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Für Katharina fängt jetzt ein neues Leben an: Nach dem Abi zieht sie von ihrem Heimatdorf nach Hamburg, um zu studieren. Dort lebt sie mit Zoe, der ihre Musik wichtiger ist als ihr Studium, und Lilja, der hübschen und verwöhnten Tochter reicher Eltern, zusammen. Katharina vermisst ihr Familienleben, ihre beiden Mitbewohnerinnen gehen lieber ihre eigenen Wege. Vor allem mit Lilja macht Katharina eine schwere Zeit durch, so unfreundlich, wie die Ältere zu ihr ist. Dabei kann Katharina nicht umhin, Lilja zu bewundern. So hübsch, so schlank, so beliebt - das wäre sie alles auch ganz gerne. Als Katharina anfängt, für Mike, Liljas Freund, zu schwärmen, geht der Konkurrenzkampf zwischen den Mädchen richtig los. Katharina nimmt sich vor, abzunehmen. Wenn sie so dünn wie Lilja ist, dann wird Mike sie doch bestimmt auch mögen? Dann ist Katharina doch bestimmt auch so beliebt und hübsch wie Lilja? Aus diesen Überlegungen wächst Katharinas Ziel: Auch sie will Jeansgröße Null tragen, die Größe der Models auf dem Laufsteg.
Die Leser werden spätestens an diesem Punkt wissen, wo die Geschichte hin führt: Katharina wird, ebenso wie Lilja, magersüchtig, isst kaum noch, zählt Kalorien, fühlt sich berauscht, sobald sie wieder ein Pfund weniger wiegt, sobald sie den Hunger einen weiteren Tag bezwungen hat. Magersucht ist, wie der Name schon sagt, eine Sucht, nicht nur die Angewohnheit, zu wenig zu essen. Dieses Suchtgefühl, das Katharina erlebt, wird gut geschildert. Allerdings erscheint es doch etwas unrealistisch, dass keiner, weder die Mitbewohnerin noch die Mutter noch der Freund, merkt, dass die beiden Mädchen sich einen mörderischen Konkurrenzkampf liefern.
Katharinas Anfälligkeit wird von den Umständen ihres neuen Lebens verstärkt: Sie, die Überfliegerin, die ihr Abi mit siebzehn gemacht hat, muss auf einmal wirklich hart arbeiten, im Studium fliegen ihr die guten Noten nicht einfach so zu. Zudem findet sie durch ihr junges Alter an der Uni nur schwer Anschluss, Hamburg ist zudem für sie sehr unübersichtlich und groß, sie hat Heimweh nach ihrer Familie, ihrem Bauernhof, ihrem Dorf. Das Abnehmen ermöglicht ihr das Erfolgsgefühl, das sie in ihrem Alltag so sehr vermisst. Diese Probleme werden von Brigitte Blobel einfühlsam geschildert, man hätte sich nur gewünscht, dass sie etwas mehr Raum erhalten und sich konsequenter durchs Buch ziehen.
Am Anfang jedes Kapitels findet sich ein kleiner Absatz aus Liljas Tagebuch, durch den man erfährt, wie schlecht es ihr geht. Sie möchte nicht einfach gut aussehen, sie will geliebt werden. Ihre Magersucht ist ein Hilfeschrei, der nicht gehört wird. Durch diese Abschnitte wird ihr Verhalten, das sonst aus Katharinas Perspektive geschildert wird, verständlicher.
"Jeansgröße 0" ist kein Ratgeber für Magersüchtige oder ihr Umfeld, sondern vor allem ein Jugendroman über ein aktuelles Thema.