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Schätzen ist das neue Wissen. Zumindest dann, wenn man sich die neuste Generation von Wissens- und Quizspielen ansieht. Eigentlich ist diese Entwicklung kein Wunder, wenn man sich voller Schrecken an alte "Trivial Pursuit"-Runden erinnert, in denen Papa das Geschehen stets mühelos dominierte. Um die Hürde bei Alter und Wissensstand zu überbrücken, genügt mittlerweile also ein relatives Wissen: In "Anno Domini" reicht das ungefähre zeitliche Einordnen von Ereignissen, in "Fauna" muss man Tiermerkmale abschätzen und in "Deutschland - Finden Sie Minden?" muss man die ungefähren Positionen deutscher Städte bestimmen. Letzteres Spiel stammt von Günter Burkhardt, der mit "Globalissimo" dieses Jahr den Quasi-Nachfolger von "Finden Sie Minden" rausgebracht hat. Aber anstatt diesmal auf globaler Ebene Städte ausfindig zu machen, geht es um den Vergleich von Ländern in verschiedenen Kategorien.
[imgleft]images/UploadGrafiken/Globalissimo1.jpg[/imgleft] Jede Runde liegen je nach Anzahl der Mitspieler fünf oder sechs Karten mit Länderflaggen aus, die auf ihrer Rückseite verschiedene Informationen zum entsprechenden Land vorweisen, darunter beispielsweise das Bruttosozialprodukt, die Fläche des Landes, die Anzahl der ausländischen Urlauber pro Jahr oder die Bevölkerungsdichte. Eine dieser Kategorien wird zu Anfang der Runde aufgedeckt. Beginnend mit dem ersten Spieler muss nun jeder einen Chip auf eine dieser Länderkarten legen, je nachdem, wie man das entsprechende Land in der aktuellen Kategorie einschätzt. Legt man etwa während der Kategorie "Bevölkerungsdichte" den Chip mit der Drei auf die Karte mit der Italien-Flagge, so vermutet man, dass Italien von den ausliegenden Ländern die dritthöchste Bevölkerungsdichte hat. Jeder andere Spieler muss dann einen seiner Chips auf eine der anderen Karten legen, was vor allem die hinteren Spieler vor eine schwierige Wahl stellt - denn die einfachen Länder sind dann meistens schon vergeben. Schließlich werden alle Länderkarten umgedreht und gemäß der Kategorie nach Größe sortiert. Wer die Position des Landes genau richtig getippt hat, erhält nun drei Punkte, wer um eine Position daneben liegt, zwei Punkte, bei einer Abweichung von zwei Karten noch einen Punkt. Wenn man auf der Punkteleiste vorwärts geht, trifft man jedoch alle paar Felder auf eine Barriere. Derjenige, der diese überschreiten möchte, muss jedoch zuerst die Hauptstadt des obersten Landes des Kartenstapels nennen oder das Land auf dem Spielplan zeigen können, ansonsten muss man stehen bleiben. Und wenn das aktuelle Land da sowas wie Brunei ist, dann sammeln sich die Pöppel sämtlicher Spieler ganz schnell vor der aktuellen Barriere - und Papa freut sich, vorausgesetzt, er weiß tatsächlich, dass die Hauptstadt von Brunei Bandar Seri Begawan heißt ?
So kommt man nur mit Schätzen nicht weiter, auch das Wissen der Spieler ist gefragt. Wer dann jedenfalls auf der Punkteleiste zum Schluss am weitesten vorne steht, gewinnt.
[imgright]images/UploadGrafiken/Globalissimo2.jpg[/imgright] Vor allem das Vergleichen der Länder in bestimmten Kategorien macht ziemlich viel Spaß. Man mag zwar nicht genau wissen, wo jetzt Katar oder Dschibuti ist, aber man hat eine ungefähre Vorstellung und kann davon ausgehend Abschätzungen über Größe, Population und Reichtum des Landes machen, worauf viele der Kategorien basieren. Einige Themen, wie die Anzahl der Gefangenen oder Ärzte pro Einwohner, sind dann jedoch schon ziemlich knifflig. Für zahlreiche Erfolge am Spieltisch ist dank des recht großzügigen Punktesystems jedenfalls gesorgt, für die eine oder andere Überraschung bei der Einordnung der Länder ebenfalls. Dieser Spaß wird lediglich durch die Barrieren gedämpft, die zwar ebenfalls ein interessantes Spielelement sind, aber nicht den Eindruck machen, als wären sie gut durchgetestet worden. So wird der Spielfluss nur aufgehalten, wenn alle vor einer harten Aufgabe stehen bleiben, die sie nicht lösen können, lösen sich viele gesammelte Punkte in Luft auf. Ebenso blöd ist die Beschränkung der Länderkarten auf fünf Stück, wenn nur zwei bis vier Spieler mitmachen - so kann man jederzeit eine Drei auf einer der Karten legen und damit garantiert einen Punkt verdienen. Und anders als in "Finden Sie Minden?" gibt es kein System, das den aktuell schwächsten Spieler bevorzugt. Stattdessen geht der Startspielermarker immer reihum, was bei zehn Runden nur im Spiel zu fünft wirklich fair ist.
Eigentlich ist "Globalissimo" ein tolles Familienspiel für Geographie-Fans und drüber hinaus, aber diese kleinen Mängel trüben den Spaß ein bisschen. Es ist freilich nichts, was sich nicht mit ein paar Hausregeln leicht beheben ließe. So kann man in jeder Partie sechs Karten auslegen, den hintersten Spieler zuerst tippen lassen oder die Barrieren so umfunktionieren, dass sie den Weg nicht blockieren, aber Extrapunkte geben, wenn man ihre Aufgaben löst. Dann sei "Globalissimo" ohne Einschränkungen allen empfohlen, die Papa schon immer mal bei einem Wissensspiel schlagen wollten.