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Pilze, Angehörige jenes sonderbaren Reiches, das weder zu den Pflanzen noch zu den Tieren gehört, üben auf Waldspaziergänger durchaus Faszination aus. Die Fülle an Gestalten, Farben und Formen der Fruchtkörper kann begeistern, und das Wissen um das riesige unterirdische Myzel und die raffinierten Symbiosen der Pilze tun ein Übriges, um diesen geheimnisvollen Lebewesen Freunde zu verschaffen.
Oder man hat ein ganz prosaisches Verhältnis zu ihnen: als Pilzsammler!
Welche Voraussetzungen auch immer der Leser mitbringt, der Führer aus dem Hause Coventgarden (Dorling Kindersley) kann, wenn man nicht gerade vom Fach ist, eine Fülle an Informationen vermitteln, die zur Pilzbeobachtung und zum Sammeln von Interesse sind.
Die Einführung zeigt auf, wie Pilze leben, wie sie gestaltet sind und sich vermehren. Ein umfangreicher, geschickt aufgemachter Bestimmungsschlüssel lässt schon vor Ort eine Identifizierung zu.
Den Hauptteil macht der "Feldführer Wildpilze" aus. Nach Schlauch- und Ständerpilzen gegliedert und auch weiterhin logisch unterteilt, präsentiert er zahlreiche einheimische Arten sowie einige Exoten. Auf rund hundert großformatigen Seiten kann sich der Leser mit diesen Pilzen vertraut machen.
Wie der Sammler am besten mit seiner Ausbeute umgeht, erfährt er im Kapitel "Wildpilze in der Küche". Optimales Sammeln, ebenso aber das Vorbereiten der Pilze für den Verzehr sind hier Thema.
Schließlich folgen einige Seiten mit Rezepten, in denen die besten Speisepilze aus dem vorangegangenen Feldführer zur Geltung kommen. Ein Register schließt das Buch ab.
Man muss sich für Pilze nicht allein unter dem kulinarischen Aspekt oder als Jäger und Sammler interessieren, um das hier besprochene Buch zu mögen. Es bietet eine derart verblüffende Vielfalt an Informationen, stets durch ganz ausgezeichnete Illustrationen ergänzt, dass auch der reine Naturliebhaber auf seine Kosten kommt - und vielleicht neugierig aufs Pilzsammeln wird.
Mit erfreulicher Anschaulichkeit werden wissenswerte Tatsachen vermittelt, etwa zur Vermehrung der Pilze. Gut lässt sich auch mit dem Bestimmungsschlüssel umgehen: Wenn das Buch nicht relativ schwer wäre und das Mitnehmen deshalb etwas Überwindung kostete, könnte man anhand dessen sogleich die Arten vor Ort ermitteln.
Im Feldführer sind viele Arten ohne Kennzeichnung zu Essbarkeit beziehungsweise Giftigkeit belassen. Das wirkt vernünftig, lassen doch moderne Analysen nur den Schluss zu, dass Menschen in vielen Fällen sehr individuell auf den Pilzgenuss reagieren und deshalb Eigenverantwortung gefragt ist. Im Übrigen bietet der Feldführer sehr detaillierte Informationen, unter anderem zur Farbe des Sporenpulvers, zur Größe, zum Vorkommen, zur Verbreitung und zu den einzelnen Maßen. Aussagekräftige (!!!) Fotos, gegebenenfalls auch Zeichnungen, präsentieren jede Art unter verschiedenen Gesichtspunkten, die nach Möglichkeit eine eindeutige Identifizierung zulassen.
Ein echtes "Highlight" sind auch die Rezepte. Sie orientieren sich optimal am Geschmack der jeweiligen Art und binden diesen ideal ins Gericht ein, gleichgültig, ob der Pilz nun Hauptakteur ist oder eine untermalende Nebenrolle spielt.
Das Buch ist zum ständigen Mitschleppen zu schwer und zu groß. Aufgrund seines geschickten Aufbaus und seiner hohen inhaltlichen Qualität eignet es sich im Nachhinein, sprich: zu Hause, trotzdem vorzüglich zur Pilzbestimmung und bietet durchdachte Anweisungen für die weitere Verarbeitung. Da bleibt zusammenfassend nur der Ausruf: einfach toll!