Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Nicht erst seit PISA gewinnt man den Eindruck, dass unsere Kinder immer erfolgloser, ja scheinbar dümmer werden. Ob dies nun tatsächlich stimmt oder nicht, die Suche nach den Ursachen gestaltet sich dabei genau so schwierig wie Möglichkeiten, die Leistungen der Kinder zu optimieren, zu finden. Der Druck nimmt dabei stetig zu. Die kulturellen Grundfertigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen sind dabei der Schlüssel zum Erfolg. Wer hier bereits Probleme hat, wird dem Lerntempo und dem damit einhergehenden Leistungsdruck kaum standhalten. Zu vielfältig und detailliert ist das Wissen, welches verinnerlicht werden muss, und zu kompliziert die Fertigkeiten, die für die Anwendung des Wissens erforderlich sind. Wie gesagt, die Probleme nehmen scheinbar immer mehr zu. Immer mehr Kinder haben Probleme bereits dem Stoff der ersten Klasse zu folgen. Der Lehrauftrag wird somit schon in den Kindergarten transferiert. Eltern sehen das Gespenst des Versagens ihrer Kinder. Erzieher sind mit solchen Eltern konfrontiert und benötigen Auswege aus dieser Situation. Die Kinder sollen also gut vorbereitet in den Ernst des Lebens -in die Schule- starten. Dabei soll Schule doch eigentlich Spass machen. Dieses Bedürfnis nach Vorbildung befriedigen die unterschiedlichsten Nachhilfen und Förderangebote. Einige der wenigen Programme, welche durch Langzeitstudien empirisch auf ihre Wirksamkeit hin untersucht wurden, ist das sogenannte Würzburger Trainingsprogramm (sehr gern mit den Initialen WTP beziehungsweise als Kurzform nur als Würzburger Programm bezeichnet). Es geht zurück auf Untersuchungen des schwedischen Psychologen Ingvar Lundberg der Universität Göteborg. Darauf aufbauend entwickelten die Autoren das Programm weiter zu seiner jetzigen Form. Dabei muss gesagt werden, dass auch wenn die Grundlagen gelegt sind, dieses Training besonders in seiner praktischen Ausführung immer noch einer Optimierung unterzogen wird. Die nun vorliegende sechste Auflage aus dem Jahre 2008 wurde so um viele praktische Hinweise ergänzt und Stolperfallen für Erzieher und Kinder beseitigt. Durch drei Längsschnittstudien (langfristige Untersuchungen) konnte das Würzburger Trainingsprogramm wissenschaftlich evaluiert (also auf seine erwiesene Tauglichkeit geprüft) werden.
"Hören, Lauschen, Lernen" wird in einem Schuber geliefert, welcher gut gefüllt ist. Außer der Darstellung des eigentlichen Konzeptes in einem Arbeitsheft befinden sich darin noch 86 Bildkarten.
Das Arbeitsheft ist in einen theoretischen Teil A und in praktische Teile B bis F aufgeteilt. Zunächst gehen die Autoren auf Lese-Rechtschreibschwäche und Legasthenie ein. Sie erläutern kurz, was beim Lesen und Schreiben für Prozesse ablaufen und wie diese Tätigkeiten funktionieren. Danach leiten sie auf die Phonologie der Sprache über, welche die Grundlage für das Trainingsprogramm bedeutet. Anschließend gehen sie auf die wissenschaftliche Überprüfung des Programms ein und geben eine theoretische Einführung zu Anwendung. Etwas ungewöhnlich befindet sich das Literaturverzeichnis am Ende dieser theoretischen Einführung und nicht am Ende des Buches. Dieser Teil ist stark mit Fachwörtern durchsetzt. Wobei die Autoren jedoch bemüht sind, das theoretische Fundament möglichst ausführlich zu erläutern. So findet der Leser in diesem Teil sehr viele Definitionen und Beschreibungen, wie Prozesse genannt werden und wie die ablaufen. Insgesamt fehlen jedoch Bezüge zum praktischen Teil, auch wenn diese stellenweise (zum Beispiel im Abschnitt zum Phon) sehr gut umgesetzt wurden.
