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Sie sind anders, denn sie leiden unter einer "Krankheit". Sie sind die Infizierten, die Vampire. Doch wenn man genau hinschaut sieht man, dass sie auch nur Menschen wie du und ich sind. Das sagt jedenfalls der Werbespot ihrer eigenen Partei. Aber stimmt das wirklich? Die Reporterin Lucy van Zandt will der Sache auf den Grund gehen und begleitet mit ihrem Kamerateam den Teenager-Vampir Kevin bei seinem ganz normalen Nachtablauf.
Kevin lebt in einer Scheinfamilie, die vom Staat zusammengestellt wurde, die Infizierten sollen nämlich in einem möglichst normalen und durchschnittlichen Leben ihren Platz finden. Vater, Mutter und die beiden Kinder, egal wie alt sie alle waren, als sie gebissen wurden und wie lange sie eigentlich schon auf der Welt sind, wurden hier zusammengefügt. Es spielt keine Rolle, wie gut sie miteinander harmonieren. Klar, dass das nicht gerade für Traumfamilien sorgt. Kevin lenkt sich mit seiner Band den "Los Feratus" ab, mit der er richtig groß rauskommen will. Auch sein bester Freund spielt dort mit. Der ist allerdings ein Mensch, wünscht sich aber nichts sehnlicher, als auch infiziert zu werden.
Das ist die Oberfläche des Vampirlebens, es gibt da aber auch noch einen geheimnisvollen Untergrund. Einmal auf der menschlichen Seite in Form von Wissenschaftlern, die an den Bluttrinkern unmenschliche, oder besser unvampirische, Experimente vornehmen und auf der Vampirseite als echte Untergrundorganisation, die so lebt, wie man sich den klassischen Grafen Dracula vorstellen mag. Im Sinne der Pressefreiheit will Lucy van Zandt natürlich keinen Bereich unbeachtet lassen und dringt in die tiefsten Gefilde des Vampirlebens vor.
"Kevin – Die Vampirdoku" ist eine waschechte Low Budget-Produktion, der man deutlich ansieht, dass kaum Geld zur Verfügung stand, um sie zu realisieren. Die Schauplätze sind meist in dieser Art bereits existierende Orte, die Schauspieler verdienen diesen Namen kaum und wirken laienhaft. Leider hat man zu keiner Zeit das Gefühl bei einer echten Dokumentation zuzuschauen, was dem Film einen gewissen Reiz verliehen hätte. Der Großteil der gezeigten Bilder ist in schwarzweiß gehalten, was vermutlich die Grusel-Stimmung unterstützen soll, aber nicht so recht funktionieren will, sondern eher unmotiviert wirkt.
Das es letztendlich am Budget liegt, dass ein solcher Film scheitert, ist schade, denn die Ansätze sind durchaus gut durchdacht. Christian von Aster, der sich für die Regie und das Drehbuch verantwortlich zeigt, lässt hier seinen typischen, schwarzhumorigen Stil einfließen, der ein Garant für eine knallharte Gesellschaftskritik ist, die in amüsierende Worte verpackt wird. Seine ganz eigene Art taucht auch durchaus immer wieder auf, allerdings gelingt es dem Medium Film leider in keiner Weise seinen zynischen Humor zu transportieren. Was in von Asters Lesungen zum Schmunzeln und Nachdenken anregt, animiert den Zuschauer dieser Pseudo-Dokumentation höchstens dazu, eine Augenbraue zu heben. Es gelingt einfach keinem der durchschnittlichen Schauspieler den feinen Humor des Autors so gut zu transportieren, wie er selbst es bei seinen Lesungen tut.
Recht gelungen sind die Spitzen, die unsere Gesellschaft auf die Schippe nehmen. So zum Beispiel der Vampirpolitiker, in dessen Reden man immer wieder reinhören kann. Eine davon ist gehaltloser als die andere. Er redet viel und sagt nichts. Auch nett erdacht ist das Vampir-Getränk (und der Blutersatz), das den Namen "Bloodweiser" trägt. Von diesen kleinen Originalitäten gibt es die eine oder andere, die richtig Spaß machen, die den Film aber leider nicht aus dem Low-Budget-Indie-Loch herausziehen können. Fans von Christian von Aster und seinem Lese- und Schreib-Umfeld werden sicher Spaß an einigen Gastauftritten haben, unter anderem vom Wort-Künstler von Aster selbst oder von Sebastian Krumbiegel (Die Prinzen).
Die Idee der Vampire, die in unsere Gesellschaft integriert werden sollen, ist nicht neu und hat bei von Aster deutlich seine Wurzeln in der Vampiranthologie "Liber Vampirorum". "Kevin" kann als eine Ergänzung hierzu gesehen werden, reicht qualitativ aber nicht im geringsten an das geschriebene Wort heran. Nur Vampir-Begeisterte, die ihre Sammlung vervollständigen wollen oder große Fans von Christian von Aster dürften den Kauf der DVD als lohnend ansehen.