Die Spieler schlüpfen in die Rollen argentinischer Estanzieros (Großgrundbesitzer). Sie kaufen Land und Tiere, ernten, verkaufen Vieh am Markt, erschließen Wasserquellen und bauen Haziendas. Wer ist der bedeutendste Estanziero unter den Spielern?

Das Spielprinzip ist mit der Einleitung eigentlich schon erklärt. Reihum entscheiden die Spieler sich für die vorgenannten Tätigkeiten und bekommen schließlich bei einer Zwischen- und Endwertung Punkte für erschlossene Märkte, Haziendas, Wasserzugang, Landketten und erworbene Pesos. Wer am Ende des Spiels die meisten Punkte gesammelt hat, hat das Spiel gewonnen.

Zum Spielmaterial zählen 80 Landkarten (sechs Sorten), 72 Tierkarten (vier Sorten), 80 sechseckige Landplättchen, 18 Wasserplättchen in verschiedenen Formen, acht Erntechips, neun Haziendas, 150 Tierplättchen in fünf verschiedenen Farben, fünf Zählsteine, 72 Scheine Spielgeld, fünf Kurzspielregeln, eine Spielregel und eine Spielregel für Variationen.

Bevor das Spiel beginnt, werden je nach Spieleranzahl unterschiedliche Mengen an Karten ausgelegt und verteilt. Tier- und Landschaftskarten bekommen einen eigenen Stapel, bei denen je vier Karten offen ausgelegt werden. Die Anzahl der Tierkarten wird halbiert; der erste Stapel ist für das Spielen bis zur Zwischenwertung, der zweite Stapel bis zur Endwertung.
Die Zählsteine werden auf der das Spielbrett umgebenden Zahlenleiste auf Null gesetzt, Wasserfelder, weitere Haziendas und Erntechips kommen neben das Spielfeld ... und dann kann das Spiel beginnen.

Zunächst sollte man Land auslegen, denn nur von eigenem Land aus können schließlich auch Herden gebildet werden. Hierbei sollte man möglichst zusammenhängendes Land erwerben, da erst ab einer Kette von drei Feldern später gewertet wird. Für den Ausgang einer Herde reicht allerdings auch ein einzelnes Feld, ebenso kann man sowohl eine sehr lange Kette zu bilden versuchen, aber auch an mehreren Stellen des Spielbrettes Land erwerben. Um Land zu erwerben, muss man eine entsprechende Karte ausspielen. Es gibt Berge, Wiesen, Pampa, Fels, Moore und Wald, und nur, wenn man die entsprechende Karte auf der Hand hat, kann man das entsprechende Land erwerben. Dies erklärt auch, warum man durchaus Land nachkaufen muss, denn man startet mit nur acht Karten und dies gewährleistet ja nicht, dass man die benötigten Kombinationen damit auch auf der Hand hält.
Bei den Tieren verhält es sich ähnlich. Hier startet man mit vier Karten, die Pferd, Schwein, Rind oder Schaf zeigen können. Schon mit einer Karte kann man eine Herde ins Spiel bringen, umso länger jedoch die Kette, umso mehr Märkte auf dem Spielplan kann die jeweilige Herde erreichen und entsprechend erschließen. Herden dürfen so viele begonnen werden, wie man möchte, lediglich ein eigenes Landfeld zum Start der Herde ist dazu erforderlich.
Erreicht ein Tier einer Herde einen Markt, so wird dies sogleich belohnt: Für jedes Landfeld der ausgehenden Länderkette und jedes Tier in der Herde bekommt der Spieler einen Peso. Mehrfach zu kassieren ist durchaus erlaubt, denn eine Auszahlung erfolgt auch, wenn man den Markt von einer weiteren Seite (jeder Markt hat sechs Seiten) erschließt.
Mit den so erworbenen Pesos erhält man die Möglichkeit, sein Vermögen zu mehren oder in neue Karten, Haziendas oder Wasserstellen zu investieren.

Erntechips sind eine alternative Möglichkeit, Geld zu bekommen. Setzt man einen Erntechip, was nur einmal je Länderkette und auch nur einmalig je Zug möglich ist, bekommt man für jedes eigene Land dieser Kette drei Pesos.

Bei seinem Zug hat jeder Spieler grundsätzlich drei Aktionen:
Er kann eine Landschafts- oder Tierkarte kaufen, wobei offen ausliegende Karten teurer sind.
Er darf eine Landschafts- oder Tierkarte ausspielen.
Je Zug darf eine Hazienda, ein Erntechip oder ein Wasserplättchen erworben werden.
Abgesehen von der letzten Einschränkung ist es am Spieler, wie er seine drei Aktionen aufteilt. Man kann drei Karten kaufen oder drei Karten ausspielen oder zwei Karten kaufen und eine ausspielen oder eine Karte kaufen, eine ausspielen und eine Hazienda bauen und so weiter.
Nach Durchführung der drei Aktionen ist der nächste Spieler mit derselben Wahlmöglichkeit an der Reihe.

