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Historische Romane erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit, vor allem Romane aus der Zeit der blutigen Hexenverfolgungen finden immer wieder begeisterte Leser. Zu der Gruppe, die sich der Zeit der Inquisition widmet, zählt auch das hier vorliegende Werk.
Der junge Mönch Raphael hat nach dem Tod des Abts eine Zeit lang das Kloster in Rouen geleitet und freut sich nun auf seine Ablösung. Doch als der neue Abt eintrifft, ist er sich nicht so sicher, ob dies wirklich ein Freudentag ist. Zu kalt und unbarmherzig wirkt Henri Le Brasse.
Auch Anne Langlois, eine arme Korbflechterin, hat Grund zur Sorge. Henri scheint die arme Frau zu hassen und zu fürchten. Da kommt es ihm gerade Recht, dass es seit Jahren in Rouen keine Hexenverbrennung gab. An Anne Langlois soll ein Exempel statuiert werden. Auch ihre Tochter Luna schwebt in höchster Gefahr.
Raphael versucht zu helfen, doch für Anne kommt jede Hilfe zu spät. Sie stirbt auf dem Scheiterhaufen und niemand erfährt, warum Henri le Brasse diese Korbflechterin so sehr fürchtete.
Doch bevor Luna auch hingerichtet wird, verfällt ihr ein junger Gaukler. Er rettet sie, und gemeinsam machen sie sich auf die Flucht durch Frankreich.
Doch auch Raphael muss flüchten, zu ungeheuerlich ist die Entdeckung, die er zufällig im Studierzimmer des neuen Abtes machte. Er muss den Papst von dieser Entdeckung unterrichten. Doch wem kann er auf seiner Flucht trauen, ist er doch nun selbst als Ketzer verschrien und als vogelfrei erklärt worden?
Durch Zufall treffen die Flüchtlinge zusammen und setzen ihren Weg, geleitet von Lunas Vorsehungen, durch das pestgeplagte Frankreich fort, immer auf der Suche nach der Wahrheit: Warum musste Anne wirklich sterben und was verbirgt le Brasse?
Auch wenn man zunächst fürchtet, dass Stefan Fandrey keine neuen Ideen bietet, da auf dem Gebiet der historischen Romane schon so viele verschiedene Bücher erschienen sind, wird man doch schnell überzeugt und von der Geschichte eingenommen.
Die Charaktere sind gut ausgeleuchtet und werden dem Leser schnell vertraut, allein Luna bleibt ständig etwas entrückt, was aber auch zu ihr und ihrer Rolle passt. Etwas, was man bemängeln kann, ist die schwarz-weiß-Malerei, die zumindest in der ersten Hälfte des Romans vorherrscht. Erst danach bilden sich menschliche Grauzonen.
Die Handlung ist rasant, es gibt nicht viel Zeit zum Atemholen. Das ist auch ein Nachteil, fehlt doch daher an manchen Stellen der Tiefgang, zum Beispiel bei religiösen Überlegungen zum Juden- und Christentum. Viele Themen werden angeschnitten, aber nicht konsequent genug verfolgt. So werden die Pest, der Judenhass und auch die Fähigkeiten der mittelalterlichen Ärzte überhastet und halbherzig abgehandelt. Klar, diese Themen haben auch bei einer Hexenverfolgung nicht viel zu suchen, dennoch wäre etwas mehr Tiefgang wünschenswert gewesen.
Der Leser lernt mit den Flüchtlingen Frankreich kennen, da sie, von Luna geleitet, auf der Suche nach ihrer Vergangenheit und der Wahrheit durch Frankreich irren. Hierbei muss wirklich von irren gesprochen werden, da es nicht viele logische Begründungen für die Wegwahl gibt.
Dabei soll nicht der Eindruck entstehen, das Buch wäre schlecht. Es ist schön rasant geschrieben, so dass keine Langeweile aufkommt. Die Verknüpfung aus historischen Fakten und schriftstellerischen Freiheiten ist äußerst spannend, da sie zur eigenen Nachforschung anregt. Auch das Ende ist nicht ganz vorhersehbar, ein Problem, dass manch andere Romane haben.