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Viele Künstler, die zu früh starben, haben einen posthumen Kult ausgelöst, man siehe nur Jim Morrison oder James Dean. Heath Ledger, einer der wahrscheinlich vielversprechendsten Schauspieler Hollywoods, immerhin schon für Brokeback Mountain für den Oscar nominiert, und Ähnliches darf man für die Darstellung des Jokers in "The Dark Knight" ja auch erwarten, starb im Januar 2008 an einer zu wilden Mischung von Medikamenten, die ihm Ärzte überall auf der Welt verschrieben hatten. Nun kann man schon die erste Biographie in den Händen halten, die auch die Ereignisse des Januars detailliert beschreibt.
Brian J. Robb zeichnet auf 243 Seite das 28jährige Leben des australischen Schauspielers nach, dessen Durchbruch 1999 mit "Zehn Dinge, die ich an dir hasse" kam, und der vorher der TV-Serien-Gemeinde schon mit der charismatischen Hauptrolle in dem "Xena"-Klon "Conor, der Kelte" - der eigentlich Serienname war mit "Roar!" vielleicht sogar noch ein bisschen trashiger - aufgefallen war. Knapp zehn Jahre war die Schaffenszeit des Heath Ledger, und sie reichte für einige denkwürdige Darstellungen und ein paar totale Flops.
Robb unterteilt sein Buch in sieben Kapitel, die jeweils einem Abschnitt in Ledgers Leben entsprechen. So beginnt es mit "Starting Out", dem Kapitel über seine Zeit vor der Filmkarriere bis zu den ersten Produktionen in Australien. "Hollywood Calls" beschreibt dann die ersten Schritte in Amerika, den durchbruch mit "10 Dinge ..." und "Der Patriot" - und die darauf folgende Pause, die Ledger in Kauf nahm, um nicht zehn weitere Teeniekomödien drehen zu müssen.
"Golden Years" ist nicht nur ein Musiktitel, der im Kultritterfilm "Ritter aus Leidenschaft" (A Knights Tale") die mittelalterlichen Komparsen in Tanzekstase bringt, sondern auch der Name des nächsten Kapitels. Hier geht es natürlich um eben jenen Ritterfilm, in dem Heath Ledger nicht nur die Hauptrolle spielte, sondern auch noch neben so tollen Kollegen wie Paul Bettany nicht verblasste. Hier gibt es aber auch die ersten großen Zweifel, die Ledger an sich selbst hatte, weil er in den Mittelpunkt der Werbung gerückt wurde.
Und so geht es weiter durch die Zeiten, jeder Film, den Ledger spielte, wird verzeichnet, mit Entstehungsgeschichte und vielen kleinen Anekdoten. Meist bleibt es dabei bei der offiziellen Geschichtsschreibung, wenn Robb im letzten Kapitel die Gerüchte um Drogenkonsum und Skandälchen erwähnt, so sind diese für die Leser neu, denn sie kommen vorher nicht vor. Nur den immer mal wieder aufkommenden Krieg zwischen Ledger und den Paparazzi verschweigt er nie - auch das oft unsichere Auftreten Heath Ledgers im Umgang mit der Presse, mit Fotografen, die natürlich um so lieber fotografierten, wenn er seinen Zorn zeigte.
Neben dem Text gibt es natürlich auch eine Menge SW-Fotos aus den verschiedenen Epochen, viele in Rollen, in Maske und Kostüm - Ledger hatte offenbar große Freude an Kostümfilmen, denn mit "Ritter aus Leidenschaft", "Four Feathers", "Casanova", "Der Patriot" und "Brothers Grimm" reihen sich die Rüstungen, Rüschenhemden und Gehröcke nur so aneinander.
Insgesamt eine gelungene Biographie, Ledger wird nicht zum Schauspielgott erhoben, und dennoch ist die verständliche Wehmut, dass diese außergewöhnliche Karriere nicht mehr weitergehen wird, immer wieder zu spüren. Brian J. Robb gelingt damit ein kleiner Balanceakt, und dabei ist das Buch auch noch recht unterhaltsam geschrieben. Viele große neue Fakten werden den Fans wahrscheinlich nicht geliefert, vieles ist halt die Sammlung von dem, was über die Jahre geschrieben wurde - aber immerhin gibt es eben jetzt diese Sammlung.
Allerdings scheint das Buch ein bisschen mit der heißen Nadel gestrickt zu sein, besonders im hinteren Teil des Buches reihen sich die kleinen Fehler aneinander, viele davon solcher Art, dass ein umsichtiges Lektorat sie hätte bemerkten müssen. Das wird hoffentlich in einer eventuellen Auflage ausgemerzt werden.