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Der Historiker Michael Kirchschlager mag dem Leser bereits durch diverse Sachbücher ("Mörder, Räuber, Menschenfresser") und Romane ("Der Crako und der Gierfraß") über das Mittelalter bekannt sein. Der Schwerpunkt seiner Werke liegt dabei oftmals auf den Grausamkeiten, zu denen Menschen in der Lage sein können. Nun hat Michael Kirchschlager unzählige Chroniken, Flugschriften und Zeitungen durchforstet und die darin befindlichen kuriosen Geschichten zu "Kirchschlagers Criminal- & Curiositäten-Cabinett" zusammengestellt, deren erster Band nun vorliegt.
Der Name verweist, wie der Herausgeber in seinem Vorwort deutlich macht, auf die "Curiositäten-Cabinette" aus Spätrenaissance und Barock, worin die Besucher allerlei Merkwürdigkeiten zu Gesicht bekamen und bei deren Betrachtung nicht selten einen wohligen Schauer des Schreckens verspürten. So findet man auch in diesem Buch Geschichten über Mörder und Verbrecher, Kurioses aus der Kriminalgeschichte sowie einen kleinen Ausflug in die Welt der mittelalterlichen Zoologie.
Die Schwerpunkte des ersten Bandes liegen auf den Themen Exekution und Scheintod. So wird beispielsweise der Vorgang des Pfählens in Form des Reiseberichts eines französischen Schriftstellers geschildert, ebenso wie die Hinrichtung eines Delinquenten durch einen Elefanten.
Darüber hinaus widmet sich Kirchschlager zweier historischer Ereignisse, nämlich der "Zerstörung von Numantia (133 v.Chr.)" und dem "Neapolitanischen Aufruhr (1647)". Unter der Rubrik "Die erschreckende Biographie" wird das Leben des Königs Christian II. von Dänemark genauer beleuchtet, welcher als "dänischer Nero" betitelt wird.
Abgeschlossen wird der Band mit einem Interview mit dem Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke, der vielen wohl am ehesten als "Madendoktor" aus diversen TV-Reportagen bekannt sein dürfte. Dieses Interview ist gleichsam unterhaltsam und informativ und gibt einen guten Einblick in die Arbeit des bekannten Forensikers, nicht ohne auf dessen eigene Publikationen hinzuweisen.
Illustriert wird der Band mit Abdrucken zeitgenössischer Zeichnungen und Kupferstiche sowie Fotografien. Diese sind zwar allesamt untertitelt und mit Verweis auf die Herkunftsquelle versehen, ein ausführlicheres Verzeichnis zur Quellenangabe wäre - wie bei den Geschichten geschehen - jedoch nützlich gewesen.
Das Buch selbst hat einen stabilen Hardcover-Einband. Das Cover ist relativ einfach gehalten und zeigt die Abbildung des Holzschnitts einer Pfählung, welche auch im Inneren des Buches noch einmal zu sehen ist. Positiv fällt die Existenz eines Lesebändchens auf.
"Kirchschlagers Criminal- & Curiositäten-Cabinett 1" ist eine nette Freizeitlektüre für Menschen, die sich beim Lesen auch gerne einmal gruseln. Die enthaltenen Berichte und Geschichten sind teilweise äußerst blutrünstig, was aber in der Natur der Sache liegt. Die Frage nach ihrer Authentizität kann zwar gestellt werden, ist jedoch nicht von Bedeutung, da es sich hier nicht um ein wissenschaftliches historisches Werk, sondern um Unterhaltungslektüre handelt, die einen Einblick in die Kriminalgeschichte von Mittelalter, Renaissance und Barock geben soll.