titel, Signatur, Material und Maße sowie Eigentümer aufgeführt, gefolgt von Erläuterungen zum Bild, wobei der Aspekt "Landschaftsmalerei" natürlich besonders berücksichtigt wird. Den Abschluss bildet eine Übersicht über die Referenzen. Bisweilen teilen sich zwei Gemälde eine Doppelseite; sie sind dann dennoch in akzeptabler Größe abgedruckt und mit informativen Begleittexten versehen.
Liebermann, Corinth und Slevogt werden in diesem Buch in Wort und Bild, vielmehr anhand ihrer Bilder, auf interessante Weise portraitiert, und der Leser lernt, ihr Schaffen in einem größeren Zusammenhang zu sehen, ihre Inspirationsquellen zu erkennen und den deutschen Impressionismus sowohl als "eigenes" Phänomen als auch im europäisch-nordamerikanischen Kontext zu sehen, Reibungen inklusive.

Weit über die Ausstellung hinaus vermag der Band wichtige und interessante Informationen zu vermitteln, Bildqualität und Layout überzeugen und gefallen, ebenso die Auswahl der Werke selbst – neben den Exponaten der Ausstellung auch die in den Essays zur Erläuterung und als Beispiel herangezogenen, abgedruckten Bilder - und natürlich der für diese drei Künstler zunächst keineswegs im Vordergrund ihres Schaffens stehende Aspekt der Landschaftsmalerei.
Ein inhaltlich wie auch in Bezug auf die Gestaltung und den Druck hochwertiges Buch, das für jeden des Englischen mächtigen Freund des Impressionismus eine Bereicherung sein dürfte.