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In sechs Zeitabschnitten reist man mit "Kluge Mädchen" durch ein Jahrhundert Frauengeschichte. Der Einstieg in jeden einzelnen Abschnitt bildet eine kurze Auflistung wichtiger Eckdaten, einige davon betreffen wichtige "allgemein-politische" Ereignisse, andere "frauen-politische": So dürfen Frauen in Österreich seit 1900 Medizin und Pharmazie studieren und seit 1920 im Deutschen Reich habilitieren. Seit 1971 dürfen auch in der Schweiz die Frauen endlich wählen.
In kurzen Texten (die nie über eine Seite hinausreichen) und vielen Fotos trifft der Leser eine Unmenge an Frauen. Einige von den Texten sind eigens für dieses Buch geschrieben worden, andere aus anderen Quellen (Tagebücher, Anthologien, Zeitschriften, ...) entliehen. Man trifft Bekannte wie Hildegard Knef, Thekla Carola Wied oder Ulla Hahn und viele Unbekannte. Man trifft ältere Frauen, die auf ihre Vergangenheit und jüngere, die auf ihre Zukunft blicken. Man trifft Frauen, die sich mit ihrem Geschlecht und der ihnen auferlegten Rolle auseinandersetzen, und andere, die von ihren Wünschen und Träumen erzählen. Das Buch bietet keine kritische Auseinandersetzung mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft, dass muss der Leser schon selber leisten. Eine solche Auseinandersetzung ist aber sicher auch nicht der Anspruch des Buches. Als buntes Kaleidoskop von Erlebnissen will es Frauen und ihren Weg zeigen - vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute. Man kann das Buch von vorne nach hinten durchlesen oder darin schmökern und einzelne Texte oder Bilder wirken lassen. Was Leser mit dieser Vielfalt anfangen, liegt dann in ihrem eigenen Ermessen und wohl auch an ihrer eigenen Geschichte. Jüngere Leser erfahren etwas über die Zeit ihrer Groß- und Urgroßmütter, während sich die älteren Leser vielleicht an ihre eigene Kindheit und Jugend erinnern. Das Buch ist aber keine Heiligsprechung vergangener Zeiten und auch keine Abrechnung damit. Auch die heutige Jugend kommt zu Wort. Das Buch lädt ein, sich seine eigene Geschichte zu vergegenwärtigen, sich zu fragen, welchen Einfluss die Gesellschaft darauf genommen hat, was es mit dem "Frau-Sein" heute und überhaupt auf sich hat. Dieser Einladung muss man aber nicht folgen, man kann sich auch einfach unterhalten lassen von all den individuellen Geschichten, in denen Frauen und Mädchen die Hauptrolle spielen. Durch ihre unterschiedlichen Themen und Perspektiven wird das letzte Jahrhundert lebendig und vielfältig dargestellt. Vielleicht vermag es sogar, Frauen verschiedener Generationen am Küchentisch zu versammeln, an dem dann natürlich auch Männer willkommen sind.
"Kluge Mädchen" bietet eine unterhaltsame Reise durch die Zeit und ein buntes Kaleidoskop an persönlichen Geschichten.