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 Hummelhubert oder die Entdeckung der Zeit

Autoren: Heinz Janisch
Illustratoren: Annette Roeder
Verlag: Terzio

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


RUMMS! Schon wieder ist Hummelhubert gegen eine Tür geknallt. Sein Leben besteht nur aus Unfällen, Hektik, schnell irgendwohin fliegen, sehr kurz verweilen, weiter fliegen. Keine Pausen, keine Blicke über die Landschaft, keine Zeit für nichts.
Hummelhubert sitzt mit einer Beule, verknickten Flügeln und mächtigem Hirnsausen auf dem Boden und hat keine Lust mehr. Kein Hasten, kein Hecheln, kein Brummeln und Hummeln, kein "Schnell, schnell", kein "Weiter, weiter" mehr. Er sieht zu seinen Eltern auf, die verständnislos über ihm kreisen und ihn zur Eile mahnen. Sie haben ihr ganzes Leben keine Zeit gehabt und Hummelhubert soll es genauso gehen.
Hummelhubert steht nun die schwierigste aller Aufgaben bevor. Er muss seine Eltern überzeugen, einmal langsam zu fliegen, zu verweilen, sich Zeit zu lassen und das Leben zu genießen.

Die kleine Geschichte von Heinz Janisch erzählt in sehr wenigen Sätzen von einer kleinen Hummel, die das Leben um sich herum genießen möchte. Das aber wird auf unglaubliche achtundvierzig Seiten ausgedehnt. Nicht nur, dass jede Bildseite nur mit wenigen Worten, gelegentlich einem Halbsatz, seltener einem ganzen Satz, auskommen muss, nein, auf jeder zweiten Doppelseite sieht der Betrachter nur eine einzige Farbfläche und in riesigen Lettern ein oder zwei Worte.

Die Geschichte wird gedehnt und gestreckt, auseinander gepflückt und in vielen kleinen Abschnitten erzählt. Es entsteht eine ganz eigene Bildsprache, die zwischen der Hektik des Lebens, dem Hummelhubert - und damit im übertragenen Sinn dem Leser und Zuhörer - ausgeliefert ist und der Erkenntnis vermitteln, dass ein wenig Ruhe, eine Phase der Kontemplation und des Nachdenkens eine ganz neue Lebensqualität bedeuten.

Dank der bunten, sehr deutlichen Bilder, die von Annette Roeder stammen, dem einfach zu verstehenden, doch beileibe nicht albernen oder banalen Text von Heinz Janisch gelingt es diesem Bilderbuch, auch schon Fünfjährigen deutlich zu machen, dass das Leben ein sehr kostbares Gut ist. Und dass man mit ein wenig Langsamkeit nicht nur nichts Wesentliches verpasst, sondern dass man, ganz im Gegenteil, mehr erlebt und "besser" lebt als in Hektik und Stress.

Diese einfache Botschaft wird in diesem prachtvollen Bilderbuch bestens verpackt, kindgerecht in bunte, liebevoll gezeichnete Bilder übertragen und mit sehr viel Ruhe und Zeit - sprich auf vielen, vielen Seiten - sehr langsam angebahnt und verständlich gemacht.
Nicht zuletzt ist der Kunstgriff, dass sich die kleine Hummel ausgerechnet gegen seine Eltern durchsetzen und sie von seinem Standpunkt überzeugen muss, für die kleinsten Zuhörer ein sehr angenehmer und nachvollziehbarer Gedanke. Denn wer zerrt sie tagein tagaus von einem Termin zum anderen, weckt sie, hält sie zur Eile an, macht Stress, sagt immer wieder, dass das auch schneller geht und reglementiert ihr ganzes Leben? Wer verhindert immer wieder nachhaltig und mit großer Macht, dass sie einfach nur spielen und die Zeit vergehen lassen? So ist den Kleinsten bereits klar, wo das Problem für Hummelhubert liegt und wie er entkommen kann: Er muss sich gegen seine Eltern wehren! Das übersetzt Heinz Janisch ebenso humorvoll wie einfach in eine kleine Geschichte über die Zeit.

Wenn dass nicht das neue Lieblingsbuch vieler Kinder wird! Und wenn auch nur, um den Eltern unbewusst und subtil oder bewusst und offensichtlich mitzuteilen, dass sie mal wieder falsch liegen mit ihrer Auffassung von Zeit.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. März 2008 | ISBN: 9783898358811 | Preis: 12,90 Euro | 48 Seiten | Sprache: Deutsch

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