Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Mitten im Schaukeln kommt dem Hasen eine gute Idee. Er würde gern einmal pfeifen. Und wer kann besser pfeifen als ein Murmeltier? Niemand!
Also macht sich der Hase auf die Suche nach einem Murmeltier, das sich die Zeit nimmt, ihm, einem hoffnungslosen Fall, wie alle anderen Tiere sagen, das Pfeifen beizubringen. Doch woher ein Murmeltier nehmen? Diese vorsichtigen, seltenen Tiere mögen keine Bekannten, Freunde oder Schüler. Murmeltiere sind halt Einzelgänger. Der Hase fragt wirklich jedes Tier, das er findet. Aber Eule, Bergziege, Marder, Eichhörnchen, Kröte und Wildgans können ihm nicht helfen. Sie haben schon lange kein Murmeltier mehr gesehen.
Der Zufall führt den Hasen aber lange Zeit später doch in eine Gegend, wo ein Murmeltier sich versteckt hält. Aber ob das scheue Tier ihn auch als Schüler akzeptiert? Und ob es diesem begnadeten Pfeifer dann auch gelingt, dem Hasen das Pfeifen beizubringen?
Die Geschichte von Ludvik Askenazy ist ebenso kurz wie klar. Ein Hase kann nicht pfeifen. Aber er kann es sich wünschen, er kann versuchen, es zu lernen und er gibt nicht auf, diesen unmöglichen Wunsch erfüllt zu bekommen. Die Parabel über unerfüllte Wünsche, den "Griff nach den Sternen" und Enttäuschungen ist in wenigen, leicht verständlichen Sätzen den Bildern von Katja Wehner gegenübergestellt.
Diese Bilder sind eine seltsame Mischung aus realistischer Darstellung von verschiedenen Tieren, einer für sie unnatürlichen, traumhaft anmutenden Umgebung und Handlungen, die sie vermenschlichen.
Diese Darstellung ist seltsam, weil sie immer wieder konterkariert wird durch Bilder, die dazu nicht zu passen scheinen. Mal ist das Verhalten des Hasen artgerecht, dann wieder menschlich, dann schlicht albern oder unsinnig. Auch die anderen Tiere unterliegen diesem seltsamen Wechselspiel von Realität und Traum. Hinzu kommt eine teils natürliche Farbgebung - zum Beispiel das Fell der Tiere oder die Farbe der Berge - und teils eine Falschfarben-Szenerie. Hügel sind zu rot, Berge haben eine Schraffur, Felder bestehen nur aus einfachen Linien.
Im Zusammenhang mit dem knappen, nicht für kleine Kinder gedachten Text, entsteht ein seltsamer Eindruck. Der Sinn und die Aussage der Parabel wird in den Vordergrund gerückt, die Bilder und das tatsächliche Geschehen sind wie aus der Distanz betrachtet.
Die fehlende Homogenität zwischen Bildern und Text, zwischen den einzelnen Seiten und Sätzen der Geschichte und zwischen realer Darstellung und verfremdeter Zeichentechnik irritieren und schmälern die Wirkung dieses Bilderbuchs.
Kinder verstehen die Geschichte kaum, Erwachsene fragen sich nach dem Sinn der Aussage und da weder die Zeichnungen schön oder liebenswert sind, noch der Text fesselt oder begeistert, bleibt der Eindruck eines unfertigen, nicht durchdachten Konzeptes in den Augen des Lesers und Betrachters zurück.
Leider ist auch der Preis für dieses sehr kleine, kurze Bilderbuch ein wenig hoch, da hilft es kaum, dass es eine Großausgabe gibt, denn die ist fast dreimal so teuer.
Dieses Bilderbuch versucht eine Geschichte zu erzählen, die weder ein "Happy End", noch einen Niedlichkeitsfaktor vorweisen kann. Die seltsamen Vorkommnisse überfordern kleinere Kinder und verwirren Erwachsene ob ihrer Ziellosigkeit und Zufälligkeit.
Dennoch hat das kleine Bilderbuch bei einigen Kindern eine faszinierende Wirkung. Sie äußert sich in wiederholtem Nicken und deutlicher Zustimmung zu der halsstarrigen Haltung des Hasen. Diese offenkundige Reaktion resultiert schlicht aus der Tatsache, dass nicht wenige Kinder lange Zeit verzweifelt versuchen, pfeifen zu lernen und aus dieser Erfahrung heraus den kleinen Hasen sehr gut verstehen können.