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Morton Rhue ist sicherlich einer der bekanntesten Jugendbuchautoren, denn "Die Welle" geht wahrlich an kaum einem Schüler vorbei. Allerdings erinnert man sich eigentlich auch nur an "Die Welle", was aber nicht daran liegt, dass Rhue nur dieses eine Buch geschrieben hätte. Das aktuelle Buch heißt "Ghetto Kidz" und ist beim Ravensburger Buchverlag erschienen.
Kalon ist ein durchaus intelligenter Junge, irgendwo in einem Ghetto der USA. Er wächst zusammen mit der großen Schwester bei seiner Gramma auf, die Mutter starb in einer Schießerei. In kleinen Episoden lernen wir seine Freunde kennen und sehen ihn älter werden. Terrel, sein bester Freund, ist der Cousin von Marcus, dem Boss hier in der Gegend, und natürlich will auch Terrel ein Gangbanger sein, ein kleiner Krimineller, der zu einer Gang gehört. Lightbulb ist ein ganz anderer Typ, er ist hochintelligent, was ihm im Ghetto aber nichts nutzen wird. Sein einziger Fehler ist, dass er nicht von seinen Freunden weg will, nicht auf die bessere Schule irgendwo drüben in der City, wo er locker einen guten Abschluss machen könnte.
Auch Kalon könnte auf eine bessere Schule gehen, aber es ist kein Geld da, seine Gramma wird auch älter und Nia, seine Schwester, wird natürlich viel zu früh schwanger. Marcus will Kalon für die Disciples anwerben, sieht in dem ernsten und intelligenten Jungen ein Talent. Und irgendwann sieht Kalon keinen anderen Weg mehr, denn irgendwer muss die Familie durchbringen, als Nias Freund Denzel - auch ein Disciple - von den Gangstas aus der Nachbarschaft umgebracht wird.
Kalon wird also auch ein Disciple, und sehr schnell steigt er auf, mit sechzehn ist er die rechte Hand von Marcus, aber Gangbanger sind kurzlebig ...
Eine kleine episodenhafte Geschichte, aber leider ohne Geschichte. Morton Rhue hat meisterlich recherchiert, um dann alles, aber auch alles, was er erfahren hat, auch in das Buch hineinzupacken. Eine echte Geschichte zu erzählen hat er dabei nicht, er möchte aufklären, Informationen weiterreichen, hat dabei aber so ziemlich vergessen, dass ein Roman ohne Geschichte ziemlich leer bleibt.
Gut geschrieben ist diese Informationsvermittlung trotzdem, man liest sich so durch, das ist schon in Ordnung. Aber dadurch, dass die Story immer konstruiert wirkt, immer ein bisschen zu viel schlimme Dinge passieren, die Gesamtstimmung immer total pessimistisch ist, kann man das Buch nicht so richtig ernst nehmen, kann man nicht wirklich mitleiden - und so wird dieses Buch auch nicht lange im Gedächtnis bleiben.
Wer sich informieren will, der wird hier einiges finden, wer einfach nur ein gutes Buch lesen will, der sollte einen kleinen Bogen um "Ghetto Kidz" machen.