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Julia wartet in ihrem Zimmer auf ihre Mutter. Sie sitzt im dunklen Raum, um die Menschen auf der Straße besser sehen zu können. Es ist schon spät, denn ihre Mutter macht Einkäufe und das dauert immer lange. Ihr Vater ist von der Arbeit gekommen und schon zu Bett gegangen. Ihr Bruder Olli kommt herein und setzt sich zu ihr. Die beiden warten, denn sie wollen den Adventskalender sehen, den ihre Mutter versprochen hat zu kaufen. Einen Schokoladenkalender natürlich, alles andere wäre Mist.
Endlich, ihre Mutter nähert sich, vollbepackt mit Paketen, dem Haus. Julia rennt die Treppe herunter und öffnet die Tür. Doch ihre Mutter hat schlechte Laune und packt in aller Ruhe alle Pakete aus. Wo sind die Kalender? Endlich legt sie einen der dicken, bunten Schokoladenkalender auf den Tisch. Einen? Julia erstarrt, denn der zweite Kalender ist zwar viel größer als der erste und glitzert, aber er ist dünn. Viel zu dünn, um auch nur das kleinste Stück Schokolade zu beherbergen.
Wütend starrt sie ihre Mutter an, während ihr Bruder triumphierend seinen Kalender hochhält und sie angrinst. Julia stürmt die Treppe hoch und schließt sich in ihrem Zimmer ein. Sie öffnet auch zum Abendessen und auf das Klopfen ihrer Eltern nicht. Sie sitzt lange im Dunkeln da und kämpft gegen die Tränen an. Sie ist doch erst neun Jahre alt und will einen Schokoladen-Adventskalender. Es ist fast Mitternacht, als sich Julia die Treppe hinunter schleicht und den Kalender in der dunklen Küche auf dem Tisch findet. Er glitzert geheimnisvoll und sieht eigentlich sehr interessant aus. Ein großes Haus ist dort zu sehen, die Fenster tragen Nummern. Das kleine Dachfenster ist das erste Türchen und Julia öffnet es schließlich. Enttäuscht sieht sie ein unaufgeräumtes Dachzimmer voller Gerümpel und einem schwarzen Mantel, der im Vordergrund an einem Kleiderhaken hängt.
Am nächsten Morgen will auch ihr Bruder sehen, was hinter dem ersten Türchen für ein Bild ist und Julia zeigt es ihm widerwillig. Ihr Bruder ist enttäuscht, doch Julia starrt das kleine Zimmer, das sich ihr darbietet, entsetzt an. Der Mantel fehlt!
Als sie aus der Schule kommt und nachsieht, ob sie sich nicht getäuscht hat, erstarrt sie abermals: Am Kleiderständer hängt eine bunte Sommerjacke. Sie schließt ihre Zimmertür ab und öffnet die zweite Tür. Der Raum, der dahinter sichtbar wird ist vollgestopft mit Flugzeugmodellen, Kisten, Büchern und allerlei winzigen Gerätschaften. Als Julia ihre Lupe holt und die Einzelheiten betrachtet, sieht sie die winzigen Propeller der Flugzeuge. Sie streckt den Finger vor und berührt einen der Propeller. Zu ihrem Erstaunen beginnt er sich zu drehen und plötzlich steht sie inmitten des Zimmers und ein kleiner, lustig anzusehender Mann kommt zur Tür herein. Er freut sich sehr über den Besuch und erklärt Julia, wie sie ins Haus und wieder in ihr Zimmer gelangt. Und noch zweiundzwanzig Fenster sind verschlossen. Was wird Julia alles hinter ihnen entdecken?
Dieses Buch ist 1995 von der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Kinderbuchautorin, Cornelia Funke, geschrieben worden. Die vorliegende Auflage ist bereits die fünfzehnte, erschienen im September 2005. Der ungebrochene Erfolg dieser Geschichte ist leicht zu erklären. Die Geschichte ist in einfachen Worten, kurzen, wenig komplexen Sätzen geschrieben und auch Erstlesern verständlich. Sie ist fantasievoll, steckt voller liebenswerter Überraschungen und hat einen warmen, augenzwinkernden Humor. Nie wird es zu spannend, nie unerfreulich oder "realistisch". Immer wieder ist der Leser überrascht über die Wendung, die die Geschichte nimmt, nie weiß man, was drei Seiten weiter geschehen wird.
Dazu kommt die altersgemäße Gliederung in kurze, prägnante und vor allem unterscheidbare Kapitel. Diese sind nicht nur durch den zu Grunde liegenden Adventskalender und seine vierundzwanzig Türchen, sondern auch durch die Fähigkeit der Autorin, sinnvolle Marken zu setzen und dem Kind immer wieder die Chance zu geben "Luft zu holen", unterschieden. Die Konzeption lädt dazu ein, das Buch immer wieder aus der Hand zu legen und kapitelweise zu lesen. Dies kommt der Lesegeschwindigkeit und dem Auffassungsvermögen des Kindes sehr entgegen. Kinder zwischen sieben und elf Jahren sind die Zielgruppe dieses Buches, doch auch Älteren und Erwachsenen machen die Geschichte Spaß. Humor und die Liebenswerten Charaktere des Buches sind für eine Identifikation mit ihnen perfekt konzipiert und kommen der Erwartungshaltung des Kindes entgegen.
Einige Klischees und Stereotype geben zwar Anlass zur Kritik, sind aber marginal.