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Zakes Abbot (William Ash) will sich als Schriftsteller versuchen, doch eine Schreibblockade macht seinen Träumen einen Strich durch die Rechnung. Anstatt ein Leben als Auflagenmillionär zu führen, hält er sich über Wasser, indem er Plakate in Raststätten entlang der Autobahn austauscht. Die ermüdende Fahrt bei Nacht und Regen ist eine Tortur, Kaffee und Reibereien mit seiner Freundin Beth (Christine Bottomley) halten ihn wach. Als er von einem weißen LKW überholt wird, traut er seinen Augen nicht: Für einen kurzen Augenblick öffnet sich die Ladeklappe des Lastwagens und gibt den Blick auf eine nackte, schreiende Frau in einem Käfig frei. Beth hält ihrem Freund vor, tatenlos zuzusehen, aber Zakes hat keine Lust, den Helden zu spielen – zumal er sich nicht sicher ist, ob ihm vielleicht auch nur seine Fantasie einen Streich gespielt hat. Doch auf der nächsten Raststätte verschwindet Beth spurlos – und ein vertrauter weißer LKW verlässt den Parkplatz. Die Angst um Beth lässt Zakes keine Sekunde zögern, die Verfolgung aufzunehmen. Doch der Truckfahrer hat seinen Verfolger längst bemerkt und Zakes muss sich schon bald die Frage stellen, wer hier eigentlich wen jagt …
Das Frontcover der Blu-ray wirft mit zitierten Lobeshymnen um sich, die den Independentfilm aus Großbritannien als Nervenkitzel in Reinkultur preisen. Allein die Ausgangssituation ist interessant und vielversprechend: Ein streitendes Pärchen, eine anstrengende Fahrt durch Nacht und Regen, in deren Monotonie die Schreckensvision einer blutenden, gefangenen Frau rasiermesserscharf hereinbricht, ein unheimlicher LKW mit einem nicht minder unheimlichen Fahrer – das alles hört sich nach den Ingredienzien eines spannenden Cocktails aus Roadmovie und Thriller an.
Doch die Realität sieht anders aus, denn die erste halbe Stunde des Films ist zugleich die beste: Die Charaktere und ihre Probleme werden eingeführt, der Zuschauer erfährt von ihren Zukunftsplänen und den Steinen, die sich das Pärchen zum Teil selbst in den Weg legt. Die lähmende Eintönigkeit der stundenlangen Fahrt von Raststätte zu Raststätte wird handwerklich wie darstellerisch stimmungsvoll rübergebracht, der kurze Schockmoment, in dem sich die Ladeklappe des vorausfahrenden LKWs öffnet, ist harsch, aber wirkungsvoll gesetzt. Doch Beths Verschwinden in einer Raststätte steht bereits unter den Vorzeichen abfallender Spannung und im Sande verlaufender Dynamik: Zakes’ Suche nach seiner Freundin wird mit einigen mehr schlecht als recht gelungenen Kunstgriffen unnötig in die Länge gezogen, zumal hier auch die Kette logischer Ungereimtheiten in „Hush“ ihr erstes Glied präsentiert. Mit fortschreitender Handlung wirft das Drehbuch Zakes immer wieder logische Schlaglöcher zwischen die Beine respektive Reifen und lässt den Zuschauer mit Fragen alleine.
Selbiges gilt auch für den Spannungsaufbau: Schon nach gut zehn Minuten wird aus einem perfiden Katz-und-Maus-Spiel eine kaum fesselnde Hatz, deren Dynamik immer wieder einbricht. Mühsam in Gang gehalten wird sie von teils interessanten, teils aber auch lahmen Twists, die ebenso wenig zu überzeugen wissen wie der einfallslose Showdown, der alleine schon deswegen kaum greift, da er einfach zu lange dauert. Krampfhaft wird versucht, die Spannungsschraube immer fester anzuziehen, etwa in Gestalt einer nervtötenden Wackelkamera, die Dynamik vorgaukeln soll, diese aber nur ins Stocken bringt. Ferner bietet „Hush“ kaum Neues, stattdessen bedient sich der Film deutlich erkennbar am Buffet weitaus gelungenerer Genrekollegen. So unterstützt die Tatsache, dass der Zuschauer den gesamten Film hindurch kein einziges Mal in das Gesicht des Truckfahrers blicken darf, zwar den Thrill des Films, doch hat vor mehr als 35 Jahren ein damals noch junger Steven Spielberg dieses Stilmittel in seinem Spielfilmdebüt „Duel“ weitaus souveräner einzusetzen gewusst.
Spielt man mit dem Gedanken, den Film zu erwerben, so sollte man erst noch einmal in sich gehen und sich fragen, ob man „Hush“ wirklich auf Blu-ray braucht oder ob nicht auch die DVD-Version ausreichend ist. Denn: Das Bild ist fast den gesamten Film hindurch unglaublich grobkörnig und beleidigt das Auge mit einem enervierenden Rauschen. Daneben hat der Film allzu oft mit ausgewaschenen Farben und einem unscharfen Bild zu kämpfen. Der Ton in DTS-HD 5.1 MA leistet sich da schon weniger Schnitzer, doch bleiben auch hier die Möglichkeiten der Blu-ray über weite Strecken unausgenutzt. Negativ fällt die deutsche Tonspur mit ihrer zweitklassigen Synchro auf, hier wurde schlecht abgemischt, sodass die Dialoge in der Regel zu laut ausfallen.
Was den nicht gerade referenzverdächtigen Ton und vor allem das miserable Bild anbelangt, so ist dies wohl weniger auf Resteverwertung seitens des DVD-Anbieters als vielmehr auf die schlechten Produktionsumstände zurückzuführen; immerhin standen den Machern von „Hush“ mit einem Budget von einer Million Pfund nicht gerade die Schatzkammern Hollywood’scher Studios offen. Doch Ascot Elite hätte besser daran getan, angesichts der nicht vorhandenen technischen Qualität des Films auf eine Blu-ray-Veröffentlichung zu verzichten, denn eine solche rechtfertigen das himmelschreiend armselige Bild und der teils magere Ton in keiner Weise. Wer will schon grobkörnige Bilder, wackelige Kameraeinstellungen und Unschärfe in High Definition erleben?
Die Extras gehen in Ordnung: Neben der obligatorischen Trailershow – Originaltrailer zu „Hush“ inklusive – sind noch ein rund 37-minütiges Making-of sowie Interviews mit Cast and Crew auf der Blu-ray enthalten; ferner erlaubt ein weiteres Feature einen Blick auf die Dreharbeiten. Wem das übergroße FSK-Kennzeichen ein Dorn im Auge ist, der verbannt es ganz einfach dank Wendecover aus seiner Filmsammlung.
Fazit: Schaler Roadmovie-Thriller, der mit fortschreitender Handlung regelmäßig das Gas- mit dem Bremspedal verwechselt und so den Motor der Spannung mehr als einmal abwürgt. Für die Blu-ray-Version gilt im eigenen DVD-Regal Halte- und Parkverbot, die normale Silberscheibe sollte es auch tun.