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Die Cheatum Studios stecken in der Krise: Galten ihre frühen Low-Budget-Produktionen als B-Movies mit Kultprädikat, so wurden die jüngsten Filme von den Kritikern zerrissen. Nicht ganz unschuldig an dieser Misere ist Kelvin Cheatum (K-von Moezzi), seines Zeichens Sohn des Studiobosses und hoffnungslos talentloser, aber von sich selbst überzeugter Produzent. Er ist überzeugt, mit dem gerade in Produktion befindlichen jüngsten Sequel zu „Tiny Terrors“ den Low-Budget-Horror neu beleben und das Studio vor dem Bankrott retten zu können, doch die völlig entnervte Filmcrew sieht der Realität ins Auge. Mitten in die chaotischen Dreharbeiten platzen der todkranke Tiny-Terrors-Fanboy Tommy (Joseph Porter) und seine knackige Pflegerin Heather (Kelsey Sanders) zu einer Tour durch das heruntergekommene Studio. Während sich Kelvin und Heather einem leidenschaftlichen Liebesspielchen vor der satanistischen Kulisse zu „Tiny Terrors 9“ hingeben, nimmt das Unglück seinen Lauf: Die vollbusige Ex-Scream-Queen Polly (Michelle Bauer) liefert eine Box mit steinharten Backwaren ab, die auch ein vom Geist eines hingerichteten Serienmörders besessenes Lebkuchenmännchen enthält. Um sich eines menschlichen Körpers zu bemächtigen, kramt der Gingerdead Man uralte Zauberbücher aus der Requisitenkammer des Studios heraus und bringt am Set ein Blutopfer nach dem anderen dar …
Low Budget muss nicht zwangsläufig mit Low Quality Hand in Hand gehen, wie einige Vertreter des harten Gore oder der zünftigen Horrorkomödie bewiesen haben. Doch immer wieder melden sich Filmemacher, deren Namen zu Recht niemand kennt, zu Wort und aktivieren offensichtlich all ihre Kräfte, um einem den B-Horror gehörig zu vergällen – und die deutsche Synchro will nicht selten mit einem kostengünstigen Ensemble von auf der Straße aufgegabelten Sprechern noch einen draufsetzen. „Gingerdead Man 2: Passion of the Crust“ ist ein Paradebeispiel für die Gleichung, dass die Summe aus mangelndem Talent, kargem Budget und einfallslosem Skript Schrott in Reinkultur ist.
Dabei hört sich die Ausgangslage nicht unattraktiv an: Ein von mordgierigem Leben erfülltes Lebkuchenmännchen, das seine Gier nach ein wenig Gore auf einem Set für Billig-Horrorfilme stillen will – das klingt, als hätte sich da eine gewisse wohlbekannte Mörderpuppe in eine Bäckerei verirrt. Auch die ersten Minuten sprechen eigentlich für den Film: Wie in einer älteren Zeichentrickadaption eines Grimmschen Märchens klappt im Vorspann ein gezeichnetes Buch auf und erzählt die Vorgeschichte zum Film. Während aus dem Off ein Märchenonkel – je nach Tonspur mit sanfter (deutsch) oder strenger (englisch) Stimme – von den Begebenheiten in „The Gingerdead Man“ spricht, zeigen parallel dazu Ausschnitte aus dem ersten Film Bilder von der unberührten Welt einer kleinen Bäckerei, blutbefleckte Gesichter und um ihr Leben kreischende Personen.
Doch leider wurde rein gar nichts aus diesen Ansätzen gemacht. Die von Charles Band produzierte Fortsetzung um den Killerkeks ist – und das ist unschwer zu erkennen – als Hommage an den Billig-Film und seine natürlichen Feinde – nein, nicht die Kritiker, sondern heillos untalentierte Filmemacher – angelegt. Doch anstelle einer augenzwinkernden Parodie wird mit „Gingerdead Man 2“ ein grauenhaft cineastischer Rohrkrepierer aus dem Backofen geholt, der von vorne bis hinten nicht zu überzeugen weiß. Szene für Szene werden stumpfsinnige Dialoge abgewickelt, der Kreativität die Türe vor der Nase zugeschlagen, Langeweile in Reinkultur zelebriert oder knauserig mit Kunstblut umgegangen. Die ach so lässigen Sprüche und witzigen Bemerkungen zünden mit der Gewalt eines platzenden Luftballons, während ein unvermögender Drehbuchautor sein Bestes tut, um jegliche Dynamik vorsätzlich in den Sand zu setzen. Kurzum: Der Film ist ermüdend und macht einfach keinen Spaß. Und seien wir einmal ehrlich: Ein vernichtenderes Urteil kann es für eine Low-Budget-Horrorparodie kaum geben.
Besticht der Film durch gähnende Langeweile, abgedroschene Dialoge und ein stümperhaftes Skript, so setzt die deutsche Synchro noch einen oben drauf: Die Stimmen sind himmelschreiend schlecht ausgewählt und machen aus einem „lediglich“ öden Film eine schmerzhafte Tortur der Sinne. Die Krönung: Der deutsche Sprecher der titelgebenden Backware klingt wie ein frisch getürmter Knastbruder, dessen Konversationsfähigkeiten im Bau verkümmert sind. Während sich die Darsteller in sagenhaft beschränkten Gesprächen ergehen, sucht man als Zuschauer verzweifelt nach einer massiven Wand, an der man seinen Kopf zertrümmern kann, um der Folter ein Ende zu bereiten.
Zur DVD gibt es nicht viel zu sagen: Das Bild kann sich durchaus sehen lassen und ist zweifellos das Beste, was die Silberscheibe zu bieten hat. Die deutsche Tonspur kommt zu gedämpft daher, Dialoge und Soundeffekte klingen dumpf und im Vergleich zum Originalton zu leise; dieser weiß da schon eher zu überzeugen – wobei „überzeugen“ ein recht dehnbarer Begriff ist. An Extras wartet die Disc lediglich mit einer Handvoll Trailern, einem Wendecover sowie einem Bericht über die Road Show von B-Horror-King Charles Band, dem Regisseur des ersten Gingerdead-Man-Teils, auf.
Mit „Gingerdead Man 2: Passion of the Crust“ wurde in erster Linie ein Lehrfilm geschaffen: Er zeigt, wie man wirklich schlechte Filme dreht, wie man brutal miese Drehbücher verfasst und was hierbei alles zu beachten ist. Mordende Lebkuchenmännchen, dralle Scream-Queens, satanische Phallus-Puppen und schwule Weltraumengel mögen vielleicht interessante Ingredienzien sein, sind jedoch längst keine Garanten für gute funsplattrige Unterhaltung.