Als der kleine Löwe erwacht, ist es tiefe Nacht. Draußen vor der Höhle sitzt der alte Löwe und schaut zum Himmel auf. Er betrachtet einen sehr hellen Stern, der dem kleinen Löwen neu ist.
Der alte Löwe scheint glücklich zu sein und erklärt dem kleinen Löwen, dass ein mächtiger König in Bethlehem geboren worden ist, weit, sehr weit weg von ihrer Höhle. Da beschließt der kleine Löwe nach Bethlehem zu gehen und sich diesen großen König, der sogar mächtiger als der alte Löwe ist, zu besuchen und ihn sich genau anzusehen.
Doch der Weg ist sehr weit. Gebirge, Flüsse, Wüsten und weite Ebenen muss er überwinden. Der kleine Löwe friert, hungert und folgt verbissen dem hellen Stern, der ihm am Himmel den Weg leuchtet. Doch als er endlich den Ort findet, an dem der König geboren sein soll, wendet er sich enttäuscht ab. In einer so armseligen Behausung kann kein großer und mächtiger König auf die Welt kommen.

Antonie Schneider liefert eine gänzlich neue, anfangs irritierende Sicht auf die Geburt von Jesus Christus. Ein Löwe in einer fernen Höhle folgt dem Stern, wendet sich von dem Stall ab, irrt weiter und findet seinen verlorenen Glauben wieder.
Diese seltsame, in einigen Details den Kindern, für die die Geschichte geschrieben ist, unverständliche Geschichte wird bebildert von Maja Dusíková. Ihre in natürlichen, leider auch sehr blassen Farben gehaltenen Aquarelle vermitteln ein heimeliges Bild der Suche des Löwen, des Stalls und der Geburtsstätte von Jesus. Löwen werden zu Kuscheltieren, die Landschaft zu Zuckerwatte.

Leider ist der Clou der Geschichte völlig misslungen. Urplötzlich ist der kleine Löwe groß und betritt freudig den Stall in Bethlehem. Warum? Kann man als Erwachsener noch begründen, welchen Vorgang dies eventuell versinnbildlichen soll, ist es Kindern nicht zu erklären. Eben noch war es ein kleiner Löwe, im nächsten Moment ist er so groß und mächtig wie der alte Löwe am Anfang der Geschichte. So endet diese an sich freundliche, ruhig erzählte Geschichte mit einem Knall, der irritiert und verunsichert.

Eine nette Geschichte, liebevoll gemalte Illustrationen und das erkennbare Bemühen der Autorin, die oft erzählte Geburt von Jesus neu zu betrachten und aus einem gänzlich unverbrauchten Blickwinkel zu beleuchten - und dann dieses Ende, das Kindern den Spaß nachhaltig verdirbt und Erwachsene zu einem Kopfschütteln verführt. Schade, konnte man sich doch in Text und Bild leicht einfühlen und mit den Kindern auf eine ruhige Geschichte zur Weihnachtszeit freuen. So aber bleibt ein Gefühl der Unlust, das Bilderbuch noch einmal hervorzuholen.