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Eine ganze Nacht lang Krimi-Kurzgeschichten anhören – das ist für einen Krimifan eine tolle Aussicht! Und die im Hörverlag erschienene Sammlung bietet genau das: 428 Minuten spannenden Krimi.
Folgende Autoren und Titel sind auf den acht CDs vertreten:
- Arne Dahl: Das dritte Auge
- Åke Edwardson: Eiszeit
- Mary Higgins Clark: Die Leiche im Schrank und Schlaf, Kindchen, schlaf
- Patricia Highsmith: Leise, leise im Wind
- Val McDermid: Tödliche Affäre und Auf dem Pfad der Tugend
- Håkan Nesser: Shit happens
- Frank Schätzing: Der Puppenspieler
Diese neun Geschichten von sieben berühmten Kriminalautoren schöpfen alle Strömungen der aktuellen Kriminalliteratur aus. Eine Tendenz zum Metaphysischen hat die Horrorstory von Arne Dahl, in der ein Unfall im Zentrum einer Ermittlung steht, der eigentlich gar keiner gewesen ist, bei der die scheinbar bunt zusammengewürfelten Zeugen seltsam stereotyp wirken, und bei der der Ermittler selbst erkennen muss, dass er instrumentalisiert wird.
Echte Klassiker sind die Geschichten von Mary Higgins Clark, beide mit derselben Protagonistin, einer Putzfrau, die zusammen mit ihrem Mann einen gewaltigen Lotteriegewinn eingefahren hat und sich nun als Enthüllungsjournalistin betätigt. Einmal kehrt sie aus dem Urlaub zurück und findet die Leiche der Ex-Freundin ihres geliebten Neffen im Kleiderschrank, im anderen Fall möchte sie ein ihr sehr liebes junges Ehepaar im Krankenhaus besuchen, wo die Ehefrau gerade ein Baby bekommen hat – und platzt geradewegs in die Entführung des Neugeborenen.
Val McDermid nutzt für ihre Geschichte die neuen Medien. Und so geht die Kriminacht weiter, erfreulicherweise einschließlich eines deutschen Autors, der sich mit seiner Geschichte keineswegs vor den anderen verstecken muss.
Die Qualität der Geschichten mag ein wenig Geschmackssache sein, doch es ist in dieser hervorragenden Auswahl nicht nur für jeden etwas dabei, sondern die acht CDs bieten wirklich stundenlange Spannung und die Möglichkeit, auch Autoren von ihrer besten Seite kennen zu lernen, von denen man vielleicht noch nichts gelesen hat.
Dass berühmte Romanautoren nicht unbedingt auch ausgezeichnete Kurzgeschichten verfassen, dürfte allgemein bekannt sein; "Hören bis zum Morgengrauen" gelingt es, sehr gut gelungene Kurzprosa von Kriminalroman-Verfassern in sich zu vereinen. Selbst wenn man etwa dem etwas übersinnlichen "Touch" von Arne Dahls Geschichte nicht so sehr zugeneigt ist, vermag es dieses kleine Werk dennoch, den Hörer oder Leser in seinen Bann zu ziehen.
Die handwerklich eigentlich "braven", "soliden" Geschichten von Mary Higgins Clark bieten einen enormen Reiz durch die ausgefallenen Charaktere. Und so versteht es jeder einzelne Autor, seine Geschichte(n) nicht nur gefällig, sondern wirklich mitreißend zu gestalten.
Selbstverständlich gebührt ein guter Teil des Lobs den Sprechern, die es ausgezeichnet verstehen, die Handlung und die Figuren packend und authentisch darzustellen. Auch bezüglich ihrer wurde die Auswahl bestens getroffen. Dass Frank Schätzing seine eigene Geschichte liest, hat besonderen Reiz.
Die CDs befinden sich à vier Stück in zwei stabilen Plexiglashüllen und sind im Kartonschuber zusammengefasst. Zu jedem Viererpack CDs gibt es ein eigenes Booklet, das jedoch über Autoren, Titel, Sprecher und Copyright hinaus nicht allzu viele Informationen enthält – schade eigentlich.
Aber es geht ja um die Geschichten. Und die bieten, wie es auf dem Schuber heißt, in der Tat "Gänsehaut für die Ohren" – reichlich und in sehr guter Darbietung! Dies dann auch noch zu einem wirklich günstigen Preis. Da greift man gern zu.