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In einem abgelegenen Kaff irgendwo in Alaska wurde die Leiche eines Schulmädchens gefunden, jedoch keine Spur vom Täter. Der New Yorker Detective Will Dormer (Al Pacino) wird mit seinem Partner Hap Eckhart (Martin Donovan) dorthin geschickt, um den Fall aufzuklären. Ihm wird die junge Polizistin Ellie Burr (Hilary Swank) zur Seite gestellt, die den bekannten und erfahrenen Kollegen verehrt. Man befragt den Freund der Verstorbenen, findet ihren Rucksack am Seeufer und hat bald einen Hinweis, der zu einer Hütte in der Nähe des besagten Fundortes führt. Man lauert dem Besitzer der Hütte auf, doch als er auftaucht, geht etwas schief, und er versucht zu fliehen. Eine Verfolgungsjagd durch dichtesten Nebel beginnt.
Dormer hat zwei Probleme: Erstens steht er unter Druck, da er vermutet, dass man ihn ans Ende der Welt geschickt hat, um in aller Ruhe seine Vergangenheit nach Ermittlungsfehlern durchsuchen zu können, die ihn den Job kosten könnten. Hap offenbart ihm diesbezüglich, dass er gegen Dormer aussagen will. Und zweitens geht so weit im Norden derzeit die Sonne nie wirklich unter, was ihn um den Schlaf bringt, den er dringend braucht. Seine Konzentration nimmt zunehmend ab, er wird empfindlich und unvorsichtig. Als er nun im Nebel jemanden mit einer Waffe vor sich sieht, erschießt er ihn in einer vorschnellen Reaktion. Dummerweise war das nicht der mutmaßliche Täter, sondern Kollege Hap. Da dergleichen für die ermittelnden Behörden gefundenes Fressen ist und er überdies nicht in den Verdacht geraten will, Hap wegen der internen Ermittlungen absichtlich ermordet zu haben, hängt er den Tod des Partners dem Mädchenmörder an und fälscht Beweismittel. Er identifiziert diesen als den Schriftsteller Walter Finch (Robin Williams) und ermittelt gegen ihn, doch Finch hat Dormer bei dem tödlichen Schuss beobachtet und verwickelt den Polizisten in ein Katz-und-Maus-Verwirrspiel, bei dem Dormer Mühe hat, nicht die Übersicht zu verlieren. Die Lage spitzt sich zu, als Burr ein weiteres Beweismittel findet und an der Souveränität Dormers zu zweifeln beginnt ...
Christopher Nolan, Regisseur des vielbeachteten "Memento" und der letzten Batman-Filme, hat mit diesem Remake des gleichnamigen norwegischen Films einen sehr spannenden Thriller geschaffen, in dem sich Gut und Böse zu einer kriminellen Grauzone vermischen, in der sich die Verhaltensweisen von Cop und Mörder ähneln. "Anständig" sind hier nur die Mitarbeiter der Polizeiwache des Ortes mitten in der Wildnis. Al Pacino brilliert in der Rolle des Großstadt-Detectives, den seine berufliche Situation und die fortwährende Schlaflosigkeit zu Mitteln greifen lassen, die ihn den Verbrechern sehr ähnlich macht, die er sein Leben lang gejagt hat. Der konstitutionelle Verfall steht Pacino in jeder Szene ein wenig mehr ins Gesicht geschrieben, man kann ihm diese Rolle voll und ganz abkaufen. Ihm gegenüber steht der besonnen kalkulierende psychopathische Mörder, eine ungewöhnliche Rolle für den Unterhaltungskünstler Williams, die ihm aber ebenfalls sehr glaubwürdig gelingt. Sobald die beiden Figuren sich zum ersten Mal begegnen, kommt ein besonderes Spannungsgefühl auf: Hier treffen zwei ebenbürtige Männer aufeinander. Etwas abseits, beobachtend und lernend, macht auch Hilary Swank eine sehr gute Figur, nicht nur optisch. Man sieht ihr den Wandel der Einstellung zu Detective Dormer gut an, von der widerspruchslosen Verehrung zum Zweifel.
