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2003 machte das Künstlerpaar Richard Schönherz und Angelica Fleer mit einem einzigartigen Projekt auf sich aufmerksam. Sie vertonten mit ihren Kompositionen einige Texte von Rainer Maria Rilke. Die drei Folgen waren international ein sensationeller Erfolg und beweisen, dass Lyrik und Musik gemeinsam ein neues Publikum erreichen können.
Anfang 2007 erschien das neue Projekt von Schönherz/Fleer. Sie wählten diesmal Gedichte und Texte von Hermann Hesse und ließen sie von einigen ausgesuchten Sprechern vortragen. Unterlegt mit eigenen Kompositionen bietet diese CD eine Stunde lang erstklassige Unterhaltung. Zwar ist sowohl die permanente Berieselung mit Musik - auch während des Vortrags werden die Stücke nicht in den Hintergrund ausgeblendet - als auch die gelegentlich etwas seltsam anmutende Auswahl des jeweiligen Sprechers zum Teil Geschmacksache. Auch die der achtzehn Gedichte und Texte, die vertont wurden, erscheint rein willkürlich. Dies aber liegt in der Natur der Sache. Nicht jedermanns Geschmack kann jeder Sprecher erfüllen, die Musik ist gewöhnungsbedürftig und die Auswahl kann in Anbetracht der einen Stunde Spielzeit nur ein Anriss, ein Appetithäppchen sein, sich mit Hesse und seiner Lyrik zu beschäftigen.
Doch das Gesamtkonzept funktioniert. Die Gedichte sind fantastisch in ihrer Bandbreite, Tiefe und Präsenz. Sie sind aufrüttelnd, regen zum Nachdenken an, berühren tief und beschäftigen den Hörer so nachhaltig, dass man diese CD immer wieder anspielt. Vor allem, weil der Unkundige sehr schnell merkt, dass ein einmaliges Hören der oft sehr komplexen Gedichte nicht ausreicht, sie auch nur im Ansatz zu verstehen. Auch führt das mehrmalige Hören dazu, dass sich Vorlieben verschieben. Hat man beim ersten Hören zum Beispiel Ben Becker präferiert, geraten plötzlich Gedichte in den Vordergrund, die man zunächst nicht beachtete.
Sämtliche Sprecher haben ihre Hausaufgaben gemacht. Ob Ben Becker, Roger Willemsen, Xavier Naidoo und seine Partner der "Söhne Mannheims", Juliane Köhler oder Annett Louisan, Matthias Habich oder Catarina Valente - das Bemühen, dem jeweiligen Text Tiefe zu verleihen ist - bei aller Vorliebe des Hörers für bestimmte Stimmen - unverkennbar.
Da auch die Zusammenstellung der Informationen im beiliegenden Booklet - alle Texte werden abgedruckt, sämtliche Sprecher sind mit einer Kurzbiografie vertreten - beispielhaft ist, kann man dieses Hesse-Projekt nur empfehlen. Einige Bilder von Hermann Hesse und eine komplette Liste der beteiligten Musiker sind ebenfalls zu finden und runden den Eindruck eines perfekten Produktes ab.
Da auch der Preis als sehr günstig betrachtet werden kann, sollte jeder Liebhaber von Hesse oder auch nur von vertonten Gedichten einen Blick - oder ein Ohr - riskieren.
Besser kann man einem begnadeten Dichter nicht Respekt und Aufmerksamkeit zollen als Richard Schönherz und Angelica Fleer es hier getan haben.
Die Texte und ihre Interpreten im einzelnen:
1. Matthias Habich:
"Die Welt ist unser Traum"2. Roger Willemsen:
"Daß Gott in jedem von uns lebt"3. Xavier Neidoo:
"Der Liebende"4. Juliane Köhler:
"Kleiner Gesang"5. Ben Becker:
"Abends"6. Annett Louisan:
"Blauer Schmetterling"7. Roger Willemsen:
"Je differenzierter, je feinfühliger und beziehungsreicher wir zu lesen verstehen"8. Matthias Habich:
"Im Nebel"9. Juliane Köhler:
"Flötenspiel"10. Members of Söhne Mannheim:
"Sprache"11. Catarina Valente:
Wo wir etwas finden, das wie Musik ist12. Roger Willemsen:
"Mein Leben"13. Juliane Köhler:
"Regen", Harfe: Andreas Vollenweider
14. Annett Louisan:
"In Sand geschrieben"15. Matthias Habich:
"Jede Erscheinung auf Erden ist ein Geheimnis"16. Matthias Habich:
"Der erhobene Finger"17. Juliane Köhler:
"Glück"18. Ben Becker:
"Liebeslied"