An einem Samstag im Dezember begibt sich die vierzehnjährige Stephanie gemeinsam mit ihrer Mutter Minna und den jüngeren Geschwistern zum See, um an einem Schulausflug teilzunehmen. Eine langweilige Angelegenheit für die Highschoolschülerin, die sich wieder einmal um die "Kleinen" kümmern muss, während ihre Mutter auf einer Decke in der Sonne liegt. In Gedanken versunken, merkt sie nicht, wie ihre kleine Schwester Gemma plötzlich verschwindet und erst als es ans Zusammenpacken geht, stellen alle Beteiligten fest, dass die Vierjährige nicht mehr da ist. Ohne auch nur eine Sekunde verstreichen zu lassen, beginnt eine aufwendige Suchaktion, die schon bald durch die örtliche Polizei nach allen Kräften unterstützt wird. Doch egal, wie sehr sich alle bemühen - die kleine Gemma bleibt für immer verschwunden.

Siebzehn Jahre später, Stephanie hat ihr Medizinstudium erfolgreich beendet und sammelt erste Erfahrungen in einer Psychiatrischen Klinik, geschieht etwas, das die alten Wunden erneut aufreist. Eine suizidgefährdete Patientin, berichtet von einem Kindheitstrauma, das Stephanie nur zu gut kennt. Denn wie auch in ihrem Leben, gab es bei der jungen Beth eine kleine Schwester, die eines Tages plötzlich verschwunden ist. Doch als wären das der Gemeinsamkeiten nicht genug, nennt Beth auch noch den Namen eines Mannes, der Stephanie bekannt vorkommt. Ein zu seltener Zufall, um keine Bedeutung zu haben und so macht sich Stephanie auf die Suche, um endlich herauszufinden, was damals am Badestrand geschehen ist.

"Komm, spiel mit mir" ist nach "Der Vogelbrunnen" (2012 unter dem Titel: "Der Frauenfänger" veröffentlicht), der zweite Thriller der neuseeländischen Autorin Paddy Richardson, die es wunderbar versteht, subtile Spannung zu erzeugen. Ganz langsam macht sie den Hörer mit einer schicksalhaften Geschichte vertraut, die sich plötzlich als wahrer Albtraum entpuppt. So lässt sie ein kleines Mädchen verschwinden, wiegt alle in dem Glauben, dass diese ertrunken ist und Jahre später, als sich die Familie mehr oder weniger mit dem Unvermeidbaren abgefunden hat, beginnt sie plötzlich alles infrage zu stellen. Ein emotional aufwühlender Thriller, der vor allem von der Gefühlswelt seiner Hauptprotagonistin lebt und eher ergreifend, als spannend ist.

Gelesen wird die dramatische Geschichte um zwei verschwundene Kinder von Tanja Geke, deren wandelbare Stimme gut zum Einsatz kommt. Egal ob sie die kindliche Neugier der kleine Gemma zu Gehör bringt oder die Panik ihrer verzweifelten Mutter, ob sie die Resignation der Highschoolschülerin Stephanie in Szene setzt oder die Besessenheit der Psychiaterin Stephanie. Stets ist ihre Interpretation den Figuren und ihrer derzeitigen Situation angepasst und lässt den Hörer eine Lesung erleben, die fesselnd in Erscheinung tritt.

Fazit:
"Komm, spiel mit mir" ist ein emotional ausgefeilter Thriller, dessen Hauptaugenmerk auf der Gefühlswelt seiner Figuren liegt und der durch die eindrucksvolle Lesung von Tanja Geke unheimlich lebendig wird.

Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website