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Mit der vorliegenden DVD liegt die Verfilmung von Anne Holts erstem Buch "Blinde Göttin" (im Original: "Blind Gudinne") mit Kriminalkommissarin Hanne Wilhelmsen von 1993 vor.
Im Osloer Stadtpark findet die Unternehmensjuristin Karen Borg die Leiche eines Mannes. Der Tote entpuppt sich als Drogendealer und der blutverschmierte Täter wird noch am selben Abend in desolatem psychischen Zustand gefasst. Ein leichter Fall - nur das Drängen des Mörders, auf keinen Fall mit jemand anderem als mit Karen Borg als Anwältin über den Fall zu reden, macht die Polizei ein wenig stutzig.
Nur einen Tag später wird ein Anwalt erschossen in seinem Büro aufgefunden und rasch erkennt Kriminalkommissarin Hanne Wilhemsen einen Zusammenhang zwischen diesem Mord und dem des Vortages. Beweisen kann sie dies allerdings nicht, eher im Gegenteil tappt sie zunächst im Dunkeln, worin die Verbindung überhaupt bestehen soll.
Während monatelanger Ermittlungen nähert sich Hanne dem Zusammenhang jedoch immer weiter an und stößt schließlich auf eine Drogenmafia, an der angesehene Personen der norwegischen Öffentlichkeit beteiligt sind.
1997 wurde diese Verfilmung als vierteilige Miniserie für das Fernsehen umgesetzt. Jede Folge umfasst dabei etwa fünfzig Minuten Laufzeit. Die einzelnen Teile sind nicht in sich abgeschlossen und können daher beinahe als ein einziger Film gesehen werden. Von dieser Möglichkeit halten lediglich der sich wiederholende Vorspann sowie Zusammenfassungen der vorangegangenen Ereignisse, die jedoch wirklich sehr kurz ausfallen, ab.
Dadurch, dass es sich bei der Verfilmung um das Erstlingswerk der norwegischen Autorin Anne Holt handelt und dadurch, dass der Film insgesamt 212 Minuten Laufzeit lang Zeit hat, sich zu entfalten, geht das Ergebnis über einen simplen Krimi deutlich hinaus. Der Zuschauer hat hier die Möglichkeit, die Protagonisten der siebenteiligen Krimiserie der Autorin kennen zu lernen und zahlreiche Hintergrundinformationen zu ihnen zu erhalten - deutlich mehr, als dies bei der Verfilmung von "Selig sind die Dürstenden" (als Film: "Rache für meine Tochter") möglich war.
Auch dieser Krimi der Reihe zeigt sich für das deutsche Publikum ungewöhnlich brutal und stark durchsetzt von schwarzem Humor und dem Privatleben der Protagonisten, hebt sich damit aber aus der Masse ab und weiß auf spannende Art und Weise hervorragend zu unterhalten. Zudem ist das sehr realistisch wirkende Bild der ganzen Geschichte zu betonen, was jedoch nicht weiter verwundert, wenn man auf den Lebenslauf der Autorin - ehemalige Polizeijuristin und Justizministerin Norwegens - blickt.
Im Mittelpunkt der Serie steht die Kommissarin Hanne Wilhelmsen, gespielt von Kjersti Elvik. Es handelt sich um eine junge, nett aussehende Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht, sehr aufgeweckt ist, über eine gehörige Portion Humor verfügt und im Privatleben mit einer Frau zusammenlebt. Kjersti Elvik spielt ihre Rolle sehr überzeugend und natürlich, und auch die Szenen der lesbischen Partnerschaft wirken realistisch und trotz einiger intimer Szenen keineswegs aufgesetzt oder Zuschauer ködernd.
Lasse Kolsrud spielt Hannes Kollegen Håkon Sand, der sich für den in dieser Miniserie gezeigten Fall besonders interessiert, weil seine ehemalige Studienkollegin Karen Borg in ihn verwickelt ist - in die er schon damals verliebt war. Die Lasse Kolsrud in diesem Film zugedachte Rolle und Entwicklung, aber auch das Schauspiel des Darstellers zeigen sich hier in deutlich besserer Art und Weise als in "Rache für meine Tochter", obwohl er trotzdem stets ein wenig im Hintergrund steht mit seinen Leistungen.
Anne Ryg verkörpert Karen Borg, die sich in diesem Film von der Unternehmensjuristin zur Strafverteidigerin entwickelt und auch sonst sehr viele Veränderungen durchmacht. Dieser Charakter fällt allerdings eher unangenehm auf, da Karen Borg einerseits zwar als mit beiden Beinen im Leben stehende Karrierefrau gezeigt wird, dabei jedoch stets durch unglaubliche Naivität und an Trotz grenzendes Verhalten glänzt. Durch die Darstellung von Anne Ryg erhält der Charakter zwar etwas Solides, zudem jedoch nicht weniger Melodramatisches.
Als Extras werden dem Zuschauer bei dieser DVD in Textform die Biografien der Darsteller sowie eine Textprobe aus dem Roman "Blinde Göttin" geboten.
"Justitia - Blinde Göttin" ist ein sehr unterhaltsamer und spannender Krimi, der wie aus dem Leben gegriffen wirkt. Für einen "gewöhnlichen" Krimi ist er ungewöhnlich brutal, doch keine Szene des Films wirkt gekünstelt oder wie ein reiner Effekt. Wirklich eine sehr empfehlenswerte und realistisch wirkende Verfilmung, die trotz einer Laufzeit von dreieinhalb Stunden keine Langeweile beim Zuschauer aufkommen lässt.