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 Gestatten? ... Goethe! / Gestatten? ... Heine! / Zirkus Morgenstern

Uli Türks Gedichtezeit


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton


Uli Türk ist Rezitator aus dem schönen oberbergischen Land; ähnlich wie Lutz Görner bringt er Gedichte, klassische und weniger klassische, ans Volk. Im Verlag Voggenreiter gibt es drei seiner Radiofeatures zu verschiedenen Dichtern in einer Box auf ebenso vielen CDs.

Gestatten? ... Goethe!
Große Nachrichten! Mit der Zeitmaschine eines Herrn Wells ist der Geheime Rat Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1989 in Bonn auf dem Münsterplatz gelandet. Mit ein paar Redakteuren einer Schülerzeitung macht er auch gleich noch einen kleinen Ausflug und rezitiert die ganze Zeit Gedichte.

So hanebüchen die Story auch ist, sie hat viel Charme, noch mehr Charme haben die toll vorgetragenen Gedichte. Das macht jede Menge Spaß. Und auch Gedichte, die eher traurig sind, kommen sicherlich auch gut bei jungen Hörern an. Kleines Manko ist allerdings das Alter der Aufnahme, denn heute Kindern noch beizubringen, dass Weimar und Leipzig in der DDR liegen, ist ja eher unpraktisch.

Gestatten? ... Heine!
Dieses Mal reisen die Kinder selbst in die Vergangenheit und besuchen Henri, na ja, Heinrich Heine, in Paris. Der wundert sich nicht wenig, kommt aber gerne mit zu einem kleinen Ausflug. Glücklicherweise kann die Zeitmaschine auch räumlich ungeahnte Strecken zurüklegen - außerdem wird sie ja auch vom Pisspottlied angetrieben, auch einem Gedicht Heines.

Alles, was bei Goethe noch originell und charmant ist, wird bei Heine eher unverständlich. Die krude Story nimmt auch das fantasiereichste Kind keinem mehr ab, und es gibt auch keine richtigen Zusammenhänge, die diese Form sinnvoll machen würden. Das wirkt sehr gemusst, nicht gekonnt.

Zirkus Morgenstern
Alles hereinspaziert in den Zirkus der nie gesehenen Wesen und der unsinnigen Gedichte! Christian Morgenstern war ja bekanntlich ein Meister der Unsinnspoesie. Dieses Mal macht Uli Türk so ziemlich alles selbst, ist Zirkusdirektor und zwei Erfinder, Professor Weisswas und alles mögliche andere.

Na, das geht dann aber richtig schief. In dem Rausch der Unsinnspoesie wird auch das ganze Feature ziemlich sinnlos. Vor allem der Professor mit gleich drei nervigen Sprachfehlern geht gar nicht, man versteht ihn nicht, und lustig ist das erst recht nicht. Aber auch alle anderen Gedichte sind in diesem Fall schlecht vorgetragen, Lustiges kommt halt am besten, wenn man es ernst nimmt. Türk gefällt sich aber scheinbar so in den vielen Rollen und im Klamauk, dass man beim Zuhören mit Sicherheit den Faden verliert.


Da geht von CD 1 bis CD 3 ganz kräftig die Qualität den Bach herunter. Die charmante Goethe-Geschichte wirkt viel ernsthafter und dabei auch spaßiger als die anderen. Und dem großen Meister Morgenstern wird sowohl von der Gedichtauswahl als auch von der Form her definitiv Unrecht getan.

Also so richtig empfehlen kann man die CDs nicht, das ist doch alles ein bisschen zu altbacken und oft auch einfach schlecht gemacht. Das, was zumindest bei den beiden ersten CDs richtig gut sind, sind die Rezitationen, die dafür allerdings bei Morgenstern sehr daneben sind.

Holger Hennig



CD | CD-Anzahl: 3 | Erschienen: 01. Januar 2007 | FSK: 10 | ISBN: 9783802405891 | Laufzeit: 136 Minuten | Preis: 29,95 Euro

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