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 Kingsport Festival


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie
Die typischen Ermittler, die mal wieder auf die Jagd nach den großen Alten sind? Nichts da! Diesmal schlüpfen die Spieler in die Welt der Kultisten und übernehmen damit die Rolle der Bösen in der Welt des Autors H.P. Lovecraft. Mit seinem Cthulhu-Mythos hat er eine Welt des Grusels und Horrors geschaffen, die auch noch rund hundert Jahren immer noch zu begeistern weiß. Nach dem Tischrollenspiel und diversen kooperativen Brettspielen nun also "Kingsport Festival".

Ganz neu ist das Spiel selbst nicht. Es handelt sich um das 2007 erschienene Kingsburg und weicht im System nur leicht vom Original ab. Was komplett neu angepasst wurde, ist das Design. Alles ist düster und scheint geradewegs der Welt Lovecrafts entsprungen. Das Spiel bezieht sich auf die Stadt "Kingsport" aus Lovecrafts Geschichten. Die Spieler machen sie als Kultisten unsicher, beschwören mit Hilfe von Würfelwerten die Großen Alten und lassen sich von ihnen belohnen. Jeder von ihnen hat zum Ziel, am allermeisten dafür zu tun, Kingsport für fremde Welten zu öffnen und allen Ermittlern, die sich ihnen in den Weg stellen, mutig entgegenzutreten. Mit Karten, Taktik, einem Spielbrett, Markern und Würfeln bietet das Spiel einige Abwechslung und ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Komponenten.

Das Regelheft

Auf den ersten Blick sehen die Regeln länger aus, als sie sind. Fast jede der fünfzehn Seiten enthält zu circa einem Drittel Hintergrundinformationen zu den Charakteren, Monstern und Mythen, die nicht spielrelevant sind, sondern nur die Atmosphäre am Spieltisch beeinflussen. Wer nicht nur technisch spielen will, sondern auch eine Geschichte erleben möchte, hat mit diesen Texten deutlich mehr Spaß.

Spielablauf

Jeder Spieler schlüpft in die Rolle eines Kultisten. Das Ziel ist es, die Großen Alten und andere grauenhafte Entitäten dabei zu unterstützen, sich einen Weg in unsere Welt zu bahnen. Ganz kurz gesagt geht es darum, Ressourcen zu sammeln und sie für Siegpunkte auszugeben. Wer am Ende die meisten Punkte in seinem Besitz hat, hat gewonnen.
Das Spiel verläuft in zwölf Runden, von denen jede sechs Phasen hat. Als Erstes wird mit drei Würfeln pro Person ausgewürfelt, in welcher Reihenfolge gespielt wird. Mit der so erzielten Augenzahl werden in Phase zwei die Großen Alten beschworen. Ein höheres Würfelergebnis heißt, es lässt sich ein mächtigerer Dämon auswählen. Diese verteilen in der dritten Phase verschiedenste "Belohnungen". Ja, weil wir alle Kultisten sind, sind Übel, Tod, Zerstörung und miese Zaubersprüche natürlich etwas Erstrebenswertes für uns. Ein interessantes System sorgt dafür, dass Spieler, die eher niedrig würfeln einen gewissen Ausgleich bekommen. Sie sind früher dran und bekommen "Geistige Stärke". Diese ist zusammen mit Magiepunkten die Währung, mit der Beschwörungen und Ähnliches bezahlt werden müssen. Es gilt eine gute Balance zu halten zwischen dem Sammeln und Ausgeben dieser Werte, denn wer keine Geistige Stärke mehr hat, verliert anstatt dessen Siegpunkte!
Um während des Spiels mehr Möglichkeiten der Manipulation zu erhalten, breiten sich die Kultisten in der vierten Phase in der Stadt Kingsport aus. Es können verschiedenste Orte in Beschlag genommen werden. Bezahlt wird mit Tod, Übel und Zerstörung. Als Belohnung bekommen die Spieler nicht nur Siegpunkte, sondern auch besondere Fähigkeiten, zum Beispiel Zaubersprüche, Vergünstigungen bei zukünftigen Käufen oder Stärke. Die Stärke wird in der fünften Phase gebraucht, die in vier der zwölf Runden aktiviert wird: der Kampf. Übereifrige Ermittler, die die Notwendigkeit des düsteren Tuns noch nicht erkannt haben, stellen sich den Kultisten in den Weg, um das Eintreten der großen Alten in diese Welt zu verhindern. Welch Narren! Jeder Spieler tritt einzeln gegen den jeweiligen Ermittler an. Dafür werden Stärkepunkte benötigt. Wer gewinnt, bekommt eine Belohnung, wer verliert, muss meist Siegpunkte opfern.
Nachdem der Kampf ausgetragen wurde, rückt der Marker auf der Zeitleiste vor und es geht von vorne los, so lange, bis genau zwölf Runden bestritten wurden. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten.