Teil B enthält auf drei Seiten die Regeln, nach denen das Programm durchgeführt werden muss, wenn es Erfolg (wie in den Studien) haben soll. Hierbei gibt es so viele strenge Gesetze, dass man sich fragt, wo da noch der Spaß bleiben soll. Aber dieses Kapitel ist auch für die Erzieher gedacht und nicht für die Kinder.
Im Teil C stellen die Autoren einen wochengenauen Trainingsplan auf. Die Verteilung der Übungen auf die 20 Wochen wird zunächst grafisch dargestellt. Dann erfolgt die genaue Benennung der Einheiten für jeden einzelnen Tag jeder Woche. Die Übungen sind nummeriert und werden im Einzelnen im Teil D vorgestellt, welcher mit über 30 Seiten der umfangreichste des Buches ist. Verwunderlich ist, dass vorher immer von Übungseinheiten gesprochen wurde und nun plötzlich mit den Kindern Spiele gespielt werden sollen, wenn man den Überschriften des Teils Glauben Schenken soll. Tatsächlich empfinden die Kinder das Programm als etwas Besonderes. Im Idealfall spielen sie Schule. Denn durch Eltern und Erzieher wird auch den Kindern bereits transferiert, dass es sich dabei bereits um die Vorbereitung auf den Ernst des Lebens und nicht um Spielerei handelt. Die Übungseinheiten beginnen gemäß dem Programm mit Lauschübungen, diese steigern sich im Schwierigkeitsgrad und Sprech-, Silbenklatsch- und Anlautübungen zum Ziel des Trainings: zu den Übungen zur Lautsynthese und -analyse. Die Autoren betonen hierbei oft, dass diese zwar teilweise einfachste Übungen sind, die sowieso schon im Kindergarten im täglichen Ablauf integriert sind. Doch gerade die genau vorgegebene Kombination garantiert den Erfolg des Trainings. Da die Übungen recht einfach sind, müssen sie auch nicht ausführlich erläutert werden. Sehr schön ist, dass der Platz mit vielen Vorschlägen genutzt wurde. Somit hat man immer geeignetes Material zur Hand und muss nicht mühsam das Rad neu erfinden. Wobei die Materialien bei diesen Sprech- und Hörübungen die Wörter und Sätze sind. Nur selten werden zur Visualisierung zum Beispiel Bausteine und die Bildkarten eingesetzt.
Die Bildkarten stellen dann den zweiten Schwerpunkt des Werkes dar. Es sind insgesamt 86 auf stabiler Pappe gedruckte Bilder im Format A6. Die Karten haben einen gelben Hintergrund und die schwarzen Zeichnungen sind groß genug, um auch in größeren Gruppen von allen Kindern noch erkannt werden zu können. Dabei ist fast jeder Buchstabe enthalten. Von A wie Auto bis Z wie Ziege. Gerade aber beim A ist es nicht gelungen ein geeignetes Bild für einen guten Anlaut beizulegen, selbst wenn Ampel oder Apfel einige andere Stolperfallen für Kinder enthalten könnten. Die Zeichnungen selber sind einfach, beschränken sich auf das Wesentliche, was allerdings völlig ausreichend ist, denn man kann immer das abgebildete Wort erkennen. Nur ein einziges Bild (die Taube) ähnelt eher etwas anderem (einem Spatzen).
Fazit: Der Hunger nach Förderung wird mit diesem Programm gestillt. Damit es mit der Umsetzung keine Schwierigkeiten gibt, genügt der Kauf dieses Paketes. Es enthält alles, um den Kindern in 20 Wochen einen leichteren Start in die Schule zu ermöglichen: einen ausgearbeiteten Trainingsplan und dazu passende Übungen. Man muss allerdings darauf achten, die aktuellste, verbesserte Auflage zu kaufen.