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 Krieg! Juden zwischen den Fronten


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Mit Beginn des Ersten Weltkrieges ergab sich für viele Juden in Deutschland eine Chance: Hier konnten sie die Zugehörigkeit zum deutschen Volk unter Beweis stellen. So zogen auch viele Juden in den Krieg oder leisteten an der "Heimatfront" wichtige Dienste. Ungeachtet dessen erfuhren die Juden im Jahre 1916 jedoch eine tiefe Kränkung, als mit der sogenannten "Judenzählung" im deutschen Heer ihre Leistungen in Frage gestellt wurden. Zunehmend sahen sich nun jüdische Soldaten antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt.

Dieser kurze inhaltliche Abriss liefert den Rahmen des vorliegenden Ausstellungsbandes "Krieg! Juden zwischen den Fronten 1914-1918" anlässlich einer gleichnamigen Ausstellung im Jüdischen Museum München. Darin sind insgesamt neun Essays versammelt, welche die Haltung der Juden zum Ersten Weltkrieg auf vielfältige Weise in den Blick nehmen. So findet sich hier beispielsweise die Untersuchung zum Kriegstagebuch eines jüdischen Kriegsteilnehmers genauso wie ein Beitrag zur Rolle des jüdischen Chemikers Fritz Haber. Letzterer war maßgeblich an der Entwicklung von Giftgaswaffen beteiligt, die dem Krieg eine ganz neue Dimension gaben. Auch der oben bereits erwähnten "Judenzählung" wird ein eigener Beitrag gewidmet.

Neben den Essays, die gut ungefähr drei Viertel des Buches einnehmen, findet der Leser im letzten Teil des Bandes ein Verzeichnis der Ausstellungsexponate. Abgerundet wird das Buch schlussendlich durch "Notizen zur Ausstellungsgestaltung".

So zahlreich die Bucherscheinungen zum Ersten Weltkrieg auch sind und waren, dieses Thema fehlte bislang: Juden und der Erste Weltkrieg. Umso erfreulicher, dass das Jüdische Museum München nicht nur eine Ausstellung zum Thema konzipiert, sondern dass der Hentrich & Hentrich Verlag auch eine Begleitpublikation ermöglicht hat. Darin findet der Leser zahlreiche Essays, welche ganz verschiedene Perspektiven beleuchten. Der Schwerpunkt liegt dabei zwar insgesamt auf jüdischen Soldaten, doch mit einem Beitrag zu dem jüdischen Wissenschaftlern Fritz Haber und Richard Willstätter sowie zur "Lebenswirklichkeit osteuropäischer Juden" werden auch andere jüdische Personenkreise oder Gruppen berücksichtigt. Egal ob jüdische Soldaten, Wissenschaftler oder Zivilisten, beeindruckend ist während des gesamten Bandes, wie eng die Autoren an den Menschen bleiben. Denn immer wieder kommen konkrete Schicksale zur Sprache, welche den Fakten ein Gesicht geben.

Sehenswert ist der Band zudem aufgrund der zahlreichen, hochwertigen Abbildungen, die wie im Falle des Beitrags "Bilder erzählen. Eine Annäherung an die Lebenswirklichkeit osteuropäischer Juden im Ersten Weltkrieg" sogar explizit im Zentrum der Betrachtung stehen. Schade ist hingegen, dass nicht alle Ausstellungsexponate abgedruckt wurden. Es finden sich im abschließenden Verzeichnis durchaus einige Abbildungen sowie Verweise auf Dokumente im Essay-Teil, doch leider sind dies bei weitem nicht alle Exponate. Nichtsdestotrotz ein informativer und sehenswerter Band, der eine bisher weitgehend unbeachtete Perspektive in Bezug auf den Ersten Weltkrieg zeigt.

Weitere Informationen sowie eine Leseprobe finden sich auf der Webseite des Verlags.

Matthias Jakob Schmid



Softcover | Erschienen: 1. Juli 2014 | ISBN: 9783955650636 | Preis: 24,90 Euro | 324 Seiten | Sprache: Deutsch

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