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 Helge Schneider €dition


Cover
Gesamt ++---
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Die "singende Herrentorte" Helge Schneider ist schon so eine Sache für sich. Den skurril-eigenartigen Humor des Komikers und begnadeten Musikers können die einen überhaupt nicht verstehen, die anderen lieben ihn jedoch inbrünstig. Und tatsächlich ist Schneiders Improvisationskomik häufig so absurd, dass man gar nicht anders kann als drüber lachen. Normalerweise nur durch Deutschland tourend und live musizierend, versuchte er von 1993 bis 2004 dennoch, diese ganz spezielle Art des Humors in Form von vier Filmen auf die deutschen Kinoleinwände zu bringen. Alle seine Streifen werden nun durch EuroVideo in der "Helge Schneider €dition" als Box auf den Markt gebracht. Den Inhalt der Filme braucht man nicht groß zusammenzufassen, sie seien hier aber dennoch kurz umrissen.

Im Trash-Western "Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem" ist Schneider der gefürchtete Bandit Doc Snyder, der nach dreißig Jahren wieder nach Hause kommt, um seine schmutzige Wäsche zu waschen und seinen fetten Bruder aus dem Gefängnis zu hauen, wobei er sich mit dem blöden Nasenmann anlegen muss.
"00 Schneider - Jagd auf Nihil Baxter" ist Kommissar 00 Schneiders vielleicht schwierigster Fall, als er den Mord des Zirkusclowns Bratislav Metulskie aufklären muss, den der durchgeknallte Kunstsammler Nihil Baxter (ebenfalls von Schneider gespielt) begangen hat.
In "Praxis Doktor Hasenbein" spielt Schneider einen Provinzarzt, der sich in seiner Praxis von Waisenkindern ärgern lassen muss und gerne Überraschungstüten für den Herren kauft.
Und in "Jazzclub - Der frühe Vogel fängt den Wurm" übernimmt er die Rolle von Teddy Schuh, der gleichzeitig als Liebhaber, Zeitungsausträger und Fischverkäufer arbeitet, dessen große Liebe jedoch der Jazz mit seinen beiden Freunden Steinberg und Howard Risk ist. Musik, die leider keiner hören will.

Es ist erstaunlich, dass Schneiders Humor, der es auf CD oder live nie verfehlt, reihenweise Lacher zu erzeugen, im Spielfilm fast überhaupt nicht funktioniert. Viele Fans bezeichnen die Filme als Meisterwerke skurrilen Humors, vermeiden dabei aber nur, sich einzugestehen, dass sie allesamt todlangweilig sind und, von einigen genialen Momenten abgesehen, nicht mal mehr wirklich lustig, selbst, wenn man Schneider mag. Dass keine zusammenhängende Story erzählt wird, war zu erwarten, dass so ziemlich alles Denkbare passieren kann (wie etwa ein schnurloses Telefon mit Schnur, mitten im Wilden Westen), ebenfalls. Das Problem ist: Es passiert kaum etwas! Jeder einzelne Film ist eine mehr oder minder zusammenhanglose Aneinanderreihung mehr oder minder absurder Szenen, die sich meist ewig lang ziehen. Und als Schneider-Fan versteht man diesen Humor ja auch und möchte eigentlich drüber lachen, aber meistens klappt das leider einfach nicht. Höchstens "Jazzclub" ist als Film noch annehmbar, "Praxis Doktor Hasenbein" jedoch einfach nicht auszuhalten.

Die Erklärung dafür liefert der Meister selbst. Auf drei der DVDs führt Schneider Interviews mit sich selber und lässt dabei gelegentlich alle Hüllen fallen. Dann regt er sich offen über seine eigenen Filme auf, bezeichnet sie als Mist, beschwert sich, dass er seinerzeit von den Produzenten niemals genug Geld bekam und genau deswegen all die Laiendarsteller und Verwandten engagieren musste, die seine Projekte irgendwie kultig machten. Schneider findet seine eigenen Filme offensichtlich scheiße - und er hat Recht, sie sind es auch. Aber an genau dieser Stelle wird auch klar, warum das so ist. In diesen Interviews sagt Schneider, dass genau das, was er jetzt in jenem Moment dreht, im eigenen Hobbykeller mit der elektrischen Eisenbahn im Hintergrund, ein guter Film sei. Denn Schneider ist ein Mann des Augenblicks, ein Improvisationskünstler, jemand, der im Hier und Jetzt lebt und agiert. Doch Filme sind nie das Hier und Jetzt, sondern können immer nur Vergangenes zeigen. Außerdem müssen sie umständlich geplant und gedreht werden, sind damit eine äußerst feindselige Umgebung für Improvisationen, anders als das Aufnahmestudio oder die Bühne. Sie wirken im Filmformat gekünstelt, gestelzt, nicht echt und nicht ehrlich, sie verlieren unheimlich viel von ihrem Charme. Höchstens im Nachhinein, wenn man über diese vier Filme nochmals nachdenkt, gerät man in Erinnerung an einige ihrer zahlreichen Absurditäten immer wieder ins Schmunzeln, findet man einige Sachen besser, als sie zum Zeitpunkt des Ansehens selbst noch waren. Merkwürdige Filme, allerdings!

Die Frage, ob man zu den Streifen überhaupt Bonusmaterial sehen will, muss sich jeder selbst beantworten, mitgeliefert ist neben den tollen Selbstinterviews jedenfalls immer ein bisschen. Meistens handelt es sich dabei um Aufnahmen direkt vom Set, um Probeaufnahmen oder Schnittmaterial, das meiste davon noch langweiliger als die Filme. Des Weiteren gibt es die üblichen Biografien und Trailer sowie zu jedem Film einen Audiokommentar. In denen beschwert sich Helge Schneider aber selbst nur darüber, wie langweilig diese Filme doch sind und vermag kaum interessante Informationen zu vermitteln, lustig ist er schon gar nicht. "Praxis Doktor Hasenbein" hält er sogar selbst nicht länger als 26 Minuten aus und beendet den Kommentar ganz einfach. Irgendwann einmal fragt er den Zuschauer ganz rhetorisch, wer sich diese DVDs denn überhaupt kaufe. Die Antwort lautet natürlich: passionierte Helge-Fans. Alle anderen sollten sich diese Frage vor dem Kauf selbst einmal ganz genau stellen.

Julius Kündiger



DVD | Disc-Anzahl: 4 | Erschienen: 01. August 2007 | FSK: 6 | Laufzeit: 356 Minuten | Preis: 20 Euro | Untertitel verfügbar in: - | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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