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Wenn man den Namen Leni Riefenstahl hört, verbindet man diesen vor allem mit ihrer Tätigkeit als Regisseurin für die Nationalsozialisten. Jene Assoziation ist aufgrund der Bedeutsamkeit dieser Liaison für ihre Karriere durchaus gerechtfertigt, verkennt jedoch auf der anderen Seite einen Teil des künstlerischen Schaffens Leni Riefenstahls. Denn diese war sowohl vor 1933 als auch nach 1945 als Künstlerin tätig. Daher beschränkt sich der Sammelband "Kunst und Ästhetik im Werk Leni Riefenstahls" nicht nur auf die Zeit von 1933 bis 1945, sondern nimmt auch ihre künstlerische Tätigkeit vor und nach dieser Zeit in den Blick. Hauptziel des Buches, das aus einer interdisziplinär angelegten Tagung der Schwabenakademie Irsee hervorging, ist dabei weniger, die politische Dimension des Werkes Leni Riefenstahls zu erfassen, sondern deren künstlerisches bzw. ästhetisches Wirken, was natürlich nicht heißt, dass das eine vom anderen vollständig zu trennen ist, so dass die beiden Herausgeber Markwart Herzog und Mario Leis bereits in ihrer Einführung Riefenstahls Werk mit den Worten "künstlerischer Eigensinn in politischem Kontext" umschreiben. Die Herangehensweisen der einzelnen Autoren an die Thematik werden dabei in die folgende vier Bereiche gegliedert: "Tanz – Schauspiel – Bergfilm", "Filmregie – Filmproduktion – Propaganda-Kunst", "Dokumentarfilm & Fotografie", "Rezeption & Stilisierung".
Bereits bei der Betrachtung der Grobgliederung wird deutlich, dass die einzelnen Beiträge eine große Heterogenität aufweisen. Dabei erweist sich die Kategorisierung, unter die die einzelnen Aufsätze gefasst werden, nur bedingt als hilfreich, da die einzelnen Kategorien sehr disparat und wenig trennscharf angelegt sind. Inhaltlich hervorgehoben werden muss vor allem der Beitrag des Musikwissenschaftlers Stefan Strötgen, der mit seiner Fokussierung auf den Rhythmus bei Riefenstahls Propagandafilm "Triumph des Willens" nicht nur eine andere Perspektive – das Gros der Aufsätze stellt visuelle bzw. inhaltliche Aspekte in den Mittelpunkt – liefert, sondern seine Erkenntnisse auch klar und präzise darlegen kann. Letzteres mag vielleicht auch der Tatsache geschuldet sein, dass Strötgen mit seiner Konzentration auf den Parameter "Rhythmus" eine sinnvolle Einschränkung wählt, die der Kürze der Darstellungsmöglichkeiten gerecht wird. Dahingegen schneiden andere Beiträge des Bandes (zum Beispiel "Sport – Ästhetik – Ideologie: Riefenstahls Olympia-Filme") ein deutlich breiteres Themenfeld an, so dass diese aufgrund des begrenzten Raumes deutlich oberflächlicher bleiben. Als besonders leserfreundlich erweist sich, dass bei dem Beitrag von Gaëlle Liedts, der sich mit der Rezeption Leni Riefenstahls in Frankreich beschäftigt, die französischen Originalzitate in den Fußnoten übersetzt werden. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Buch auf fachlich versierte Leser abzielt, da die Beiträge insgesamt recht theorielastig angelegt sind. Etwas verwundert darf man jedoch sein, dass trotz dieses Anspruchs vereinzelt der zweifelhafte Quellennachweis "Wikipedia" auftaucht.