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In einem kleinen, schäbigen Mittelalterdörfchen wächst die elternlose Keturah bei ihrer Großmutter auf. Zwar ist sie schöner als alle anderen Mädchen des Dorfes, sie weiß aber genau, dass ihr das nicht helfen wird, einen guten Ehemann zu finden. Die halten eher nach hervorragenden Köchinnen oder exzellenten Näherinnen Ausschau. Das einzige, was Keturah besser kann als alle anderen, ist Geschichten zu erzählen – eine Kunst, die zwar alle schätzen, die für die Männer des Dorfes jedoch eher uninteressant ist. Und doch ist es gerade diese Gabe, die ihr eines Tages – vielleicht – das Leben retten könnte.
Eines Tages verirrt sich Ketura nämlich im Wald. Tagelang stolpert sie über Wurzeln und durch schattiges Blätterwerk ... bis sie dem Tod begegnet, der gekommen ist, sie zu holen. In einem verzweifelten Moment gelingt Keturah das Undenkbare: Der Tod lässt sich auf einen Handel mit ihr ein. Einen Tag gewährt er ihr Aufschub. Sollte es ihr in dieser Zeit gelingen, die wahre Liebe zu finden, darf sie ihr Leben behalten ...
In der Flut von Fantasy-Neuerscheinungen, die jeden Monat neu in den Buchhandel kommen, ist es leicht, Martine Laevitts "Keturah, Gefährtin des Todes" aus dem Hanser Verlag zu übersehen. Doch wie schade wäre das um dieses kleine Juwel.
Wie ein Kunstmärchen in Romanform erzählt die Autorin von großen Gefühlen, von Keturahs verzweifelter, aber selbstbewusster Suche nach der einen großen Liebe, von der Leidenschaft, die sie vorantreibt, und vor allem von der Hoffnung. Denn das junge Mädchen will nicht nur sich selbst retten. Vom Tod hat sie erfahren, dass die Pest ihr Dorf bedroht. Und so schäbig das kleine Örtchen auch ist, in dem sie aufgewachsen ist: Es ist ihre Heimat, und die gilt es zu verteidigen.
Ohne sich mit langen Beschreibungen aufzuhalten, erzählt Leavitt, wie Keturah mutig ihren letzten Tag nutzt, das Unmögliche möglich zu machen. Dafür besucht sie gar die gefürchtete Dorfhexe, um sie um Hilfe zu bitten – wohl wissend, dass sie auch dafür einen Preis zu zahlen haben wird. Sie macht sich mit ihren besten Freundinnen auf den Weg ins Schloss, um ihren Herrn um Hilfe zu bitten. Sie verliert auch dann nicht die Hoffnung, als sich ihr Widerstände in den Weg stellen ...
"Keturah, Gefährtin des Todes" erinnert an eine alte Ballade, an ein romantisches Märchen oder an die Bücher aus der Feder von Peter S. Beagle oder Patricia McKillip. Allerdings reicht der Roman, so poetisch er auch ist, nicht ganz an die sprachliche Kunstfertigkeit dieser beiden Autoren heran. Ob das nun an Leavitts Können liegt oder der Übersetzung angerechnet werden sollte, sei dahin gestellt.
Trotzdem: Wer gut erzählte, märchenhafte Geschichten liebt, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen. "Keturah, Gefährtin des Todes" ist ein Kleinod, das man nicht verpassen sollte!