Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Wer oder was bin ich? Wie definiert man "Bewusstsein"? Bin nur ich ich oder kann auch jemand, der mich gut kennt, für einen Moment ich sein? Diesen Fragen geht Doug Hofstadter, berühmt geworden durch "Gödel, Escher, Bach", in seinem neuestem Buch "Ich bin eine seltsame Schleife" nach. Wer GEB kennt, darf ruhig auf dieses Werk gespannt sein.
Hofstadter stellt den Sinnfragen des Lebens nach: Was ist Bewusstsein? Und ist es wirklich so abgegrenzt, wie wir dies jahrhundertelang voraussetzten? Die Erklärungsversuche und Theorien, die Hofstadter präsentiert, sind vielschichtig und so detailliert, dass man sie kaum zusammenfassen kann. Er beginnt harmlos mit einem Gedankenexperiment, mit Analogien und Ideen, bevor er die grundlegende Idee des Buches ins Spiel bringt: die Schleife.
Zuerst stellt er sie anhand der Video-Feedback-Schleife vor, die entsteht, wenn man eine laufende Kamera auf den Monitor richtet, an den sie angeschlossen ist. Die Schleife ist die Grundidee und Hofstadter verbringt mehrere Kapitel damit, sie gründlich und unumstößlich in eine Theorie des Bewusstseins einzuflechten. Dabei spielt auch die Mathematik eine Rolle, aus Gründen, die Hofstadter sehr gut zu erklären weiß. Hier trifft man auch auf einen alten bekannten: Kurt Gödel, eben der Gödel aus GEB.
Es folgen weitere Kapitel, auch über Hofstadters Frau Carol, die früh starb und deren Tod viele Ideen in Hofstadter erst hervorbrachte. Man erlebt hier das Werden der Theorie anhand eines persönlichen Schicksalsschlages.
"Ich bin eine seltsame Schleife" ist Hofstadter in Reinnatur. Er präsentiert Ideen und Analogien, die sich alle zu einem Großen verbinden. Auf vieles muss man sich erst einlassen können, denn die gesamte Theorie ist so vielschichtig, dass Hofstadter erst einmal drei Kapitel lang ein bestimmtes Thema einführt, bevor er dann den Bogen zu seiner Theorie schlägt.
Alles wird sehr detailliert besprochen - manchmal schon zu detailliert. Auf die eine oder andere Ausführung, das eine oder andere Beispiel hätte man schon verzichten können. Bei vielem wird erst später klar, warum es so ausführlich besprochen wurde. Dies ist garantiert ein Buch, das man mindestens zweimal lesen sollte, denn erst beim zweiten Mal fallen die vielen kleinen Dinge auf, die vorher kaum in den Zusammenhang passten und sich jetzt doch wunderbar einfügen.
Es besteht schon ein gewisser Anspruch an den Leser - aber kein übertriebener. Man muss weder Philosophie noch sonst etwas studiert haben, um dieses Buch lesen zu können. Zugegeben, es hilft, wenn man die eine oder andere Idee schon mal gehört hat, doch im Großen und Ganzen ist das Buch in sich selbst abgeschlossen: Alles, was man wissen muss, wird irgendwo erklärt. Man sollte sich dennoch Zeit nehmen - es ist weder ein Buch für den Nachttisch noch für die zehn Minuten im Bus. Denn dieses Buch ist ein Denkanstoss, um sich über diese Ideen Gedanken zu machen, vielleicht zu eigenen Varianten zu kommen und so weiter. Einfach gelungen!