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Max hat es nicht leicht. Mit sechs Jahren ist die Welt zwar voller Geheimnisse und Herausforderungen, aber auch gespickt mit Verboten und Hindernissen, die es zu überwinden gilt. Dabei sind die Erwachsenen nicht immer eine Hilfe. Mal sagen sie, dass man zu groß ist, mal ist man zu klein. Wäre Max nicht unendlich neugierig und würde er nach Niederlagen und Rückschlägen nicht immer wieder aufs Neue versuchen, diese Welt zu verstehen, es könnte deprimierend sein, wie wenig die Welt erklärbar ist. Zum Beispiel Mädchen. Die können zwar nicht Fußball spielen, sind aber so raffiniert, dass sie doch das Jungenteam schlagen können. Oder Ameisen. Zucker mögen sie, Zuckersaft aber klebt, doch abtrocknen kann man sie auch nicht. Oder die Sache mit dem Hundefutter. Da ist ein schöner Hund auf der Dose abgebildet - und was ist drin? Mitnichten Hund, sondern nur wieder dieselben Vitamine, die auch in allen anderen Sachen drin sind. Irgendwie blöd. Oder die Wette um den Regenwurm. Ihn zu essen ist gar nicht so leicht, klappt aber - doch was ist bloß eine Wette?
Jan Weiler, Journalist und Bestsellerautor erweist sich in "Hier kommt Max!" als begnadeter Vorleser. Die zwanzig Geschichten, die er auf der CD zum Besten gibt, liest er so schwungvoll, mit so viel Humor und Witz, dass es eine Freude ist, ihm zuzuhören - als Fünfjähriger ebenso wie als Erwachsener. Denn seine Geschichten über den Alltag des kleinen Max sind urkomisch, fantasievoll, aus dem Leben gegriffen und ganz nebenbei sogar lehrreich. So sieht also ein Sechsjähriger die Welt?
Zwar glaubt man im ersten Moment, der kleine Nick wäre auferstanden - René Goscinnys Jahrzehnte alte Texte und Jean-Jacques Sempés liebenswerte Zeichnungen sind vordergründig frappierend ähnlich -, doch bekommt man nach längerem Zuhören den Eindruck, nicht die Pointe und die Skurrilität stehen im Mittelpunkt wie bei der berühmten Vorlage, sondern der Alltag, die Beobachtungsgabe eines Sechsjährigen und seine Gedanken dazu.
Es geschehen deutlich weniger Prügeleien als bei Goscinny, die Eltern sind Nebensache und die Freunde komme erst gar nicht zur Sprache - es ist allein eine Schilderung vieler kleiner Begebenheiten aus der Sicht von Max - garniert mit viel Humor.
Dabei ist es vor allem der Vortrag von Jan Weiler, der den kleinen Nick schnell vergessen macht. Hier ist Max in Aktion. Und das wirkt viel moderner, aktueller und zeitloser als bei Goscinny. Die dort abgehandelten Verhaltensweisen und Erziehungsmethoden sind halt seit fünfzig Jahren passé.
Dennoch bleibt eine Ähnlichkeit bestehen, die man Jan Weiler zum Vorwurf machen könnte - zumal die Zeichnungen (im Fall der CD nur das schöne Coverbild, im Falle der Buchausgabe einige Bilder im Verlauf des Textes) von Ole Könnecke sogar sehr stark an Sempé erinnern.
Doch das Motiv eines Kindes, das über die Erwachsenenwelt seine eigenen Gedanken äußert, ist eigentlich nicht besonders originell oder schützenswert - jedenfalls dankt der Leser der "Hier kommt Max!"-Geschichten es Jan Weiler, diese Idee aufgegriffen zu haben. Er macht seine Sache einfach zu gut.
Der Käufer der CD bekommt sechs Geschichten, die nicht in der Taschenbuchausgabe zu finden sind und ein sehr nettes Lied als Zugabe. Darüber hinaus ist der Vortrag Weilers absolut perfekt - alles Argumente, die diese Hörbuchproduktion meilenweit über der Buchausgabe ansiedeln. Diese knapp zehn Euro sollte man unbedingt für das Hörbuch ausgeben - es ist absolut perfekt produziert -, nicht zuletzt dank der unterhaltsamen Musikpassagen des Komponisten Volker Präkelt.
Und wer nicht genug "Jan Weiler" bekommen kann, sollte halt den kleinen Nick ausprobieren - der lohnt sich auch heute noch, selbst wenn Jan Weiler die Nase ein wenig voraus hat.