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Im Jahr 2005 hat der Deutsche Taschenbuch Verlag einen Klassiker von T. C. Boyle neu aufgelegt. Hierbei handelt es sich um "Grün ist die Hoffnung". Das Cover verrät auf den ersten Blick, was den geneigten Leser erwartet: eine abgedrehte Story rund um Marihuana.
Der ehemalige CIA-Agent Vogelsang hat einen krisensicheren Plan ausgeheckt. Er plant, in den Hügeln rund um San Francisco Marihuana im großen Stil anzubauen. Was ihm zur Umsetzung seines genialen Planes fehlt, sind ein paar Bekloppte, die sich auf diesen aberwitzigen Plan einlassen. Schnell findet er einen Botaniker und drei hochmotivierte "Gärtner", welche, getrieben von der Aussicht auf viel Dope und Geld, das Leben in den Bergen antreten. Schnell stellt sich heraus, dass Hanfbauer ein schwerer Job ist. Das Wetter macht den kleinen Cannabispflanzen schwer zu schaffen, das Bewässerungssystem wird regelmäßig von einem Bären kaputt gemacht und die hinterwäldlerischen Nachbarn tratschen, was das Zeug hält ...
Und dann ist da noch die unendliche Langeweile, die sich einstellt, wenn drei Männer abgeschnitten von der Außenwelt, ohne Strom und fließend Wasser, versuchen den Sinn des Lebens zu ergründen.
Die Geschichte ist so absurd, dass sie auf ganzer Linie unterhalten kann. Die drei hochmotivierten Hanfbauern stolpern von einer unglücklichen Situation in die nächste. Der morgendliche Joint gehört bei den drei Chaoten genauso dazu wie die Instant-Nudelsuppe zum Mittag. Es entfalten sich so grotesk merkwürdige Dialoge und Situationen, dass man nicht weiß, ob man weinen oder lachen soll.
Mit viel Liebe zu verschachtelten Sätzen und hintergründigem Wortwitz ist es dem Autor gelungen, die Geschichte auf 448 Seiten niederzuschreiben. Streckenweise liest sich das Buch etwas zäh. T. C. Boyle verliert sich gelegentlich so sehr in den Beschreibungen von Personen und landschaftlichen Aspekten, dass er dabei ganz vergisst, die Handlung weiter voranzutreiben. Spätestens nach zweihundert Seiten nerven die sich wiederholenden oder arg gekrampft wirkenden Metaphern. Hier wäre weniger mehr gewesen. Im Großen und Ganzen jedoch stellt sich schnell ein angenehmer Lesefluss ein. Die sympathisch tollpatschigen Protagonisten laden zu herzhaftem Schmunzeln ein.
Fazit: Bei "Grün ist die Hoffnung" handelt es sich leider nicht um das erhoffte Wortwitzfeuerwerk, sondern eher um Durchschnittskost. Bedingt durch die Tatsache, dass es eines der frühen Werke von T. C. Boyle ist, kann ich es auch angehenden Lesern von T. C. Boyle nicht als Erstlektüre empfehlen. Man merkt sehr stark, dass der Autor noch auf der Suche nach seinem persönlichen Stil war. Boyle verwendet zu viele Stilmittel, ergeht sich in zu viel Detailverliebtheit und hat dabei den Blick für das Wesentliche verloren.