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Zweifellos steht das Städel Museum im Zentrum der Frankfurter Museenlandschaft. Seine Sammlung von Kunstwerken aus 700 Jahren und seine Sonderausstellungen ziehen zahlreiche Besucher aus der Stadt sowie der näheren und ferneren Umgebung an. Das Museum bietet unter anderem eine Fülle an Gemälden, Skulpturen und Fotografien aus dem Zeitraum von etwa 1800 bis 1945. Solche, anhand derer sich die internationale - vor allem europäische - Kunstgeschichte nachvollziehen lässt, aber auch interessante Stücke von weniger bekannten und wegweisenden Künstlern. Im hier besprochenen Buch wird genau dieser Teil der städelschen Sammlung vorgestellt.
Auf das Vorwort des seit Kurzem ehemaligen Städel-Direktors und einen einführenden Artikel folgen zwölf Beiträge von einzelnen Personen des öffentlichen Lebens - teils mit, teils ohne konkreten Frankfurt-Bezug -, die sich mit einzelnen Kunstwerken der Sammlung befassen. Unter den Autoren finden sich unter anderem Eva Demski, Roger Willemsen, Durs Grünbein und Helmut Schmidt. Es schließen sich sieben überwiegend an den einzelnen Kunstepochen orientierte Kapitel an, in denen die Exponate vorgestellt werden. Der Anhang bietet ausgewählte Literatur, eine Künstlerliste, das Impressum, den Autoren- und den Bildnachweis.
Bereits 2011 erschien die erste Ausgabe dieses Bandes, nun liegt eine aktualisierte und um zwischenzeitliche Neuerwerbungen ergänzte Neuauflage vor. Die Aktualisierungen betreffen beispielsweise die Lebens-Eckdaten mittlerweile verstorbener Autoren (Roger Willemsen, Helmut Schmidt). Was dieses Buch zu etwas Besonderem macht, sind nicht zuletzt die Gedanken der zwölf prominenten Autoren, die eingangs jeweils ein Bild der Sammlung aus ihrer Sicht vorstellen und interpretieren. Bis auf Schmidts Beitrag, ein Interview, handelt es sich um Essays. In diesen sehr persönlichen und mit dem unverstellten Blick des - zwar umfassend gebildeten - Laien vorgenommenen Betrachtungen spielen auch Erinnerungen, Emotionen und individuelle Entwicklungen eine wesentliche Rolle. Sie bieten einen spannenden Kontrast zum Hauptteil, in dem die Kunstwerke der städelschen Moderne-Sammlung von Fachleuten präsentiert werden, auch dies für den Laien gut verständlich und fesselnd.
Zu Anfang eines jeden Kapitels erhält der Leser eine Einführung in die entsprechende Epoche, die mit Abbildungen von hierfür relevanten Werken - überwiegend aus eigenen Beständen - versehen sind. Ganz im Stil eines klassischen Ausstellungskatalogs folgen darauf recht großformatige Abbildungen der Exponate in bester Druckqualität. Nebst einem kurzen erläuternden Text finden sich die erforderlichen Angaben: Künstlername und Lebenseckdaten, Titel, Materialien, Maße, Erwerbshistorie, Eigentümer - sofern dies nicht das Städel selbst ist - und Inventarnummer.
Durch diesen Katalog kann der Leser blättern und faszinierende Werke eingehender betrachten oder ihn von Anfang bis Ende ansehen und lesen, was sich angesichts der Fülle und Vielseitigkeit der Sammlung definitiv lohnt; an den Essays und dem Schmidt-Interview am Anfang des Buchs dürfte ohnehin kaum ein Kunstinteressierter "vorbeikommen", ohne sich festzulesen. Zwar würde die ein oder andere Abbildung in einem etwas größeren Format noch intensiver wirken, doch ein entsprechendes Layout hätte wohl den Umfang des Buchs und die Übersichtlichkeit der Präsentation gesprengt.
Nicht nur für Frankfurter Freunde der Kunst und insbesondere des Städels stellt dieser Band eine lohnende Investition dar: Er macht die Kunst von anderthalb Jahrhunderten Moderne auf so fundierte wie charmante Weise begreifbar und ermutigt zur persönlichen Auseinandersetzung mit herausragenden Werken.
Weitere Informationen zum Buch sowie einzelne Bilder des Bandes finden sich auf der Webseite des Verlags.