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"Kalte Blicke" ist bereits Klaus Stickelbroecks zweiter Roman um den ehemaligen Fußballprofi Christian Hartmann, der in Düsseldorf als Privatdetektiv ermittelt. Der Krimi erschien im September 2008 bei KBV.
Christian Hartmann konnte sich nach Beendigung seiner professionellen Fußballkarriere keinen besseren Beruf aussuchen als den des Privatdetektivs, um anderen Leuten auf die Füße zu treten. Zwar kann man seine neue Betätigung nicht gerade als erfolgreich bezeichnen, aber zumindest hat er ein mehr oder weniger aufregendes Leben.
Der neueste Fall sieht allerdings zunächst recht langweilig aus. Die Bekannte seiner Nachbarin Nicole, Anke Fehringer, setzt sich für den Kiefernweg ein, eine Straße in Düsseldorf-Flingern, deren Häuser verkauft werden sollen, um eine moderne Büroanlage dorthin zu bauen. Nur ein Anwohner leistet tapfer Widerstand. Hartmann soll nun dafür sorgen, dass dem alten, unbeugsamen Mann nicht etwa ein skrupelloser Geschäftsmann Schläger oder schlimmeres auf den Hals hetzt. Der einfache Überwachungsjob nimmt plötzlich wesentlich gefährlichere Züge an, als Hartmanns Auftraggeberin ermordet aufgefunden wird. Hat Fehringers Lebensgefährte sie vielleicht umgebracht? Oder etwa der Investor Heppner, dem der Einsatz der Fehringer ein Dorn im Auge war?
Bei seinen Ermittlungen ist Hartmann wieder einmal auf seine Freunde angewiesen, allen voran auf den drogensüchtige Angie, der ihm hilft, den alten Mann im Kiefernweg zu überwachen, auf Nachbarin Nicole, die es sich nicht nehmen lässt, Hartmann undercover in einen Pärchenclub zu begleiten, und auf den Austausch-Studenten Jonny, der neben einem fahrbaren Untersatz auch einige beeindruckende Muskeln sein Eigen nennen kann. Doch trotz ihrer Hilfe gerät Hartmann in so manche gefährliche Situation ?
Um es gleich vorwegzunehmen: Der Privatdetektiv Christian Hartmann und seine Fälle hätten das Potenzial, sich zu Kult zu entwickeln. Die Zutaten jedenfalls sind vorhanden: Da wäre zunächst der sympathische Anti-Held, der sich mit einer guten Portion Mut, gepaart mit flotten Sprüchen und einer netten Prise Naivität, durch den neuen Job schlägt. Hinzu kommen schrullige Komparsen wie ein Junkie, der ab und an als Hilfsdetektiv einspringt, eine hilfsbereite Zwei-Meter-Prostituierte und ein Wirt mit nur einem Arm, um nur einige der regelmäßig auftretenden Nebenfiguren zu nennen, die Stickelbroecks Düsseldorf bevölkern. Nicht zuletzt trägt der trockene und teils recht schwarze Humor dazu bei, dass "Kalte Blicke" aus der Masse an Krimis aus deutschen Landen hervorsticht.
Dass sich Hartmann als cooler Protagonist und seine Fälle noch nicht etabliert haben, liegt letztendlich nicht daran, dass all die guten Eigenschaften kein Potenzial bieten würden, sondern daran, dass diese Eigenschaften schlicht ausgebaut werden müssten. Manches Mal etwa wirkt der Humor bemüht; abstruse Szenen werden konstruiert, um Komik zu erzeugen, statt auf die witzigen Dialoge zwischen den Figuren zu vertrauen. Auch der Krimiplot bietet solide Ansätze, bleibt aber dann doch lieber im sicheren Mittelmaß. So können viele Details und Ideen überzeugen, im Gesamten aber betrachtet ist der Krimi noch zu unausgegoren, ohne seine Stärken selbstbewusst und voll auszuspielen.
Klaus Stickelbroeck legt mit "Kalte Blicke" seinen zweiten Krimi um den Ex-Fußballer Hartmann als Privatdetektiv vor. Zwar bietet der Roman alles, was er braucht, um in einer der besseren Ligen mitzuspielen, jedoch schöpft er sein Potenzial bei Weitem nicht aus. Vielleicht schafft es ja der nächste Krimi um den sympathischen Helden, den Aufstieg ganz nach oben zu vollbringen.