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 J. Sheridan Le Fanu

Eine kommentierte, illustrierte Bibliographie seiner Veröffentlichungen im deutschen Sprachraum


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Der irische Schriftsteller Joseph Thomas Sheridan Le Fanu (1814-1873) hat das Genre der klassischen Gruselgeschichte maßgeblich mitgeformt und war eine der großen Galionsfiguren des Gothic Horror im Viktorianischen Zeitalter. Seine Novelle "Carmilla" sicherte ihm einen Platz in der englischen Literaturgeschichte, kein Handbuch zur Schauerliteratur und keine Überblicksstudie über die Entwicklung der literarischen Vampirfigur erlaubt sich das Sakrileg, seinen Namen unerwähnt zu lassen. Gleichzeitig aber beschränkt sich das Wissen, welches mit dem Namen Le Fanu assoziiert wird, gerade hierzulande einzig auf seine Erzählung um die lesbische Vampirin Carmilla. Sheridan Le Fanu mag jenseits des Kanals großer Erfolg beschieden sein – M. R. James war voll des Lobes für den irischen Schriftsteller –, doch im deutschsprachigen Raum war er nie sonderlich populär, besonders zu seinen Lebzeiten.

Wer hierzulande in den Genuss von Le Fanus Werk gelangen will, hat es bis heute nicht leicht, überhaupt an seine Erzählungen und Romane zu gelangen. "[S]eit den 1960er Jahren sind zumindest seine Spukgeschichten zum großen Teil auf Deutsch erschienen, allerdings verstreut in zahllosen Zeitschriften und Anthologien; von seinen vierzehn Romanen wurden dagegen bisher erst vier übersetzt", zieht Robert N. Bloch, seines Zeichens Deutschlands größter Kenner der phantastischen Literatur, Bilanz im Vorwort seiner jüngst erschienenen Bibliographie, die Le Fanus Veröffentlichungen im deutschsprachigen Raum auflistet. Mit dieser will er eine brennende Lücke im Status quo der deutschsprachigen Le-Fanu-Forschung schließen und ein kompetentes Rechercheinstrument zur Verfügung stellen. Ein Unterfangen, welches nach eingehender Betrachtung als geglückt zu bewerten ist.

Bloch baut seine 57 Seiten umfassende Bibliographie wie folgt auf: Im ersten Teil werden die Erzählungen und Novellen Le Fanus alphabetisch und nach dem Originaltitel aufgeführt. Nach Angaben zur Erstveröffentlichung und einem knappen Kommentar zum Inhalt folgt eine chronologische Auflistung der deutschsprachigen Veröffentlichungen bis zum Jahr 2010. Der zweite Teil führt deutsche Erzählsammlungen auf, danach folgt eine Auflistung von Le Fanus Romanen; bei letzteren werden sowohl die Bucherstausgabe als auch – sofern vorhanden – die Magazinerstausgabe genannt. Ein Kapitel mit forschungsliterarischen Hinweisen sowie ein deutscher Titelindex runden die Bibliographie ab.

Die kompakte Bibliographie, die Bloch im einschlägigen Verlag Lindenstruth vorlegt, überzeugt schon bei flüchtiger Betrachtung mit ihrem unkomplizierten Aufbau, die eine flüssige Anwendung mit sich bringt. Bloch gestaltet die Angaben zum jeweiligen Eintrag übersichtlich und vermeidet ausufernde Informationsfluten, das Layout gibt sich schlicht und überschaubar. Den wahren Gewinn zieht der Nutzer jedoch aus der vorbildlichen Gründlichkeit, mit der Bloch für gewöhnlich seine Themengebiete bibliographisch zu bearbeiten pflegt: Er lockert erfreulicherweise die im Titel selbst auferlegten Fesseln ein wenig und listet sämtliche Veröffentlichungen Le Fanus auf, unabhängig davon, ob die entsprechende Erzählung oder der gesuchte Roman bereits auf Deutsch erschienen ist oder nicht; harrt eine Geschichte noch immer ihrer deutschen Erstveröffentlichung, so findet sich ein entsprechender Vermerk. Ferner bemüht sich die vorliegende Bibliographie um größtmögliche Vollständigkeit: Hat eine deutsche Anthologie, die eine Erzählung Le Fanus enthält, zu einem späteren Zeitpunkt eine Neuauflage erfahren, so werden auch die Neuausgaben aufgeführt.

Ein wenig dürftig wirkt lediglich der Teil mit den sekundärliterarischen Hinweisen, der mit gerade einmal zehn Publikationen sehr knapp ausgefallen ist. Aufgelistet werden hierbei nur Buchpublikationen sowie Hochschulschriften, unselbstständige Publikationen wie Aufsätze hingegen nicht. Eine flüchtige Internetrecherche von den eigenen vier Wänden aus bringt aber kaum fruchtbarere Ergebnisse zutage, zudem Bloch wichtige Titel wie Gary William Crawfords "J. Sheridan Le Fanu. A Bio-Bibliography" (Westport/Connecticut 1995) anführt und so eine gute Ausgangsbasis für eigene Recherchen bildet – zumal die Bibliographie damit ohnehin mehr bietet, als ihr Titel eigentlich verspricht, nämlich mehr als eine bloße Auflistung von Le Fanus Veröffentlichungen im deutschsprachigen Raum.

Die Bibliographie erscheint im Phantastik-Verlag Lindenstruth als geheftete Broschur und enthält vierzig farbige Abbildungen von Bucheinbänden, Titelblättern und Schutzumschlägen; diese sind von guter Qualität und ergänzen den Text angenehm.

Robert N. Blochs bibliographischem Unterfangen gegenüber darf – nein, muss! – guten Gewissens eine klare Empfehlung ausgesprochen werden, denn der Kenner der Phantastik legt mit seiner kommentierten und illustrierten Bibliographie ein vorzügliches und kompetentes Rechercheinstrument vor. Ob Literaturwissenschaftler oder Hobbyforscher, ob Sammler oder Student – aus Blochs Bibliografie zu Sheridan Le Fanus Veröffentlichungen im deutschen Sprachraum kann jeder Nutzen ziehen.

Michael Höfel



Softcover | Erschienen: 1. November 2010 | ISBN: 9783934273849 | Preis: 16,00 Euro | 57 Seiten | Sprache: Deutsch

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