Spielspaß

Für Spielneulinge ist das System vielleicht etwas komplett, für Vielspieler ist es keine große Herausforderung. Schon nach wenigen Runden läuft es wie von selbst. Je nach Spieleranzahl (drei, vier oder fünf) variiert die Spielzeit, da jeder in jeder Runde gleich oft dran ist.
Es gibt spezielle Szenarien, die festlegen, wann ein Ermittler ins Spiel kommt und die kleine Besonderheiten in den Ablauf bringen, das sorgt für genügend Variation, um auch nach mehreren Spielabenden immer noch Spaß an "Kingsport Festival" zu haben.

Jeder spielt weitestgehend für sich alleine, lediglich bei der Monsterbeschwörung kann einer dem anderen eine besonders reizvolle Tafel vor der Nase wegschnappen, aber es gibt immer Alternativen, die sich ebenfalls lohnen. Eigentlich ist das Spiel eine einzige Jagd auf Ressourcen und Siegpunkte. Natürlich hat der Spieler dabei immer das Gefühl, von allem zu wenig zu haben. Da es allen so geht und jedermann doch irgendwie voran kommt, macht das aber nichts.
Bei den Sonderfunktionen, die durch die Orte ins Spiel gebracht werden, muss sehr genau aufgepasst werden, dass nichts vergessen oder übersehen wird. Zwar stehen die jeweiligen Funktionen auf kleinen Plättchen, die bequem in die Hand genommen werden können, um noch mal nachzulesen, aber es fehlen oft Markierungen, die auffällig genug sind, um nicht unterzugehen. Gerade in der Lernphase ist also Konzentration angesagt. Der Fairness halber hilft es auch, wenn für die Mitspieler die Augen offen gehalten werden.

Das Flair ist wunderbar, die Illustrationen sind absolut großartig und sorgen für die rechte Stimmung beim Spielen.

Insgesamt sind die Texte auf den Karten und Plättchen etwas klein geraten. Dafür können die Ortsplättchen immerhin in die Hand genommen werden. Bei den Karten befindet sich fast immer ein "erzählender Text", also eine Passage aus den Geschichten von Lovecraft, die nur für die passende Stimmung sorgen. Diese wurden laut Regelheft mit Absicht nicht übersetzt, warum bleibt unklar. Für die Atmosphäre mögen diese Texte nett sein, aber sie nehmen auch viel Platz weg, der für eine größere Schrift hätte genutzt werden können. Es ist reine Geschmackssache, ob diese Textstellen gefallen oder nicht.

Strategie versus Glück

Das Spiel hat einen hohen Strategie-Anteil und der Spieler hat immer ausreichend Möglichkeiten etwas zu tun. Selbst wer schlecht würfelt und auf sein "Wunschmonster" verzichten muss, bekommt Ressourcen, mit denen der nächste Zug hoffentlich besser gelingt. Natürlich spielt immer das Würfelglück mit und es passiert auch schon mal, dass ein Spieler besonderes Pech hat. Das wirkt sich auf das Spiel aus, trotzdem macht der Spielverlauf weiterhin Spaß. Außerdem kann "Kingsport Festival" gut mehrmals hintereinander gespielt werden, da es mit circa 1 1/2 Stunden Spieldauer (bei drei Personen) nicht zu lang ist.
Das Regelheft hat ein kleines Manko, es werden keine Sonderfälle und besondere Situationen behandelt. Gerade am Anfang kommt die eine oder andere Frage auf, die nicht beantwortet wird. Die Spieler müssen dann selbst eine Lösung oder Regel finden, an die sie sich halten. Das betrifft allerdings nur Kleinigkeiten und stellt gerade für Vielspieler kein großes Problem dar.

Extras

Auf der Webseite von Kosmos gibt neben dem Regelheft eine Gebäudeübersicht zum Download. Diese erleichtert den Überblick über die Sonderfunktionen, die ein Spieler bereits erworben hat. Es empfiehlt sich, für jeden eine solche Übersicht auszudrucken und in dem dafür vorgesehenen Kästchen zu vermerken, welcher Ort schon besetzt wurde. So lässt sich viel leichter alles im Blick behalten.

Fazit

"Kingsport Festival" ist ein tolles Spiel mit einer ausgewogenen Mischung aus Strategie und Glück. Es richtet sich ganz klar an Cthulhu- und Lovecraft-Liebhaber und geht in dieser Szene (als Variante von "Kingsburg") einen etwas anderen Weg als die bisher erschienenen Gesellschaftsspiele.
Als optimale Spieleranzahl sind drei Personen zu empfehlen, da dann die Wartezeit bis zum nächsten Spielzug am kürzesten ist. Ein stimmungsvolles Spiel mit besonderem Reiz für Lovecraft-Kenner.

Bine Endruteit



Brettspiel | Erschienen: 1. Juni 2014 | Originaltitel: Kingsport Festival | Preis: 49,99 Euro | für 3 - 5 Spieler | Sprache: Deutsch

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