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Welcher Hobby-Fotograf kennt das nicht: Es begegnet einem eine außergewöhnliche, raffinierte, "verrückte" Aufnahme, und man fragt sich: Wie in aller Welt wurde dieses Foto realisiert? Die Fachliteratur verrät, welche zum Teil sehr teuren Geräte bei solchen Fotos zum Einsatz kommen - und dem Laien stellt sich die nächste Frage: Geht das denn nicht ein bisschen kostengünstiger?
Es geht. Der Fotograf und Autor Chris Gatcum präsentiert in seinem Buch, wie der Untertitel passend angibt, 52 Wochenendprojekte. Dabei handelt es sich überwiegend um Anleitungen und Anregungen zum Basteln von Hilfsmitteln und Ausrüstungsgegenständen mit preiswerten und einfachen Materialien. Zum Teil werden auch Vorgehensweisen erläutert, etwa, wenn es um die Tropfenfotografie geht.
Im ersten Abschnitt, "Kreativ fotografieren", werden sehr unterschiedliche Techniken präsentiert, zum Beispiel die Betonung von Stimmungen durch einen "falschen" Weißabgleich, die Integration von Sternenspuren in Nachtaufnahmen und das Arbeiten mit altmodischen Spielzeugkameras. Der zweite Abschnitt zeit auf, wie man eventuell auf die Anschaffung teurer Spezialobjektive verzichten kann, und wie sich Zubehör, zum Beispiel Beanbag, Schnurstativ, Lichtwürfel und Filter, leicht und billig selbst herstellen lassen.
Eine vielseitige Beleuchtungsausstattung stellt der dritte Teil vor – hier lernt man, alles Erdenkliche zu basteln vom Blitz-Diffusor über ein Ringlicht bis hin zur Studio-Softbox. Im vierten Abschnitt erfährt der Leser, wie er die digitale Bildbearbeitung für seine Zwecke einsetzen kann: weniger für Korrekturen, von stürzenden Linien und schiefen Horizonten abgesehen, als für extravagante Effekte, etwa mittels HDR-Fotografie, digitaler Infrarot-Fotografie und Tools, mit deren Hilfe ein ganz normales Panorama zur kleinen Kugelwelt wird.
Die 52 Projekte umfassen meist je ein bis zwei Doppelseiten. Ein zusammenfassender Eingangstext beschreibt, auf welche Situationen sich ein Effekt anwenden lässt, beziehungsweise, für welche Art von Aufnahmen sich ein bestimmtes Zubehörteil besonders eignet und warum dies jeweils so ist. Im Anschluss werden die Kamera, das Zubehör und gegebenenfalls Bastelgegenstände und Werkzeuge aufgeführt, die für das Projekt benötigt werden. Zudem ist der Schwierigkeitsgrad, angesiedelt zwischen 1 und 3, angegeben.
Eine detaillierte Erläuterung des zu Erreichenden folgt, der sich wiederum eine detaillierte und bei Bedarf bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitung anschließt. Mehrere Beispielfotos zeigen, sofern es um den Nachbau eines Ausrüstungsteils geht, das fertige Objekt sowie mit seiner Hilfe aufgenommene Fotos. Ein Kasten mit Tipps versieht den Leser mit weiteren Informationen.
Selbst wer vielleicht plant, sich nach und nach eine mehr oder weniger professionelle Ausrüstung zuzulegen, hat an diesem Buch Vergnügen. Einerseits sind da die vielen vorgestellten Effekte, von denen man als Laie oft nicht weiß, wie sie erzeugt werden, etwa, wenn sich bei Nachtaufnahmen runde kleine Lichtquellen in aufblitzende Sterne verwandeln – ein eigentlich simpler Trick! -, zum anderen muss man nicht unbedingt warten, bis man sich das gewünschte teure Ringlicht oder gar ein Tilt-Objektiv zusammengespart hat: Das selbst gebaute Ringlicht besteht im Wesentlichen aus zwei Kunststoffschüsseln, das Tilt-Objektiv aus Abflussreinigergummi.
Und wer eine Kompaktkamera besitzt, kann auf einen erheblichen Teil der vorgestellten Tricks zurückgreifen, ohne gleich eine Spiegelreflexkamera kaufen zu müssen.
Die Trickkiste selbst ist sehr attraktiv, auch, was digitale Bildbearbeitung betrifft, und auf die Idee, eine (gern auch kaputte) zweiäugige Kamera für bestimmte Effekte einzusetzen, wird man wohl ebenso wenig "von selbst" kommen wie auf das Herumbasteln an einer Spielzeugkamera oder die Herstellung eines Objektivvorsatzes, der ein bestimmtes "künstliches" Bokeh erzeugt.
Die Anleitungen sind anschaulich beschrieben und nicht zuletzt auch aufgrund der Bebilderung für weniger geübte Bastler durchaus geeignet. Lange und detaillierte Fotografieerfahrung ist weniger erforderlich als Neugier und Experimentierfreude – und vielleicht etwas Geduld beim sorgfältigen Basteln.
Eine echte Fundgrube für alle Hobby-Fotografen, die Lust auf nicht alltägliche Aufnahmen und Techniken haben!