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Victor Getz ist ein freundlicher, netter Mann. Am liebsten ist er gut freund mit Jedermann. Leider bringt es sein Beruf als Privatdetektiv mit sich, dass er auch Menschen helfen muss, die ihm nicht sympathisch sind. Und die Harthliebs, die ihn aufsuchen, um ihren kleinen Bonifazius wieder zu finden, sind ihm sehr unsympathisch. Doch er nimmt den Auftrag an und begibt sich in diversen Verkleidungen auf die Plätze Venedigs und hält nach einem sechsjährigen, blondgelockten, süßen kleinen Jungen die Augen offen.
Er ist in Begleitung seines großen Bruders Prosper, der ihn entführt hat. Zumindest schildern ihm die Harthliebs den Fall so. Doch Victor macht sich seine eigenen Gedanken. Und als er durch einen Zufall den kleinen Bo findet, ist er sich nicht mehr so sicher, ob er das Geld der Hathliebs annehmen soll und den kleinen Bo an sie ausliefern sollte.
Der wiederum ahnt nicht, dass der nette Victor eigentlich sein Feind ist. Bo ist zum ersten Mal seit dem Tod der Mutter glücklich. Er ist mit Prosper nach Venedig gereist und beim "Herr der Diebe" untergekommen, einem Jugendlichen, der mit einer wunderschönen Maske auftritt und sehr geheimnisvoll ist. Er versorgt Bo, Prosper und drei andere Waisenkinder namens Mosca, Rosco und Wespe mit "Diebesgut", dass sie an Barbarossa, einen ekligen Antiquitätenhändler verkaufen.
Doch eines Tages bricht ihre heile Welt zusammen. Scipio, der "Herr der Diebe" erweist sich als Verräter und ein Auftrag, der ihnen viel Geld einbringen soll, wird zu einem gefährlichen Unterfangen, dass die Freundschaft aller Kinder auf eine harte Probe stellt.
Der im April 2000 erschienene Kinderroman von Cornelia Funke ist mittlerweile zu einem Bestseller geworden, der sogar verfilmt wurde (
hier nachzulesen ).
Die Geschichte baut ganz auf seine sehr unterschiedlichen Charaktere. Neben Bo und Prosper, den Ausreißern, ist es vor allem Scipio und Mosca, die in den Mittelpunkt rücken. Aber auch der Privatdetektiv Victor Getz und seine Ansichten werden thematisiert. Es gelingt Cornelia Funke, jeden einzelnen Charakter so wundervoll zu beschreiben, dass er wie lebendig vor den Augen des Lesers steht. Die inneren Zwänge der Kinder und Erwachsenen, ihre Enttäuschungen und Niederlagen, die wenigen Glücksmomente in ihrem Leben und die unverbrüchliche Freundschaft zwischen ihnen wird ohne Pathos oder vordergründige Moral beschrieben.
Dies alles bettet die Autorin in eine lebendig beschriebene Stadt ein, es wird sogar ein Stadtplan angefügt und einige Fach- und Fremdwörter im Anhang erläutert.
Doch unvermittelt wendet sich der Roman von einer Abenteuergeschichte zu einem Fantasy-Märchen. Die Sehnsüchte der Kinder und die der Erwachsenen scheinen urplötzlich erfüllbar zu sein. Wie die Charaktere auf die Versuchung, all ihre Träume verwirklicht zu sehen, reagieren, ist unnachahmlich beschrieben. Voller Humor, menschlicher Wärme und Mitleid gegenüber den Gescheiterten entsteht das Bild einer kleinen Gruppe Menschen, die sich einem Mythos gegenübersehen, der Jugend oder Alter, Weisheit oder Macht verheißt.
Dieser Roman eignet sich für Kinder ab zehn Jahren. Er ist einfach geschrieben, simpel konstruiert und mit viel Humor und Ernsthaftigkeit ausformuliert. Jugendliche oder Erwachsene könnten einige Szenen kitschig oder allzu sehr einer "heilen Welt" zuordnen, doch unterhalten werden sie sich mit Sicherheit ebenso bestens.
Ist das Ende auch gar zu schön und lieb, erhofft man sich für Bo, Prosper, Scipio, Victor, Mosca und Wespe doch genau dies.