Ist der erste Tierstapel aufgebraucht, so wird die Spielrunde noch beendet, danach erfolgt die Zwischenwertung. Hierbei gibt es zunächst Punkte für die Anzahl erschlossener Märkte, die einer Tabelle zu entnehmen sind. Hat ein Spieler beispielsweise zwei Märkte erschlossen, bekommt er dafür drei Punkte. Für das Erschließen von vier Märkten hätte er zehn Punkte bekommen und das Erschließen von sieben Märkten wäre schon 28 Punkte wert.
Die nächsten Punkte gibt es für Landketten. Ab drei zusammenhängenden Landfeldern spricht man von einer Kette, und nur dann bekommt man auch Punkte - nämlich zwei Punkte je Feld.
Der Bau einer Hazienda wird mit einem Punkt je Landfeld und je Tier gewertet, die an die entsprechende Länderkette anschließt, und Punkte für das Wasser bekommt jedes Land und jedes Tier mit direktem Zugang in einfacher Wertung.
Abschließend zählen alle Spieler ihr Geld und volle zehn Pesos Besitz werden ebenso mit einem zusätzlichen Punkt gewertet.
Danach wird das Spiel fortgesetzt und der zweite Tierstapel kommt zum Einsatz. Ist auch dieser aufgebraucht, erfolgt die Schlusswertung nach dem zuvor beschriebenen Prinzip.

"Hazienda" ist ein typisches Strategie- und Handelsspiel und daher vor allem für Freunde solcher Spiele zu empfehlen. Erwähnenswert ist hierbei jedoch, dass nicht nur die Spielregel sehr verständlich und mit vielen Beispielen in Bild und Text angereichert ist, sondern auch das grundsätzliche Prinzip, hat man eine Runde gespielt, sehr leicht zu erfassen ist. An dieser Tatsache haben vor allem solche Spieler Spaß, die wenig mit komplexen Strategiespielen anfangen können, und das "Lebendige" des Spiels - immerhin geht es um den Handel mit Tieren, Land und Ernte - gibt sein Übriges hinzu.

Ausgesprochene Strategiefreunde kommen allerdings im Grunde trotzdem auf ihre Kosten, denn das Spielbrett lässt sich umdrehen und zeigt dann eine veränderte Landkarte, die deutlich schwerer zu besiedeln beziehungsweise zu erschließen ist, da die Anordnung dort asymmetrisch erfolgte.
Wem auch das nicht genug ist, der kann zur zweiten Spielregel greifen, die noch zwei Varianten des Spiels aufzeigt, um das Spiel spannender zu gestalten oder aber sofort nach Aktionen zu werten, statt auf Zwischen- oder Endwertungen warten zu müssen.
Beim Testen in zwei Runden wurden auch sogleich Ideen zu Hausregeln eingeworfen, um das Spiel weiter auszugestalten. Hier zeigt sich allerdings, dass der Spielspaß zwar so hoch ist, dass man sich gern noch intensiver damit beschäftigt und eigene Kreationen hervorbringt, allerdings auch, dass wirkliche Strategen von "Hazienda" trotz der Zusatzangebote relativ schnell unterfordert sind.

Die Aufmachung des Spiels ist sehr liebevoll. Spielbrett wie auch Karten sind detailliert und atmosphärisch illustriert, allerdings zeigen sich im Bereich der Landschaftskarten zu Anfang einige Probleme, manche Landdarstellungen auf den Karten mit denen des Spielfeldes überein zu bringen, wovon vor allem Moor, Fels und Pampa betroffen sind.
Die Karten sind griffig, die Plättchen allesamt aus beidseitig bedruckter und stabiler Pappe.
Der Platz des Kartons ist ein wenig knapp bemessen, reicht aber so gerade noch, um sorgfältig auszusortieren, ebenso kann man das beidseitige Bedrucken vor allem der sechseckigen Landplättchen, aber auch der Tierplättchen als Spielbestandteil sehen, doch gerade im ersteren Fall ist das Sortieren und Aufteilen an die einzelnen Mitspieler durch die Farbdopplung ein wenig aufwändig.

Insgesamt ein innovatives und sehr viel Spaß bringendes Spiel, das sich gleichermaßen an Leute richtet, die wenig mit Strategie anfangen können als auch an solche, die vor allem gern strategisch spielen. Durch Zusatzangebote vor allem für Strategiefreunde wird nicht nur ein breites Publikum von dem Spiel angesprochen, sondern man findet dies alles auch in einem einzigen Karton. Somit ist das Preis-Leistungsverhältnis wirklich sehr gut und sehr positiv zu erwähnen, dass man dieses Spiel nicht zugunsten der Einnahmen in mehrere Varianten zu splitten versucht hat.