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Diese Hardcover-Ausgabe mit 277 Seiten Umfang vermag vor allem diejenigen, die bereits etwas von Wolf-Dieter Storl gelesen haben, zunächst zu verwirren.
Da ist im Untertitel die Rede von "Der Schamane aus dem Allgäu erzählt sein Leben". Man wundert sich, denn zu anderen Gelegenheiten weist Storl die Bezeichnung des Schamanen von sich und er lebt wohl im Allgäu, stammt aber ursprünglich nicht von dort. Wenn man dann die einleitenden Worte des Autors liest und er dem Leser mitteilt, dass dieses Buch nicht als Autobiographie zu sehen ist, ist die Verwirrung perfekt. Also - was für ein Buch ist es denn nun?
Unterteilt in sieben größere und viele kleinere Kapitel erzählt Wolf-Dieter Storl in diesem Buch tatsächlich aus seinem Leben. Erste Erwähnungen beginnen bei dem frühen Umzug von Crimmitschau nach Oldenburg, doch auch seine anderen zahlreichen Reisen, von der Auswanderung mit den Eltern in die USA bis hin zum Umzug auf einen alten Hof im Allgäu, wo der Autor heute noch mit seiner Familie lebt, finden Erwähnung in diesem Buch.
Bei all den Erzählungen steht durchaus das Autobiographische, die Erfahrungen des eigenen Lebens nämlich, im Vordergrund. Doch auch weitere Aspekte und wichtige Merkmale seines Erlebens und Denkens, die ihm nicht nur die Bezeichnung aus dem Untertitel einbrachten, sondern ihn auch zu einem angesehenen Ethnobotaniker werden ließen, werden anschaulich von ihm beschrieben.
Immer wieder tauchen Diskrepanzen zwischen "unserer Welt" und der seinen auf, und mit Hilfe der Erwähnung von Bekannten, Freunden, speziellen Situationen oder gar Pflanzen, zeigt Wolf-Dieter Storl immer wieder verbindende und auch lösende Elemente gerade diesen Konflikts auf.
Es ist viel Spirituelles in seinen Worten, allerdings fehlt im Grunde der bekehren wollende Zeigefinger und die düsteren Drohungen, die oft mit solchen Feststellungen, unsere Gesellschaft habe an Spiritualität verloren, einhergehen. Vielmehr liest sich das gesamte Buch wie ein "Leben und leben lassen".
Hierzu ist interessant zu bemerken, dass Wolf-Dieter Storl Doktor der Anthropologie ist - ohne sich als solcher hervorzutun. Doch distanziert er sich auch von den ehemaligen Anthropologen, die zum Schamanismus "übergesiedelt" sind. Eben dadurch schlägt er gekonnt eine Brücke und spricht den Leser an, ohne zu abgehoben, zu esoterisch, zu belehrend zu wirken - aber auch ohne zu trocken, zu wissenschaftlich, zu fernab aller Emotionalität zu agieren.
Insgesamt hat man beim Lesen eher den Eindruck, jemandem zuzuhören. Die bereitwillig gegebenen Auskünfte aus Storls Leben sind in lockerer und alltäglicher Sprache verfasst, an vielen Stellen von Humor und Ironie durchsetzt und laden allein dadurch schon dazu ein, etwas genauer hinzusehen und auch zwischen den Zeilen lesen zu
wollen.
Wer den vermeintlichen "Schamanen aus dem Allgäu" aus anderen seiner Publikationen oder dem TV kennt, für den ist diese außergewöhnliche Autobiographie, die gar keine sein will, ein sehr lesenswertes Werk. Auch für die, die eben dies noch planen, ist das Buch hilfreich. Hier werden viele ungestellte Fragen beantwortet, die helfen, diesen Mann, der partout in kein Schema und unter keine Schablone passen will, näher kennen zu lernen.
Darüber hinaus legt dieses Buch auch den Grundstein zu einem etwas anderem Denkansatz im Leben, der nicht ganz ohne Esoterik auskommt, aber im Grunde auch wiederum kaum auf Spinnereien setzt.
Zahlreiche Zeichnungen sowie Farbphotos des Autors, seiner Familie und seinen Freunden, runden das Bild dieses gar spannend zu lesenden Buches ab.