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Warum nicht mit der Beerdigung der Hauptfigur beginnen? Ein namenloser Mann wird beerdigt, auf einem heruntergekommenen, alten jüdischen Friedhof, den sein Großvater einst mitgegründet hat. Howie, sein älterer Bruder, murmelt "Mein Bruder, mein kleiner Bruder." Und schon ist man emotional völlig in diesem Buch gefangen, das Peter Fitz auf vier CDs eingelesen hat.
Der namenlose Mann wird als Sohn eines jüdischen Juweliers geboren und wächst während des zweiten Weltkriegs auf. Seine erste Leiche sieht er am Strand, als ein Seemann angeschwemmt wird, Opfer eines deutschen U-Boots. Kurz darauf wird er an einem Leistenbruch operiert und bekommt nachts halb mit, dass sein Zimmernachbar, wie er neun Jahre alt, stirbt. Das Thema Sterblichkeit und Krankheit wird sein Leben lang ein wichtiges für ihn sein. Denn im Gegensatz zu seinem immer vor Gesundheit strotzenden großen Bruder, bekommt er immer wieder große Probleme. Ein Blinddarmdurchbruch bringt ihn zum ersten Mal an den Rand des Todes, verschiedene Herzprobleme führen ihn immer wieder ins Krankenhaus, immer wieder wird er lang operiert. Ansonsten ist sein Leben durchaus erfüllt. Drei Frauen, die er heiratet, auch ein paar weitere, mit denen er Affären hat, zwei Söhne aus erster Ehe - sie hassen ihn - und eine Tochter aus zweiter, die ihn vergöttert. Im Alter zieht er in eine Seniorensiedlung und freut sich, dass er endlich malen kann, doch nach ein paar Jahren merkt er, während seine Freunde wegsterben, dass ihm das Malen nichts mehr bedeutet. Und dann bereitet er sich eigentlich nur noch auf das Sterben vor.
Ach, so eine einfache Geschichte, ein Mann lebt und stirbt, und das war schon alles. Dennoch ist dieses Hörbuch von der ersten bis zur letzten Minute faszinierend. Mit klarer, einfacher Prosa kunstvoll erzählt, Emotionen streuend und immer wieder ganz tief in den Kopf des Namenlosen eindringend, liefert Philip Roth ein kleines Meisterwerk ab, das tief berührt. Dabei bricht er jede Intimsphäre, wenn das nötig ist, erzählt schlicht ein Leben, so wie es sein kann. Das Fehlen der Außergewöhnlichkeit ist gleichzeitig ein Teil der Faszination, die dieses Buch hinterlässt.
Peter Fitz ist der Vorleser, und der liest mit großer Ruhe und einem ganz leisen Humor. Es gibt viele gute Vorleser, und man findet nur selten Vorleser, denen man nicht so gern zuhört, aber Peter Fitz mit seinem weichen Timbre und seiner sehr zurückhaltenden Art ist wirklich einer der besten. Passend zu der hochklassigen Geschichte des Autoren ist auch die Lesung absolut erstklassig.