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Olga muss mal wieder ins Bett. Viel zu früh, wie sie findet. Also nimmt sie sich eine Taschenlampe und beginnt zu lesen. Sie hat die Abenteuer des schrecklichen Piraten Braunbart geschenkt bekommen und will unbedingt wissen, ob das Buch so gut ist, wie sein zerfleddertes Aussehen und sein ramponierter Zustand anzudeuten scheinen.
Und wirklich, die Abenteuer der Piraten auf der "Hinkenden Seekuh", dem Schiff Kapitän Braunbarts, sind superspannend. Doch gerade als Braunbart seinen Smutje über die Planken in die haiverseuchte See stoßen will, weil der seine Suppe versalzen hat, geschieht das Unfassbare: Olga wird von einer Hand, die aus dem Buch ragt, am Kragen gepackt und in die Geschichte gezogen. Nach einer kurzen, schwindelig machenden Achterbahnfahrt durch Farben und Strudel fällt Olga unsanft auf das Deck der "Hinkenden Seekuh". Die Piraten staunen nicht schlecht, als mitten unter ihnen ein Mädchen auftaucht und sich stöhnend den Kopf hält. Nur Braunbart zögert keine Sekunde. Er befiehlt, die Göre unverzüglich mit dem Smutje zusammen ins Meer zu werfen.
Im letzten Augenblick rettet die beiden ein Ruf des Piraten im Auskuck. Er hat eine Hansekogge gesichtet und mit einem Mal kennen die Piraten nur noch ein Ziel: das Schiff entern und die Beute an Bord holen.
Doch immer noch befinden sich Olga und der Smutje in einer schlimmen Lage, Rettung scheint unmöglich. Nur Johnny Hübner von der Geschichtenrettungs-Einsatzzentrale kann da noch helfen. Er hat sich bereits des Falls angenommen und bereitet die Rettung vor. Doch er wartet noch, denn er darf nach den ehernen Gesetzen seiner Zunft nur eingreifen, wenn absolute Lebensgefahr für die Menschen, die während des Lesens in die Geschichten geraten sind, besteht.
Die Geschichte von Hartmut El Kurde wurde 2006 für das Deutschlandradio produziert. Mit arrivierten Sprechern wie Jürgen Holtz, Harry Rowohlt, Carla Hagemann, Axel Wandtke und Hans Teuscher, Regisseur Wolfgang Rindfleisch und Komponist Frank Merfort gelang der Crew ein lustiges, spannendes und äußerst abwechslungsreiches Hörspiel.
Nicht nur die stimmige Musik und die exzellenten Sprecher - allen voran Jürgen Holtz und Carla Hagemann und der gewohnt grandiose Harry Rowohlt, der einen schrecklichen Braunbart gibt -, sondern vor allem die wundervollen Einfälle des Autors El Kurdi machen viel Spaß.
Die Rahmenhandlung rund um den Geschichtenretter Johnny Hübner - zweifellos angelegt, um als Serie produziert zu werden - ist ebenso einfallsreich wie originell. Und die Geschichte selbst, ihre Wendungen und ihr wunderbar komischer Schluss sind für Kinder ab sechs Jahren sehr empfehlenswert.
Und wenn die "Piratenmama" (gesungen von Gundula Ulbrich) ihr Schlaflied zum Besten gibt, kullern nicht nur die Tränen der Rührung über die Wangen des grausamen Braunbarts, sondern auch die der Freude beim Zuhörer.
Wer Johnny Hübner in Schriftform genießen will, kann "Angstmän", seine bekannteste Geschichte rund um einen etwas ängstlichen Hasen, erwerben oder sollte aufmerksam Theaterprogramme nach seinem Namen durchforsten. So hat beispielsweise das Volkstheater Rostock "Johnny Hübner greift ein" uraufgeführt.
Da auch die Coverillustration von Sibylle Hein gelungen ist, steht einem Erwerb eigentlich nur der für ein kaum siebenundvierzig Minuten langes Hörspiel etwas hohe Preis im Wege.