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Es ist noch ein Zimmer frei in der Juppie-WG von Juliet, David und Alex. Aber sie sind wählerisch und springen hart und zynisch mit den Kandidaten um. Nur wer dieser Tortur standhält und sympathisch ist, kann das Zimmer bekommen. Da fallen einige durch, nur Hugo ist cool genug. Er bekommt das Zimmer, zieht ein und liegt kurz darauf tot in seinem Bett. Neben ihm: der Hinweis auf eine Überdosis Drogen - und ein Koffer voller Geld. Was tun? Die Polizei rufen, unangenehme Fragen über sich ergehen lassen? Besser nicht. Das Geld behalten sie, die Leiche muss verschwinden, sie wollen sie im Wald verscharren. Vorher muss sie aber unkenntlich gemacht werden: Finger- und Zehenabdrücke, Zähne ... Das alles könnte sie verraten, falls die Leiche gefunden wird. Sie losen aus, wer die Verstümmelungen an der Leiche vornehmen soll, und David zieht den Kürzeren. Verbissen und sorgfältig geht er seiner blutigen Aufgabe nach, verscharrt die Leiche - und kommt verstört und verändert wieder aus dem Wald zurück. Das Geld verstecken sie zunächst auf dem Dachboden, ein wenig davon wird anlässlich des neuen Reichtums verprasst. Plötzlich tauchen Gangster auf, die nach dem Geld und den Drogen suchen. Sie werden überwältigt und entsorgt, aber scheinbar war das Grab im Wald nicht tief genug für mehrere Leichen, sie werden gefunden und die WG bekommt plötzlich Besuch von zwei Polizisten, die nur schwer abgewimmelt werden können. Jetzt ist nichts mehr, wie es früher war. Misstrauen macht sich unter den Freunden breit, Davids Verhalten wird immer unheimlicher, er zieht auf dem Dachboden ein und hütet das Geld, an das die anderen heran wollen, jeder überwacht jeden und schließlich eskaliert die Situation ...
Schräge Figuren, eine morbide Story und schwarzen Humor satt, das bietet "Kleine Morde unter Freunden" aus dem Jahr 1994. Danny Boyle, der zwei Jahre nach diesem Film mit "Trainspotting" berühmt wurde und seitdem eine Reihe bekannter Filme gedreht hat - zuletzt "Sunshine" -, treibt seine Figuren an die Grenze des Erträglichen und am Ende auch darüber hinaus. Keiner der WG-Bewohner ist wirklich sympathisch und auch wenn jede Figur ganz eigene Charakterzüge aufweist - gehässig und opportunistisch sind sie alle. Man kann sich mit ihnen nur schwer oder gar nicht identifizieren, dafür sind sie zu künstlich und zu überzeichnet. Wer darauf verzichten kann, hat eine vergnügliche und bisweilen recht blutige schwarze Komödie vor sich, die nichts aussagt, keine Charakterstudie und kein ernsthafter Psychothriller oder Teenie-Slayer-Film ist, sondern etwas sehr eigenes.
Ein wenig hartgesotten muss man schon sein. Zwar sieht man Christopher Eccleston alias David nicht direkt bei seinem blutigen Handwerk im Wald zu, aber man sieht seinen Umriss und hört etwa Sägegeräusche und weiß genau, dass dort gerade Knochen durchgesägt werden. Das ist subtil und fördert die Vorstellung davon, was da gerade passiert. Und beim Finale leidet man sehr mit Alex, gespielt vom damals noch wenig bekannten Ewan McGregor.
Interessant ist auch Juliet, verkörpert von Kerry Fox. Sie ist hin- und hergerissen zwischen dem smarten Alex und dem unsicheren David, der zwar zunehmend psychopathisch auftritt, aber gerade dadurch eine düstere Anziehungskraft auf sie ausübt, zumal er sich nicht scheut zu morden, um die WG, vor allem Juliet, zu retten. Sie heizt mit ihrem beeinflussenden Verhalten zu einem nicht unwesentlichen Anteil die Jeder-gegen-jeden-Stimmung an. Die Figuren zeigen alle im Laufe des Films ihr wahres Gesicht angesichts der Extremsituation. Ob man das Charakterentwicklung nennen kann, ist fraglich. Spannend ist es auf jeden Fall zu beobachten, wohin das bei den einzelnen Figuren führt.
Die DVD hat außer dem Film nur noch die Biografien der Hauptdarsteller und ein paar Trailer zu anderen Filmen zu bieten. Das ist schwach, aber der Film selber ist gut genug und die DVD inzwischen ausreichend billig, um dafür zu entschädigen. Sehr erstaunlich ist, dass der Film nur auf Deutsch auf der DVD ist und keinerlei Untertitel enthält.
"Shallow grave", flaches Grab, lautet der Originaltitel. Der ist zwar passender, aber der deutsche Titel ist sympathischer und klingt mehr nach schwarzer Komödie - das kommt auch selten genug vor. Der Film ist nichts für Leute, die sich gerne mit Figuren identifizieren wollen, denn hier sind alle Figuren auf irgendeine Weise skurril überzeichnet. Ein bisschen subtiler Splatter, ein bisschen offene Konfrontation mit einem großen Küchenmesser, daneben viel Wortwitz und Gehässigkeit, eine morbide Story und absurde Situationen machen diesen Film zu einem echten Geheimtipp für Freunde tiefschwarzen Humors.