Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Zu den faszinierendsten Schriften, die von der Menschheit je genutzt wurden, gehören die ägyptischen Hieroglyphen. Auch der, dem es an Kenntnissen zum Lesen von Hieroglyphen-Inschriften fehlt, lässt sich von der Ästhetik dieser Bilderschrift fesseln.
Bereits 1980 erschien die 1. Ausgabe von "Hieroglyphen ohne Geheimnis"; nun wurde die 12. Auflage herausgegeben.
Das Vorwort macht Mut, die ägyptische Hochkultur auch mittels ihrer Schrift zu verstehen, und weist darauf hin, dass keine sprachlichen Kenntnisse jenseits der Hauptschulbildung benötigt werden. Freilich zeigen schon die ersten Kapitel, dass es dennoch vieles zu beachten gilt, etwa die bisweilen wechselnde Orientierung (von rechts nach links oder umgekehrt), den Umstand, dass öfters Schriftzeichen aus ästhetischen Gründen vertauscht oder übereinander angeordnet werden, und natürlich die fehlenden Vokale. Der Leser lernt auch die so genannte Umschrift und das von den Ägyptologen genutzte Schriftsystem kennen.
Systematisch geht es weiter: die Ein-, Zwei- und Dreikonsonantenzeichen, die so genannten Sinn- und Deutzeichen und einige Besonderheiten, dazu Grundzüge der Grammatik. Danach darf an konkreten Beispielen geübt werden, wie zum Beispiel an kurzen Inschriften auf Tutanchamuns Alabasterkasten. Das Buch endet mit Übersichten von Königs- und Götternamen, Möglichkeiten, das Erlernte zu vertiefen, und schließlich auch den Aufgabenlösungen und einer Hieroglyphenliste.
Laien, die sich für das alte Ägypten interessieren, trauen sich im Allgemeinen nicht zu, die Hieroglyphen zu entziffern – wie lange haben die Ägyptologen dazu gebraucht, bis der geniale Champollion sie systematisch erschloss! Dennoch sind sie kein Hexenwerk, wie dieses Buch zeigt. Es bietet zwar lediglich eine Einführung, mittels derer einfachere und kurze Texte verstanden werden können, aber allein dies bietet für den an Geschichte interessierten Ägyptenreisenden oder Museumsbesucher bereits eine Möglichkeit, sich der altägyptischen Kultur auf eine geradezu intime Weise zu nähern, hatte die Schrift für die alten Ägypter doch eine weit über die reine Fixierung von Sprache hinausgehende Bedeutung: Sie vereinte auch künstlerische und religiöse Aspekte in sich und war ohnehin nur einer sehr kleinen Bevölkerungsschicht zugänglich.
Das Buch ist systematisch aufgebaut, anschaulich verfasst und mit zahlreichen sinnvollen Beispielen versehen. Auch die Übungsaufgaben erweisen sich als sehr hilfreich. Wer einige Zeit investiert – die Inhalte wollen gut eingeprägt werden -, kann dem Buch eine Menge Wissen entnehmen und in der Tat eine Art rudimentärer Schriftkenntnis in Bezug auf die Hieroglyphen entwickeln sowie etwas Gefühl für die altägyptische Sprache gewinnen, obwohl diese bekanntlich schon sehr lange tot ist.
Auch die Druckqualität überzeugt, sowohl hinsichtlich der im systematischen Teil gezeigten Hieroglyphen als auch der Fotos, die konkrete Schriftbeispiele beinhalten. Die weiterführenden Quellen im Anhang wurden überarbeitet, sodass bei dieser Auflage auch Internetseiten aufgeführt sind. Drolligerweise wurde der Hauptteil offensichtlich vollständig original belassen, sodass die Museen auf Berlin (Ost) und Berlin (West) verteilt sind und auch die DDR noch ihren Auftritt hat. Nun, das mindert die Qualität des Inhalts nicht.
Es ist wohl kaum möglich, eine bessere Einführung ins Hieroglyphenlesen zu bieten, zudem machen die Lektüre und das Lernen mittels dieses Buchs ganz einfach Spaß, weshalb es allen interessierten Einsteigern bestens empfohlen werden kann.