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 Juliet, Naked


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton
Annie und Duncan sind ein Paar, das sich lediglich deswegen gefunden hat und so lange zusammen geblieben ist, weil es niemand Besseren gab und sie miteinander eigentlich gar nicht so schlecht dran sind. Durch ihre Arbeit im Museum eines englischen Kleinstädtchens ist Annie ein Mensch, der im Leben, steht, während Duncan ein wenig abgedreht ist, wegen seiner Faszination von Tucker Crowe. Dieser Musiker ist 1986 urplötzlich in der Blüte seiner Karriere von der musikalischen Bildfläche verschwunden. Doch es gibt immer noch einige hartnäckige Fans, und Duncan ist einer der größten.

Mit ihm gemeinsam hat Annie eine Reise in die USA gemacht, auf der sie "heilige Orte" besuchen, wie Studios, in denen Crowe aufgenommen hat, das Haus seiner Exgeliebten und die Toilette, in der Tucker beschloss, seinen Job als Musiker an den Nagel zu hängen. Als sie zurückkehren, ist Duncan aufgeregt, euphorisch und flippt fast aus, als ihm auch noch ein neues Album mit alten Studioeinspielungen des Sängers zur Bewertung zugeschickt wird. Er findet die Songs genial, elektrisierend, ursprünglich rein und wundervoll, doch Annie lässt kein gutes Haar an der CD.

Angeregt von der fruchtlosen Diskussion, ob diesen Album genial ist oder nicht, setzt sich Annie an den PC und schreibt im Fan-Forum ihre eigene Bewertung und Beurteilung der Songs, die nicht so euphorisch ausfällt wie Duncans. Doch sie bekommt Feedback im Forum und Mails. Besonders eine hat es ihr angetan, denn in ihr bedankt sich Tucker Crowe persönlich für ihr Urteil und fühlt sich von ihr verstanden. Doch dies ist erst der Anfang eines regen Gedankenaustauschs, der ihre beiden Leben prägen wird.

"Juliet, Naked" ist der Titel des Hörbuchs von Nick Hornby und gleichzeitig der des neuen Albums von Tucker Crowe. In seiner Geschichte bezieht sich Hornby endlich wieder auf die Themen Musik und menschliche Beziehungen, wie er dies auch in "High Fidelity" so wunderbar miteinander verbinden konnte. Sicher, Hornby wird nicht jünger, doch auch seine Charaktere sind älter geworden, zwar immer noch mutige, eigenwillige Musikfans mit Geschmack, doch haben sie ihre besten Jahre schon hinter sich, genau wie ihre musikalischen Vorbilder. Sehr schön ist - neben den spannenden und anregenden Kontakten zwischen Tucker und Annie -, wie stilvoll Hornby die Auswüchse des Fandoms auf den Punkt bringt und es damit ein wenig auf die Schippe nimmt. Besonders filigran gezeichnet sind aber seine sozialen Beziehungen, wie die zwischen Annie und Duncan, die nach fünfzehn Jahren nur noch aus Gewohnheit besteht, die enge Beziehungen zwischen Crowe und seinem Sohn und deren beider näherer Umkreis, der ebenfalls die Veränderungen in ihren Leben mitbekommt.

Helmut Zierl liest dieses Hörbuch genau passend mit der richtigen Art von Beschwingtheit, so dass es genauso unterhaltend ist wie es auch zum Nachdenken anregt. Denn ist es wirklich irgendwann zu spät, sich neu zu entscheiden? Und liegen Faszination und Fanatismus so nah beieinander?
Mal wieder ein echter, wunderbarer Hornby mit romantischen, lustigen, tragischen und besinnlichen Momenten, gut durchgemischt wie ein besonderes Album.

Daniela Hanisch



CD | CD-Anzahl: 6 | Erschienen: 16. Oktober 2009 | ISBN: 9783867175074 | Laufzeit: 389 Minuten | Originaltitel: Juliet, Naked | Preis: 24,95 Euro | Sprache: Deutsch

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