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 Kara Murat - Der Rächer Anatoliens


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Extras
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Fürst Mustafa lehnt sich gegen seinen Herrscher, Khan Mameluck, auf: Er verweigert die Entrichtung von Abgaben und lässt Abgesandte seines einstigen Herrn in den Kerker werfen. Um seine Macht zu festigen, zwingt Mustafa seinem Volk mittels Drogen aus dem fernen China seinen Willen auf. Der Khan beauftragt seinen besten Krieger, Kara Murat (Cüneyt Arkin), das Geheimnis hinter Mustafas Macht zu erkunden und den abtrünnigen Fürsten auszuschalten. Als Mustafa daraufhin Murats Bruder entführen und seine Schwägerin ermorden lässt, wird die Angelegenheit für des Khans besten Mann persönlich ...

Kritik zum Film:

Das Kino der Siebziger Jahre – was trieb es doch für wilde und bizarre Blüten abseits des Mainstreamfilms! Ob amerikanisches Blaxploitation, deutsche Erotik- und Sexpossen, italienische Poliziotteschi oder eigenwillige Hybride des Genrekinos – überall lassen sich kleine Juwelen finden, die dermaßen exzentrisch inszeniert sind, dass sie schlicht und einfach als Guilty Pleasures bezeichnet werden müssen. Zwar kein funkelndes Bijou, aber doch etwas mehr als glanzloser trashiger Modeschmuck ist "Kara Murat – Der Rächer Anatoliens" von 1976, ein kurioser Mix aus Historienstreifen, Abenteuerfilm und Kung-Fu-Komödie vor orientalischer Kulisse, der dem Gelegenheitsfilmgucker ein bestürztes Kopfschütteln abzwingen mag, dem trashophilen Connaisseur aber vergnügliche achtzig Minuten Kurzweil beschert, bei der dem Hirn für die Dauer des Films ausdrücklich ein Freigang nahegelegt wird.

Und ein solcher Freigang ist bei dieser italienisch-türkischen Koproduktion vonnöten – allein schon angesichts der Regie. Diese teilen sich nämlich Natuk Baytan, der unter anderem für den amüsanten Martial-Arts-Historien-Trash "Lion Man" verantwortlich zeichnet, und der österreichische Filmemacher Ernst Hofbauer, in dessen Vita sich vorwiegend Erotik- und Softpornofilme vom Fließband (mit ulkigen Titeln wie "Gejodelt wird im Unterhöschen" oder "Wenn die prallen Möpse hüpfen") finden lassen und der auch maßgeblich an der beinahe schon legendären "Schulmädchen-Report"-Reihe mitgewirkt hat. Und so wirft "Kara Murat – Der Rächer Anatoliens" (der hierzulande auch unter den Titeln "Kara Murat – Sein Kung Fu ist tödlich" und "Der Rächer des Khan" vermarktet worden ist) fröhlich bunte Kostüme, billige Pappmaché-Kulissen, dümmliche Dialoge und auch eine Prise unbedeckter Oberweiten durcheinander und garniert das schrill-absurde Potpourri mit teils dilettantischen Kung-Fu-Kloppereien, in denen man die Sprungbretter und Trampoline, mit deren Hilfe Kara Murat durch die Lüfte wirbelt, fast schon sehen kann.

