Hamburg im Jahr 2084. Sämtliche Bemühungen um den Klimawandel sind gescheitert und die Katastrophe konnte nicht aufgehalten werden. Nun ist aus der Weltstadt Hamburg ein Moloch geworden, dessen zweiundzwanzig Millionen Bewohner auf hierarchisch strukturierten Ebenen leben. Tief in die Erde hat sich die Stadt eingegraben und je ärmer die Bewohner sind, umso tiefer ist die Ebene, in der sie wohnen. Sie alle versuchen, zurechtzukommen und vielleicht sogar aufzusteigen. Dabei gehen sie die unterschiedlichsten Wege in dieser riesigen Stadt. Und überall tropft unablässig der Regen, ist allgegenwärtig, prägt die Stadt und ist ein Symbol für den Verfall.

Herausgeber Rainer Wekwerth beschreibt die zu einer e-Book Serie zusammengefassten Bücher "Hamburg Rain 2084" als Dystopie und Future Fiction. Die Welt, die Wekwerth und seine sechs Mitautoren da entwerfen, ist kalt, unbarmherzig und zynisch. Es gibt nicht viel Gelegenheit zu hoffen und wer es trotzdem tut, zahlt einen hohen Preis, denn es gibt immer jemanden, der bereit ist, seine Mitmenschen auszubeuten. Trotzdem wollen die Protagonisten in "Hamburg Rain" an ein besseres Leben glauben und versuchen, dieses Ziel zu erreichen.

Insgesamt sieben Einzelbände enthält die Serie, jeder davon von einem anderen Autoren oder einer anderen Autorin geschrieben, die alle noch relativ wenig veröffentlicht haben. Sie bringen ihre eigenen Ideen, ihren eigenen Stil in die Serie mit ein. Das hat den Vorteil, dass sie unabhängig voneinander zu lesen sind, bedeutet jedoch auch, dass jeweils nach einem recht kurzen Buch Schluss ist, mit der Erzählung. Dann geht es mit einem neuen Protagonisten und einer neuen Handlung weiter. Wer einen sich langsam entwickelnden Plot bevorzugt, muss hier Abstriche machen, denn die Geschichten stehen für sich allein.

Als Projekt funktioniert das ganz gut, doch wer die Geschichten hintereinander weg liest, merkt, es fehlt eine übergreifende Handlung. Zwar ist die Idee, Hamburg als riesige, lebensfeindliche Metropole zu präsentieren, sehr gelungen und wird in jedem Buch eindrucksvoll umgesetzt. Doch lassen knappe zweihundert Seiten keine Charakterentwicklung zu, die Handlung bleibt oberflächlich, und wenn der Leser sich an einen Protagonisten gewöhnt hat, muss er schon Abschied nehmen und sich in eine andere Story einlesen. Es mag Bücher geben, bei denen das nicht schade ist, doch gerade hier, wo das Szenario so vielversprechend, so erdrückend mächtig ist, wäre viel mehr möglich gewesen, sei es für den Gladiatoren Ruiz, den Fallanalytiker für Cyberkriminalität Andreas, oder Rasmus, den Aussiedler. Jeder von ihnen könnte Hauptfigur in einem längeren Roman sein, der tiefer in die Metropole und ihre Entstehung eindringt und den Leser mit Hintergrundinformationen versorgt. Dem Leser bleibt gerade einmal ein erster Eindruck davon, was möglich wäre.

So ist die Grundidee besser als ihre Ausführung. "Hamburg Rain 2084" kann nicht in jeder Hinsicht überzeugen, dafür fehlt zu viel. Die Serie ist schnelle Unterhaltung, die aber über den guten Durchschnitt nicht hinauskommt. Es fehlt das kleine bisschen Extra, der Part, der den Leser dazu animiert, das Buch in der Hand zu behalten und in der Geschichte versinken zu wollen, es fehlt, was aus der Geschichte mehr machen würde, als nur die Summe ihrer Teile.

Wer sich einen Eindruck von der Serie verschaffen möchte, hat dazu auf der Verlagsseite die Möglichkeit, auf der es den Prolog als kostenlosen Download gibt.