Diese drei Schauspieler tragen diesen großartigen Film, der in einem ungewohnten Setting spielt. Das Tageslicht spielt eine wichtige Rolle in diesem Thriller, der ungewohnterweise ohne düstere Nachtszenen auskommen muss und dennoch nur wenige wirklich farbenfrohe Szenen hat. Meist sind die Farben nordisch kühl gehalten mit scharfen Konturen, die nur in der schicksalsträchtigen und für den Film sehr wichtigen Verfolgungsszene im Nebel verwischen. Das Licht ist überpräsent, und Dormer führt neben seinen Bemühungen um Aufklärung des Falls einen hoffnungslosen Kampf gegen diese Helligkeit, in dem sein zerrütteter Charakter voll zum Tragen kommt: Er wirkt als Cop, der Beweismittel fälscht, um seinen eigenen Hals zu retten, wie ein gefallener Engel.
Nolan beweist einmal mehr ein gutes Auge für spannenden Szenen- und Bildaufbau und setzt sowohl normale Kamera als auch Handycam ein, wobei er oft mit Schnitten arbeitet. Auf digitale Effekte wurde verzichtet. Die Musik von David Julyan ist trist, getragen mit dumpfen Streichern, minimalistisch und mit synthetischen Klängen durchsetzt, aber das Thema, das zu Beginn den Flug über skurrile Gletscher und endlose Wälder begleitet und im Abspann zu hören ist, ist einfach wunderbar, und die Musik betont die Tristesse und die labile Psyche Dormers sehr gut.
Die DVD in der Plastikhülle mit Pappdeckel bietet neben dem Film in Deutsch, Englisch und Französisch noch eine Menge an Features neben der üblichen Szenenwahl - den Abspann kann man hier separat anwählen - und der Sprachwahl. Das Menü präsentiert sich in nebligem Grau und passt gut zum Film. Es gibt eine zusätzliche Szene, ein kurzes Making of mit vielen Interview-Schnipseln und ein Filmchen vom Dreh der Verfolgung im Nebel, einmal vom Kameramann Pfinster und einmal vom Production Designer Crowley kommentiert. Ein besonderer Leckerbissen sind das Gespräch zwischen Nolan und Pacino über den Film, das Schauspielern im Allgemeinen und den Unterschied zwischen Film und Theater - leider im Vergleich zum Rest eher leise aufgenommen - und die Dokumentation "Eyes wide open" über krankhafte Schlaflosigkeit, in der Betroffene und Wissenschaftler zu Wort kommen. Der Original-Kommentar von Nolan ist deshalb interessant, weil hier nicht wie üblich der Film abgespult und die Szenen von ihm besprochen werden, sondern chronologisch nach Drehtagen vorgegangen wird, so dass man nachvollziehen kann, in welcher Reihenfolge die einzelnen Szenen gedreht wurden - dennoch ist dieser Teil sehr lang. Zudem gibt es Kommentare zu Ausschnitten des Films von Schauspielern und Crewmitgliedern. Das Promo-Material enthält Bilder vom Dreh und Screenshots des Films sowie einen US-Trailer.
Das versteckte Goodie, das auf der Rückseite der Hülle angekündigt ist, ist wirklich gut versteckt - ein Hinweis: Es ist unter "Produktionstagebücher" zu suchen, wobei das Bild von Swank eine Rolle spielt -, aber wer es nicht findet, verpasst nicht wirklich viel.
Fazit:
Ein weiteres spannendes Meisterwerk von Christopher Nolan mit großartiger Starbesetzung um einen Detective, der im hohen Norden Alaskas gegen Schlaflosigkeit kämpft, seine eigene Haut zu retten versucht und gleichzeitig einen Psychopathen jagt und dabei in einen kriminellen Strudel gerät. Die reichhaltige Ausstattung der DVD lässt kaum Wünsche offen, der Kauf sollte für Thrillerfans ein Muss sein.