Das Ergebnis ist dabei ein nüchtern betrachtet schlechtes, aber doch überraschend spaßiges, was nicht zuletzt dem Umstand geschuldet ist, dass sich der Film zu keiner Zeit bierernst nimmt. So kann man über den krassen Kontrast zwischen ansehnlich in Szene gesetzten historischen Bauten und Pappe-Kulissen aus dem Sommerschlussverkauf (die Macher des Films haben es sogar geschafft, im Harem des aufmüpfigen Fürsten Lichterketten vom letzten Weihnachtsfest unterzubringen!) ebenso lachen wie über die sinnfreien Martial-Arts-Einlagen vom Fließband oder die schnoddrige deutsche Synchro, aber auch über das Spiel von Hauptdarsteller Cüneyt Arkin, der schon in der Turksploitation-Granate "Dünyayi kurtaran adam" (Trashkundigen besser bekannt als "Turkish Star Wars") mit von der Partie war und stellenweise wie der türkische Cousin von Terence Hill wirkt. Dabei wartet das Drehbuch (sofern überhaupt je eines existiert hat) mit immer neuen Merkwürdigkeiten auf, zaubert einen albernen Sideplot nach dem anderen aus dem Hut hervor, so dass sich Kara Murat abseits seiner eigentlichen Mission mit chinesischen Drogenlieferanten ebenso herumschlagen darf wie mit Ali Baba und seinen Räuberscharen. Dass dabei kaum etwas wirklich Sinn macht, versteht sich freilich von selbst ...

Keine Frage, der normalsterbliche Filmkonsument wird angesichts dieses albernen Martial-Arts-Klamauk sein Gesicht in den Händen vergraben und seinem Glauben an die Menschheit endgültig entsagen – und das ist ihm nicht einmal übel zu nehmen, denn nüchtern betrachtet ist "Kara Murat – Der Rächer Anatoliens" ein schlechter Film. Davon abgesehen präsentiert sich der Streifen aber als spaßiges Futter für promilleschwangere Trash-Abende unter Gleichgesinnten, die mit dem speziellen Touch einschlägiger türkischer Low-Budget-Produktionen älterer Jahrgänge auch etwas anzufangen wissen. Zwar schlittert der Streifen trotz seiner komprimierten Laufzeit mehr als einmal in gepflegte Fadesse ab, doch die vorsätzliche zerebraldiarrhöische Wirkung von "Turkish Star Wars" erreicht er zu keiner Zeit.

Kritik zur DVD:

Das Bild der beim Label Voulez Vous erschienenen DVD liegt im Format 1,33:1 vor und hat erwartungsgemäß mit allerlei Mängeln zu kämpfen – mangelnde Schärfewerte, ausgewaschene Farben, dürftiger Schwarzwert und mehr –, ist über weite Strecken aber halbwegs annehmbar, wenn man sich das Alter und Low-Budget-Herkunft des Films in Erinnerung ruft. Nur an einigen Stellen wurde auf anderes, weitaus schlechteres Bildmaterial zurückgegriffen, die entsprechenden Szenen fallen bildqualitativ katastrophal aus.
Der deutsche Ton präsentiert sich in einem verrauschten Mono, das mit dumpfen, aber zumindest verständlichen Dialogen aufwartet. Auf den Originalton verzichtet die DVD bedauerlicherweise ebenso wie auf deutsche Untertitel.
Auch das Bonusmaterial ist recht dürftig ausgefallen, enthält aber mit "Kara Murat – Der heilige Krieg" (aka "Karamurat – Seine Rache bringt den Tod" aka "Karamurat – Das Geheimnis der ewigen Rache") von 1973 einen weiteren Kung-Fu-Historien-Trashstreifen von Baytan und Hofbauer mit Cüneyt Arkin in der Hauptrolle; folglich erwirbt man mit der DVD gleich zwei Filme zum Preis von einem, auch wenn der Bonusfilm mit einer weitaus schlechteren Bild- und Tonqualität daherkommt. Ansonsten hält die Silberscheibe eine Bildergalerie sowie ein Wendecover bereit.

Anmerkung: Es konnte leider nicht recherchiert werden, ob beide Filme auf der besprochenen DVD in ihrer ungekürzten und unzensierten Fassung vorliegen.

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 807297158595 | Erschienen: 21. Februar 2014 | FSK: 16 | Laufzeit: 82 Minuten | Originaltitel: Kara Murat seyh gaffar'a karsi | Preis: 11,49 Euro | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 1.0)

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