Ein junger Schriftsteller bleibt eines Nachts während eines Unwetters mit dem Auto liegen. Er findet Zuflucht bei einem netten kultivierten Mann, der in dieser Nacht keinen Schlaf findet. Aus Dankbarkeit für das warme Plätzchen am Kamin liest ihm der junge Autor aus seinem neuesten Manuskript vor. Er hat mehrere Gruselmärchen zusammengetragen. Doch hinter den Geschichten steckt eventuell mehr, als der Autor ahnt. Und auch hinter dem Gastgeber steckt ein Geheimnis?

Die insgesamt 6 Gruselmärchen, die in einer 3teiligen Hörspielhandlung eingebettet sind, haben eine Laufzeit von knapp 131 Minuten und verteilen sich auf 2 CDs. Es war wohl die erste LPL Records-Veröffentlichung. Mittlerweile können die echt mehr.

Die Gruselmärchen sind für Jugendliche wie Erwachsene gleichermaßen geeignet. Kinder sollten sie nicht hören, da manche Beschreibungen etwas bluttriefend sind. Was auch nicht wundert, basieren manche Geschichten doch angeblich auf originalen Grimmsche Märchen, die ursprünglich ja weitaus "deftiger" waren als die für die Kinderlein weichgespülten späteren Varianten.

Mich würde interessieren, ob die Märchen nun von Stephen B. Taylor oder von Stephen B. Taylor und Lars Peter Lueg sind. Bzw. wie groß der Anteil von LPL ist. Die Geschichten sind nicht schlecht, aber es scheint schon ein wenig so, als ob sich LPL hier selbst "protegiert" hat. Die Geschichten kann man von veröffentlichen, "muss" es aber nicht.

Der Erzähler ist der mir namentlich unbekannte Schauspieler Stéphane Bittoun. Gestaltet wurde die Doppel-CD vom Designbüro Adam und Harborth, Berlin.

Die Aufmachung des Booklet und der CDs ist eher spartanisch. Der Sprecher ist akzeptabel, aber keine Konkurrenz für die wirklich Guten des Genres. Die musikalische Untermalung mit elektronischen Klängen und Beats ist jedoch Geschmackssache (auf alle Fälle bestimmt kostengünstig). Könnte man auch "Billig-Techno" nennen. Dürfte manchen Ohren wehtun im Zusammenhang mit Gruselgeschichten.

Nett war die Idee, die 6 Geschichten nicht einfach nur zu erzählen, sondern sie in eine kleine Rahmenhandlung einzubetten. Das ist ganz gut gelungen und gibt der Sache am Ende noch eine zusätzliche Pointe.

Der Anfang der ersten CD schreckt jedoch erstmal aufgrund der Umsetzung etwas ab. Der Gastgeber (LPL selbst spricht ihn) ist eindeutig kein Profi und so klingt das Gespräch zwischen dem Geschichtenerzähler und ihm sehr gestellt. Die Eletronikmusik klingt wie gesagt auch gewöhnungsbedürftig. Aber dann fängt recht schnell die erste Gruselgeschichte an und es gibt nur zwischendurch und am Ende wieder Szenen mit dem Gastgeber. Dann klingt es auch nicht mehr ganz so billig, eventuell auch ein Gewöhnungseffekt.

Die Geschichten steigern sich fast von mal zu mal ohne wirkliche Klasse zu erreichen. Zumeist haben sie jedoch eine nette Pointe. Da die Geschichten nicht künstlich aufgebläht werden und daher recht kurz sind, kann man sie gut mal "nebenbei" hören. Auch langweilen sie nicht. Aber so richtig gruselig sind sie nicht unbedingt. Gänsehaut blieb bei mir aus und auch meine Nackenhaare blieben unten. Selbst nachts alleine im Auto sollte jeder die Geschichten ertragen können, außer er/sie ist wirklich sehr leicht zu erschrecken. Aber für die Autofahrt ist das Hörbuch bestimmt gut Fälle geeignet.

Mancher Hörer mag sich wohl eher an den teilweise bluttriefenden Splattereffekte stören als an zu gruseligen Stellen.

Fazit: Der Hörer kriegt hier ein nur gerade akzeptabel umgesetztes Hörbuch geboten. Die Geschichten sind nicht weltbewegend und es ist gut, dass die Pointen nur in Kurzgeschichten verarbeitet wurden. Ich möchte hier nicht viel über die Geschichten im Einzelnen sagen, weil eine vorweggenommene Pointe den Hörgenuss arg mindern dürfte, da die Geschichten stark von den Pointen leben. Mann könnte auch sagen, sie bestehen aus einer Pointe mit etwas Geschichte drumherum.

Auf alle Fälle sind die Geschichten kurzweilig und ein netter kleiner "Grusel-Happen" für zwischendurch.

LPL-Records hat eindeutig besseres im Sortiment und an eine geniale Geschichte wie z.B. "Der Horla" kommt keines der Gruselmärchen auch nur ansatzweise ran.

Wer wirklich gute Sprecher oder ausgereifte Geschichten will, der sollte die CDs aber denke ich besser im Regal liegen lassen. Ich sehe sie aber eh eher im Vergleich mit Sinclair und Konsorten als mit z.B. "H. R. Giger´s Vampirric". Kann man also auch beim bügeln hören.

Aber wie die Rezensionen auf Amazon zeigen, haben auch die "Gruselmärchen mit Alptraumgarantie" ihre Fans gefunden und bei einigen von Ihnen wirklich zu Grusel und Alpträumen geführt. Was ich nicht nachvollziehen kann.