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Die junge Chinesin Zhuang Xiaoqiao reist im Februar von Beijing nach London, um ihr Englisch aufzubessern. Ihre Familie betreibt eine kleine Schuhfabrik und erhofft sich durch die dann international erfahrene Tochter bessere Geschäfte.
Z, wie sie sich aufgrund der europäischen Probleme mit ihrem Namen kurzerhand nennt, gerät hier in den Konflikt der vollkommen verschiedenen Kulturen. Ob es nun um ganz banale Verständigung geht oder die Art und Weise des Zusammenlebens, irgendwie scheint in Europa alles ganz anders zu sein. Europäer verstehen nicht, dass Chinesen nur direkt sind, nicht unfreundlich. Und dass es keiner Privatsphäre benötigt, wo doch eigentlich die ganze Familie zusammenlebt. Von dieser seltsamen englischen Sprache mal abgesehen, die eine Vergangenheit und eine Zukunft kennt, also selbst Dinge wie Liebe irgendwann mal "waren", aber nicht mehr "sind".
Und gerade diese Liebe ist ein wichtiges Thema. Die junge Frau verliebt sich in einen etwa zwanzig Jahre älteren Mann, einen Drifter, der von heute auf morgen lebt, der zwar ein Haus, aber kein Zuhause hat, einen Künstler, der jedoch nicht von seinen Skulpturen leben kann. Die Beziehung ist schwierig, es hapert an der Sprache und manchmal am Verständnis für den anderen und doch schaffen sie es durch dieses eine Jahr, das sie im Ausland verbringt.
Er überredet sie auch zu einer Reise, und sie sieht sich mit einem Interrail-Ticket Paris, Amsterdam, Berlin, Venedig, Tavira, Faro und Dublin an und sammelt fleißig Eindrücke, bevor sie im Februar, nach zwölf Monaten Europa, wieder nach Hause fliegt. So trennen sie sich dann schließlich vor seinem Häuschen in London, doch der Kontakt bleibt noch eine gewisse Zeit vorhanden.
Dieses Büchlein ist etwas Besonderes. Man hält als Leser die Notizen der Protagonistin in der Hand, also ein eigentlich privates Manuskript, das teilweise sehr intime Gedankengänge und Gefühle enthält. Gleichzeitig kann man so Zhuangs Entwicklung sehr gut verfolgen: Zu Beginn ist ihr Englisch (hier in der deutschen Übersetzung natürlich ihr Deutsch) sehr schlecht, man findet mehr Bruchstücke als wirkliche Sätze. Doch mit jedem Eintrag wird die Sprache flüssiger, bis sich kaum noch Fehler finden lassen. Auch begreift sie mehr und mehr, wie die europäische Gesellschaft funktioniert. Ihre Vergleiche lassen einen öfters schmunzeln, doch regen sie auch zum Nachdenken über das meist wohl auch eigene Verhalten an und beleuchten so den Leser selbst manchmal kritisch.
Die 350 Seiten sind in dreizehn Monate eingeteilt, von Februar bis zum darauffolgenden Februar. Innerhalb der Monate gibt es viele kleine Kapitel, die jeweils mit einer englischen Vokabel überschrieben sind und mit deren Übersetzung und Erläuterung beginnen. Der dann folgende Inhalt beschäftigt sich mit diesem jeweiligen Ausdruck. Der Roman ist mit einem edel aussehenden Drachenmuster eingebunden und sowohl inhaltlich wie auch verarbeitungstechnisch den Kaufpreis wert!